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Gestörte Idylle

„Mietnomaden“: Campingplatz-Streit an der Ostsee eskaliert

Der Dünen-Campingplatz in Prerow hat eine lange Tradition: Schon in den 1950er Jahren schlugen Camper dort ihre Zelte auf.

Der Dünen-Campingplatz in Prerow hat eine lange Tradition: Schon in den 1950er Jahren schlugen Camper dort ihre Zelte auf. Foto: Jens Büttner/dpa

Der Streit um den „schönsten Campingplatz Deutschlands“ am Ostseestrand von Prerow nimmt persönliche Züge an. Der Umweltminister und der langjährige Betreiber schenken sich dabei nichts.

Von dpa Mittwoch, 13.03.2024, 19:30 Uhr

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Prerow/Schwerin/Schönkirchen. Der Ferienanlagenbetreiber Regenbogen AG will im erbittert geführten Streit mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern über den Dünen-Campingplatz in Prerow rechtlich gegen Äußerungen von Umweltminister Till Backhaus (SPD) vorgehen. „Wir nehmen nicht hin, als Mietnomaden denunziert zu werden. Wir nehmen auch den Vorwurf nicht hin, Erpresser genannt zu werden“, begründete Regenbogen-Vorstand Patrick Voßhall am Mittwoch den Schritt. Deshalb habe man die Kanzlei des Medienrechtlers Matthias Prinz mandatiert, rechtliche Schritte gegen den Minister vorzubereiten.

Hintergrund des Konflikts sind Kündigungen von zwei unterschiedlichen Pachtverträgen für das Campinggelände und laufende Rechtsstreitigkeiten vor Gericht zwischen dem Land und der staatlichen Stiftung für Umwelt- und Naturschutz als Eigentümer einerseits und der Regenbogen AG andererseits, die den Platz seit 1991 betreibt. Die Regenbogen AG hat ihren Firmensitz in Schönkirchen (Schleswig-Holstein) und in Deutschland 19 Anlagen in Betrieb, darunter sechs in MV.

Campingplatz in Prerow: Verkauf, Kündigung, Klage

Voßhall bezog sich auf ein Interview des Ministers, das er Anfang der Woche dem NDR gab. Darin hatte er die Regenbogen AG als „schlechten Verlierer“ bezeichnet, der „mit der Angst der Dauercamper“ und „fadenscheinigen“ Argumenten arbeite, um die Flächen auf dem „schönsten Campingplatz Deutschlands“ nicht aufgeben zu müssen. Dabei hatte Backhaus gesagt, er sei nicht erpressbar. Zuvor hatte er das Verhalten der Regenbogen AG mit dem von Mietnomaden in Verbindung gebracht.

Fest steht, der Streit um die Zukunft des Dünen-Campingplatzes in Prerow ist eskaliert. Backhaus sieht nach einer eingereichten Räumungsklage wenig Chance auf eine außergerichtliche Einigung und spricht von „Mietnomaden“. Die Voßhalls sprechen alle drei von „staatlicher Willkür“ und die betroffene Gemeinde Born a. Darß assistiert.

Zoff ums Camper-Idyll in den Dünen

Der Dünen-Campingplatz in Prerow hat eine lange Tradition: Schon in den 1950er Jahren schlugen Camper dort in wunderbarer Natur und direkter Strandnähe ihre Zelte auf. Seit der Wende liegt der rund 2,5 Kilometer lange Streifen im damals neu gegründeten Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. 1991 übernahm die heutige Regenbogen AG die Anlage. Es war ihre erste von heute insgesamt 19 Anlagen in Deutschland.

Die Lage änderte sich, als 2022 die landeseigene Stiftung für Umwelt- und Naturschutz wichtige Flächen des Campingplatzes von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben kaufte. Fortan wurde ein neuer Pächter gesucht und mit der „Camper‘s Friend GmbH“ gefunden. Auch die Regenbogen AG nahm an dem Auswahlverfahren teil, habe aber laut Ministerium mit ihrem Konzept nicht überzeugen können. Es folgte die Kündigung des Pachtvertrages zum 31. Dezember 2023 und im Anschluss Anfang vorigen Monats die Räumungsklage für die Strandfläche. Soweit der aktuelle Stand.

Was passiert, wenn das Rostocker Landgericht der Räumungsklage gegen die Strandfläche stattgeben sollte? Dann wäre der Campingplatz jedenfalls getrennt. Wenn ein neuer Betreiber käme, wie würde sich dann die Nutzung der Infrastruktur wie Duschen oder Toiletten gestalten, die ja auf dem anderen Grundstück liegen? Es gibt viele solcher offenen Fragen. Für Patrick Voßhall ist auch klar: „Sollte die Räumungsklage Erfolg haben, werden wir uns an Recht und Ordnung halten und räumen. Wir haben dann keine andere Wahl.“

Rüdiger Voßhall, Gründer der Regenbogen AG.

Rüdiger Voßhall, Gründer der Regenbogen AG. Foto: Bernd Wüstneck/dpa

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