Mehrere Tote und Verletzte nach Amoklauf in Hamburg

Polizisten und Helfer sind in Hamburg im Einsatz. Bei einem Schüssen in einer Hamburger Kirche sind am Donnerstagabend mehrere Menschen getötet und einige Personen verletzt worden. Foto: Jonas Walzberg/dpa
In Hamburg fallen am Donnerstagabend Schüsse, Polizei und Feuerwehr sind mit einem Großaufgebot vor Ort. Tote und Verletzte werden aus einem Gebäude der Zeugen Jehovas getragen. Der Tatort ist weiträumig abgesperrt.
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Letztes Update am Freitag, um 7.00 Uhr
Bei Schüssen während einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Hamburg sind mehrere Menschen getötet und einige Personen verletzt worden. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung starben am Donnerstagabend sieben Menschen, mindestens acht weitere Personen seien verletzt worden. "Die Toten haben alle Schussverletzungen", sagte ein Polizeisprecher. Der Täter ist möglicherweise tot. „Es gibt Hinweise darauf, dass es der Täter sein könnte. Aber ob es wirklich der Täter gewesen ist, das ist noch unklar.“ seine Tat stuft die Polizei nach Informationen aus Sicherheitskreisen als Amoklauf ein.
Der Vorfall ereignete sich im Hamburger Stadtteil Alsterdorf. Die Polizei sprach von einer Großlage. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen stuft die Hamburger Polizei die Schüsse als Amoktat ein.
Mehrere Menschen getötet
"Es ist nach ersten Erkenntnissen so, dass mehrere Tote unter den Opfern zu beklagen sind", hieß es weiter. Konkrete Zahlen nannte die Polizei zunächst nicht. Auch die Hamburger Innenbehörde wollte zunächst keine Zahlen bestätigen.
Es gebe keinen Hinweis auf einen flüchtigen Täter: "Im Moment ist die Lage soweit beruhigt", sagte ein Polizeisprecher. Streifenwagen mit Blaulicht sperrten den Tatort am Abend weiträumig ab. Streifenbeamte mit Maschinenpistolen sicherten den Bereich zusätzlich ab. Die weiträumigen Absperrungen waren am Freitagmorgen zunächst abgebaut und die Straße wieder freigegeben worden.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zeigte sich bestürzt über die Schüsse während einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas. "Die Meldungen aus Alsterdorf / Groß Borstel sind erschütternd", schrieb Tschentscher bei Twitter. "Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl. Die Einsatzkräfte arbeiten mit Hochdruck an der Verfolgung der Täter und der Aufklärung der Hintergründe." Tschentscher rief die Bürgerinnen und Bürger auf, die Hinweise der Polizei zu beachten.

Polizisten stehen in einem Gebäude. Die Polizei spricht von einer Großlage.
Innebehörde warnt: "Extreme Gefahr"
Über eine amtliche Gefahrendurchsage der Behörde für Inneres in Hamburg war die Rede von einer "extremen Gefahr". "Am heutigen Tage gegen 21.00 Uhr schoss(en) ein oder mehrere unbekannte Täter auf Personen in einer Kirche", hieß es in dem Text. Die Polizei sei gegen 21.15 Uhr telefonisch über die Schüsse informiert worden.
Eine Nachbarin berichtete von mehreren Schüssen bei der Veranstaltung der Zeugen Jehovas. „Es waren ungefähr vier Schussperioden. In diesen Perioden fielen immer mehrere Schüsse, etwa im Abstand von 20 Sekunden bis einer Minute“, berichtete Studentin Lara Bauch. Später seien Menschen von Polizisten an Händen und Füßen auf die Straße getragen worden.
Eine besondere Einheit der Bereitschaftspolizei, die gerade in der Nähe war, sei in das Objekt reingegangen und habe sogar auch noch einen Schuss gehört, so der Polizeisprecher weiter. Dabei sei auch eine Person aufgefunden worden. "Ob es sich dabei um den Täter handelt, ist noch unklar."
Vier Stunden nach den tödlichen Schüssen betrat schließlich die Spurensicherung in der Nacht den Tatort. Auch um 4.15 Uhr morgens waren sie am Freitag noch in dem dreistöckigen Gewerbegebäude unterwegs. Die Polizei sicherte am frühen Freitagmorgen vor, hinter und in den dreigeschossigen Gebäude weiter Spuren. Im Gebäude maßen die Ermittler den Tatort mit einem 3D-Scanner aus. Der Eingang war dabei mit einem Sichtschutz abgedeckt.
„Im Moment laufen hier die Übergaben. Das ist alles im Fluss“, sagte ein Polizeisprecher dazu am Freitagmorgen in Hamburg. Details zu den Toten und Verletzten und zum Tathergang konnte er zunächst nicht nennen. Dazu gebe es noch keine weiteren Informationen. Für den Freitagmittag war eine Pressekonferenz in Hamburg geplant.
Art der Veranstaltung unklar
Welche Art von Veranstaltung in der Kirchengemeinde der Zeugen Jehovas abgehalten wurde, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Zeugen Jehovas war für den Donnerstagabend eine von zwei wöchentlichen Zusammenkünften angekündigt. Polizeiangaben zufolge hatten mehrere Menschen die Veranstaltung besucht.
Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Gemeinschaft mit eigener Bibel-Auslegung. Die Anhänger glauben an Jehova als „allmächtigen Gott und Schöpfer“ und sollen sich strengen Vorschriften unterwerfen. Sie sind davon überzeugt, dass eine neue Welt bevorsteht und sie als auserwählte Gemeinde gerettet werden. Weltweit haben die Zeugen Jehovas etwa acht Millionen Mitglieder. Die „Weltzentrale“ ist in New York. Die deutsche Gemeinschaft mit weniger als 200 000 Mitgliedern gehört zu den größten in Europa.
"Wir prüfen derzeit die Hintergründe und informieren hier in Kürze über nähere Erkenntnisse", teilt die Hamburger Polizei auf Twitter mit.
Die Polizei ist weiterhin mit einem Großaufgebot vor Ort.
Auch zwei Stunden nach der Tat "liegen keine gesicherten Informationen zu dem Tatmotiv vor", meldet die Polizei per Twitter. "Wir bitten darum, keine ungesicherten Vermutungen zu teilen und/oder Gerüchte zu streuen."
Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, sollen sechs Menschen ums Leben gekommen sein, sieben weitere Personen wurden schwer verletzt.
Tatort weiträumig umfahren
Die Straßen am Schadensort wurden umfangreich abgesperrt. Die Polizei bat Verkehrsteilnehmer den abgesperrten Bereich weiträumig zu umfahren. "Meiden Sie den Gefahrenbereich. Im Gefahrenbereich verbleiben Sie an ihrem derzeitigen Aufenthaltsort und begeben sich vorläufig nicht ins Freie." Zudem sollte die Notrufnummer 110 nur im äußersten Notfall oder für relevante Beobachtungen genutzt werden.
Tschentscher "erschüttert"
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat sich bestürzt gezeigt über die Schüsse während einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas. "Die Meldungen aus Alsterdorf / Groß Borstel sind erschütternd", schrieb Tschentscher am Donnerstagabend bei Twitter.
"Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl. Die Einsatzkräfte arbeiten mit Hochdruck an der Verfolgung der Täter und der Aufklärung der Hintergründe." Tschentscher rief die Bürgerinnen und Bürger auf, die Hinweise der Polizei zu beachten.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich „erschüttert“ über die Tat im Hamburger Stadtteil Alsterdorf. „Meine Gedanken sind in dieser schweren Stunde bei den Opfern und ihren Angehörigen, bei den Gemeindemitgliedern und auch bei den Einsatzkräften“, sagte Faeser der Deutschen Presse-Agentur.
Die Polizei richtete ein Hinweisportal ein. Auf der Webseite https://hh.hinweisportal.de/ könnten „Fotos und Videos zur Tat oder relevanten Ereignissen in diesem Zusammenhang hochgeladen werden“, teilte die Polizei Hamburg auf Twitter mit. (dpa/set/fe)

Polizisten in Spezialausrüstung.

Polizisten und Helfer am Tatort in Hamburg.