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Clan-Milieu

Metall-Diebstahl bei Aurubis: So groß ist der Schaden

Blick auf den Schriftzug "Aurubis" über dem Eingangstor von Aurubis Werk Ost. Foto: Georg Wendt/dpa

Blick auf den Schriftzug "Aurubis" über dem Eingangstor von Aurubis Werk Ost. Foto: Georg Wendt/dpa

Der durch Metalldiebstähle verursachte Schaden ist bei dem Hamburger Kupferhersteller Aurubis höher als zunächst angenommen. Was die außerordentliche Inventur ergeben hat.

Dienstag, 19.09.2023, 13:45 Uhr

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Der Wert der beim Hamburger Kupferhersteller und Recycling-Spezialisten Aurubis gestohlenen Metalle beläuft sich auf fast 200 Millionen Euro. Eine außerordentliche Inventur im Zuge der Diebstahls- und Betrugsfälle habe ergeben, dass der Fehlbestand an Edelmetallen das operative Ergebnis vor Steuern des Geschäftsjahres 2022/23 um 185 Millionen Euro negativ beeinflusse, teilte der Konzern am Dienstag mit. Aurubis erwarte, dass durch Versicherungen rund 30 Millionen Euro sowie durch zusätzlich arrestiertes Vermögen die negativen Effekte noch teilweise kompensieren werden können.

Auf Basis der außerordentlichen Inventur korrigierte Aurubis seine Prognose für das Geschäftsjahr 2022/23 deutlich nach unten. Statt ein operatives Ergebnis von 450 bis 550 Millionen Euro erwarte der Konzern nun nur noch 310 bis 350 Millionen Euro. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital prognostizierte das Unternehmen nun auf 8 bis 12 Prozent - nach 14 bis 18 Prozent vor dem Edelmetall-Fehlbestand.

 Betrug mit Recycling-Lieferungen

"An der Aufklärung der Sachverhalte der kriminellen Aktivitäten arbeiten wir mit Hochdruck und eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen", sagte Aurubis-Chef Roland Harings. Unter anderem seien externe Forensik-Spezialisten im Einsatz. Gleichzeitig werde das Schutzniveau erhöht.

Aufgefallen war der Betrug bei regelmäßigen Überprüfungen des Metallbestands. Es gab erhebliche Abweichungen vom Soll-Bestand sowie Abweichungen bei Sonderproben bestimmter Recycling-Lieferungen. Aurubis geht davon aus, dass manipulierte Proben mit hohen Gehalten wertvoller Metalle abgegeben wurden, die eigentlichen Lieferungen dann aber deutlich weniger wertvolle Metalle enthielten - wodurch letztlich überhöhte Rechnungen bezahlt wurden. Welche Lieferanten konkret betroffen seien, könne Aurubis noch nicht sagen. Dies sei Gegenstand laufender Untersuchungen.

Aurubis-Diebstähle: Clan-Razzia in Fredenbeck, Jork, Harsefeld und Drochtersen

Im Sommer hatte es eine Großrazzia im Clan-Milieu im Kreis Stade gegeben. Es gab spektakuläre Durchsuchungen in Fredenbeck, Jork, Harsefeld, Drochtersen und auch Neu Wulmstorf. Sechs Männer waren festgenommen worden. 

Der Bande wird vorgeworfen, gewerbsmäßig und im großen Stil bei Aurubis unter anderem Anodenschlamm entwendet zu haben. Dieser ist ein sehr wertvolles Abfallprodukt bei der Kupferproduktion, er enthält Edelmetalle wie Gold und Platin. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft, aber auch der Konzern selbst gehen davon aus, dass der Diebstahl rund 20 Millionen Euro in die Kasse der Bande spülte.

Aurubis ist eigenen Angaben zufolge ein führendes Unternehmen für das Recycling von Kupfer, Edelmetallen und anderen Nichteisenmetallen, die sich in den verschiedensten metallhaltigen Konsum- und Gebrauchsgütern wie elektronischen Geräten verbergen. Neben Kupfer, Blei, Nickel und Zink fallen im Recycling beispielsweise auch Gold und Silber oder Platin und Palladium an.

(dpa)

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