Schadstoffe in Kartoffelchips: Alle Bio-Produkte fallen im Test durch – bis auf eines

Knabberspaß mit Schadstoffbelastung: Bio-Kartoffelchips enttäuschen bei "Öko-Test". Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/dpa-tmn
"Öko-Test" hat Kartoffelchips getestet. Das Ergebnis ist wenig appetitlich: Fast alle der untersuchten Bio-Produkte enthalten Schadstoffe. Bedenkliche Stoffe fanden die Tester auch in Kindergummistiefeln.
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Sie sind knackig und für viele unwiderstehlich. Das Gemeine an Kartoffelchips: Es bleibt nicht bei einem Chip, meist auch nicht bei einer Handvoll - Schluss ist oft erst, wenn die Tüte alle ist. Doch dieser fette und salzige Snack sollte es auch wert sein, wenn man schon mal sündigt.
Jedoch: Zumindest die meisten Bio-Chips sind es nicht wert - so das vernichtende Urteil der Zeitschrift "Öko-Test" (Ausgabe Oktober 2023). Bei den konventionellen Chips fällt das Fazit milder aus.
Sechs von sieben Bio-Kartoffelchips mit "ungenügend" bewertet
Von den sieben getesteten Bio-Kartoffelchips erhielten nur die Bio-Chips von Dennree (1,59 Euro pro 100 g) die Note "sehr gut". Sechs weitere Bio-Produkte fielen mit "ungenügend" durch.
Die Gründe dafür heißen Acrylamid, Mineralölkohlenwasserstoffe und Glycidol, die in den Chips nachgewiesen wurden. Alle drei Schadstoffe gelten als krebserregend.
Wie kommen die Schadstoffe in die Chips?
Die Hersteller lieferten der Zeitschrift keine Erklärungen dafür. Die Tester haben eine Vermutung, woher die Schadstoffe stammen: Da im Öko-Anbau der Einsatz von Keimhemmern verboten ist, würden die Kartoffeln sehr kühl gelagert werden. Das führe zur Anreicherung von Zucker in den Knollen, der beim Frittieren höhere Acrylamidgehalte bilde. Einige Bio-Chips überschreiten die geltenden EU-Werte aber so stark, dass die schwierigen Lagerbedingungen allein keine Entschuldigung sein könnten, so die Tester.
Ebenso sei bei einigen Herstellern die Qualitätskontrolle ausbaufähig. Denn nachgewiesene Glykaolkaloide wie etwa Solanin stecken meist in den grünen und ausgekeimten Teilen der Kartoffeln. Sie können Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall verursachen.
Konventionelle Kartoffelchips schneiden im Test besser ab
Da fallen die Ergebnisse bei den insgesamt 13 Testkandidaten etwas besser aus: So ist zwar kein Produkt acrylamidfrei - jedoch scheinen die Hersteller das Problem mit dem krebserregenden Stoff hier besser im Griff zu haben.
So erhalten sechs von 13 konventionellen Kartoffelchips die Note "gut". Doch auch da üben die Tester etwas Kritik: Die gut benoteten Chips würden sich kaum voneinander unterscheiden - höchstens, dass zwei Markenprodukte doppelt so viel wie die anderen vier kosten.
Bedenkliche Stoffe auch in Kindergummistiefeln
Bedenkliche Stoffe stecken laut einer aktuellen Untersuchung auch in Kindergummistiefeln. Die Öko-Tester wiesen unter anderem optische Aufheller und umstrittene Ersatzweichmacher nach. In vier von insgesamt zwanzig untersuchten Kindergummistiefeln fand das Labor diese Schadstoffe. In fünf Gummistiefelpaaren wies es Stoffe nach, die die Haut reizen können. In einem eine erhöhte Konzentration des Flammschutzmittels DecaBDE. Es steht im Verdacht, Leber und Nieren zu schädigen.
Negativ fiel im Test zudem ein Stoff ins Gewicht: Naphthalin. Er steht im Verdacht krebserregend zu sein, kann etwa über Weichmacheröle in Gummistiefel gelangen - und über die Haut in den menschlichen Körper.
Nachweisen konnten die Öko-Tester Naphthalin in zwei Gummistiefelpaaren. Aus ihrer Sicht ein "Unding", erst recht in Produkten für Kinder. Eine positive Entwicklung sehen sie dennoch: In vorherigen Öko-Tests sei der krebsverdächtige Stoff noch in allen untersuchten Kindergummistiefeln gefunden worden.
Gummistiefel nicht zu häufig tragen
Insgesamt rasseln drei Paar Kindergummistiefel mit "ungenügend" durch den Test, vier bekommen die Note "mangelhaft". Sechs erhalten die Note "befriedigend". Drei bewerten die Öko-Tester als "gut". Vier Paar schneiden "sehr gut" ab. Das sind: die "Celavi Gummistiefel Clean" (34,95 Euro) von Brands4kids, die "Handle It Rain Boot Kids" (32,49 Euro) von Crocs, die "En Fant Gummistiefel Solid" (34,95 Euro) von Brands4kids sowie die "TCM Kindergummistiefel mit Henkel" (17,99 Euro) von Tchibo/TCM.
Dass es allein vier sehr gute Kindergummistiefel gibt, sei im Vergleich zu früheren Tests eine Verbesserung, so das Fazit der Tester. Dennoch sollten Gummistiefel nicht zum Ersatz für Laufschuhe werden. Denn ein fehlendes Fußbett und schlechter Halt könnten die gesunde Entwicklung des kindlichen Fußes beeinträchtigen. Um den Hautkontakt mit möglichen Schadstoffen zu vermeiden, sollten Kinder in Gummistiefeln zudem immer Socken und lange Hosen tragen.
Aftershave-Balsam auf dem Prüfstand
In ihrer aktuellen Ausgabe hat "Öko-Test" außerdem 26 Aftershave-Balsame unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: tatsächlich überwiegend beruhigend - für Haut und Geldbeutel.
Knapp zwei Drittel der Aftershave-Balsame, nämlich 16 Produkte, schneiden "sehr gut" ab, darunter alle vergleichsweise günstigen Eigenmarken von Dm, Rewe, Netto, Aldi, Budni, Edeka, Müller, Lidl, Kaufland und Rossmann. Vier Mal vergaben die Öko-Tester die Note "gut", zwei Mal die Note "befriedigend". Ein Produkt ist "ausreichend". Doch auch Irritationen kommen vor: Drei Markenprodukte fallen mit "ungenügend" durch.
Wenn die Duftnote die Note senkt
In einem von ihnen fanden die Öko-Tester eine problematische Duftnote. Und zwar in Form einer polyzyklischen Moschusverbindung, die sich im menschlichen Fettgewebe anreichern kann, und der beiden deklarationspflichtigen Duftstoffe Isoeugenol und Hydroxycitronellal. Sie lösen den Testern zufolge vergleichsweise häufig Allergien aus.
Bei den beiden übrigen Durchfallern summieren sich umstrittene Inhaltsstoffe. In einem Produkt fand sich etwa der Konservierungsstoff Chlorphenesin, der zu Hautirritationen führen kann. Im anderen beispielsweise das künstlich hergestellte Silikon Dimethicon. Es macht den Testern zufolge die Haut zwar glatt, integriere sich aber nicht so gut in deren Gleichgewicht wie natürliche Öle und Fette.
Punktabzug für Aftershave-Produkte mit PEG
Abzüge gab es zudem für Aftershave-Balsame, die Verbindungen aus der Gruppe der PEG und PEG-Derivate enthalten. Sie verbinden als Emulgatoren Fett und Wasser, können aber die nach der Rasur strapazierte Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.
Gut zu wissen: Wer sich nach der Rasur ein Frischegefühl auf der Haut wünscht, kann auf Aftershaves mit dem Wort "Energy" im Produktnamen achten. Sie enthalten den Öko-Testern zufolge meist Menthol, das für seinen kühlenden Effekt bekannt ist. (dpa)