Neue Corona-Regeln ab heute – Kritik an Maskenpflicht für Pflegeheimbewohner

Ein Schild macht auf die Maskenpflicht aufmerksam: «Zutritt nur mit Mund-Nasen-Schutz!».
Ab dem heutigen Samstag gelten neue Corona-Maßnahmen. Vorgeschrieben werden unter anderem FFP2-Masken in Kliniken, Arztpraxen und Pflegeheimen. Die Maskenpflicht für Pflegeheimbewohner ruft Kritiker auf den Plan.
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In Krankenhäusern, Pflegeheimen und Arztpraxen gilt ab sofort deutschlandweit die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske. Auch in Fernzügen müssen Fahrgäste FFP2-Maske tragen, wobei für Kinder eine einfache OP-Maske genügt. In S- und U-Bahnen sowie in Bussen und auf Fähren des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) dürfen auch Erwachsene einfache medizinische Masken tragen. FFP2-Masken sind nicht mehr verpflichtend vorgeschrieben, aber empfohlen. In Flugzeugen fällt die Maskenpflicht weg. In Pflegeheimen und Kliniken muss zudem vor dem Zutritt ein negativer Test vorgelegt werden.
Die Länder können zudem eine Maskenpflicht in Nahverkehrszügen und -bussen sowie in Innenräumen wie Geschäften und Restaurants vorschreiben, müssen dies aber nicht. Wer einen negativen Test vorzeigt, ist in der Gastronomie und bei Veranstaltungen zwingend von einer solchen Pflicht auszunehmen.
An Schulen und Kitas können Tests vorgeschrieben werden. Ab Klasse fünf ist eine Maskenpflicht möglich. Wenn sich die Infektionslage verschlimmert, können die Länder mit einem Landtagsbeschluss weitere Vorgaben machen. Dazu zählen etwa Besucher-Obergrenzen für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen.
Seniorenvertreter sehen FFP2-Maskenpflicht als erheblichen Einschnitt in Lebensqualität
Seniorenvertreter und Patientenschützer haben die ab 1. Oktober geltenden FFP2-Maskenregeln für Pflegeheimbewohner kritisiert. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei "absurd", pflegebedürftigen Menschen einen Mund-Nasen-Schutz zu verpassen und das politisch als Pandemieschutz zu verkaufen. "Statt Maskenpflicht für alle im Pflegeheim braucht es ein tägliches, kostenloses Testregime für Mitarbeiter und Besucher."
"Für Menschen in Pflegeheimen bedeutet die FFP2-Maskenpflicht einen erheblichen Einschnitt in ihre Lebensqualität", sagte die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso), Regina Görner der dpa. "Das Pflegeheim ist ihr Zuhause, in dem sie sich dann nicht mehr ohne Maske frei bewegen können."
Die von Bund und Ländern beschlossenen neuen Corona-Regeln sehen vor, dass in Kliniken und auch Pflegeeinrichtungen grundsätzlich FFP2-Masken getragen werden müssen. "In den für ihren dauerhaften Aufenthalt bestimmten Räumlichkeiten" müssen die Bewohner dies laut Infektionsschutzgesetz nicht tun. Nach Ansicht der Seniorenvertreter und der Stiftung Patientenschutz bedeutet das, dass sie die Maske nur in ihrem Zimmer ablegen dürfen.
Wege etwa zum Essensraum oder eine Teilnahme an Freizeit- und Beschäftigungsangeboten seien nur mit Mund-Nasen-Bedeckung möglich, kritisiert die Bagso. "Es ist nicht nachvollziehbar, warum solche drastischen Eingriffe trotz eines hohen Schutzniveaus in der stationären Pflege durch regelmäßige Testungen und hohe Impfquoten sowie verbesserten medizinischen Versorgungsmöglichkeiten erfolgen sollen." Görner rief die Gesundheitsminister der Länder dazu auf, alle Möglichkeiten zu nutzen, um eine Maskenpflicht für die Bewohner von Pflegeeinrichtungen zu verhindern.
Brysch appellierte an Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), "seinen Fehler bei der Maskenpflicht für Pflegebedürftige in den Heimen" zu beenden. Es müsse auf humane und wirksame Konzepte gesetzt werden. "Schließlich gilt es, der Hochrisikogruppe ein würdiges Leben mit dem Virus zu ermöglichen." (dpa)