Schon zehn sexuelle Übergriffe in Hamburgs Bädern

Zwei Fälle von Sex-Attacken gab es in diesem Jahr im MidSommerland in Harburg. Symbolfoto: Julian Weber/dpa
Hat Hamburg ein ähnliches Problem wie zuletzt Berlin? Wo es in diesem Jahr die meisten Attacken gab.
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In Hamburgs öffentlichen Bädern und Saunen sind in diesem Jahr bereits zehn sexuelle Belästigungen registriert worden. Mit vier Fällen wurden davon die meisten im Holthusenbad in Eppendorf gemeldet, wie aus einer Senatsantwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht. Zwei Fälle gab es im MidSommerland in Harburg und jeweils einen in der Bartholomäus-Therme (Barmbek-Süd), im Parkbad (Volksdorf), im Bille-Bad (Bergedorf) und im Bondenwald (Niendorf). Im vergangenen Jahr wurden laut Senatsantwort insgesamt 16 sexuelle Belästigungen in den städtischen Bäderland-Einrichtungen registriert.
In jedem Fall werde die Polizei verständigt, heißt es in der Senatsantwort. „Ist die Täterin beziehungsweise der Täter ermittelt, wird die Person - gegebenenfalls unter Einbindung der Polizei - umgehend des Hauses verwiesen.“ Ein schriftliches Hausverbot folge. Priorität habe die Betreuung und Begleitung der oder des Betroffenen, heißt es. Zuerst hatte der NDR darüber berichtet.
Sexuelle Belästigungen im Schwimmbad treffen Frauen und Mädchen
„Die Zahlen, die uns vorliegen, sind nur die Fälle, die tatsächlich gemeldet wurden“, sagte die frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Cansu Özdemir. Das Dunkelfeld sei wesentlich höher. Sexualisierte Gewalt und sexuelle Belästigung träfen überwiegend Frauen und Mädchen. Täter seien mehrheitlich Männer.
Özdemir forderte eine offensive Kampagne vom Bäderland, die ein verlässliches Hilfsangebot für Betroffene mache. „Jede Frau und jedes Mädchen hat ein Recht darauf, dass ihre Grenzen respektiert werden - egal ob in der Sauna, auf der Arbeit oder im privaten Raum.“ Übergriffe dürften nicht einfach als „typisch männliches Verhalten weggelächelt werden“.
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Datenschutzbeauftragte überprüft neue Sicherheitsmaßnahmen für Bäder
Die Berliner Datenschutzbeauftragte Meike Kamp will die vom Senat angekündigten neuen Sicherheitsvorkehrungen für Freibäder kritisch unter die Lupe nehmen. Sie werde sowohl die seit dem Wochenende praktizierte Ausweispflicht als auch die geplante Videoüberwachung an den Eingängen von Columbia- und Prinzenbad „datenschutzrechtlich prüfen“, sagte Kamp am Montag der Deutschen Presse-Agentur, nachdem sie sich gegenüber dem Portal netzpolitik.org zuvor ähnlich geäußert hatte. Die Überprüfung betreffe unter anderem den konkreten Zweck und die Eignung der Maßnahme sowie die Art der Datenverarbeitung.
„Grundsätzlich gilt, dass die Sicherheit in den Freibädern für alle Gäste zu gewährleisten ist, aber die Wahl der Mittel zur Gewährleistung dieser Sicherheit gesetzlich zulässig und verhältnismäßig sein muss“, so Kamp. „Bei der Prüfung der Verhältnismäßigkeit ist auch das Grundrecht der Badegäste auf ihre informationelle Selbstbestimmung zu beachten.“
Zu prüfen sei deshalb, ob Videoüberwachung oder Ausweispflicht geeignet, erforderlich und angemessen seien, um die angestrebte Sicherheit in den Freibädern zu erreichen. „Insbesondere ist hierbei zu prüfen, ob nicht mildere Maßnahmen in Betracht kommen, wie beispielsweise die Verstärkung des Sicherheitspersonals, der Einsatz von Deeskalationsteams, die Begrenzung der Anzahl von Badegästen, die sicherheitsfördernde Ausgestaltung des Freibadareals etc.“
Gewaltsame Auseinandersetzungen in Berliner Freibädern hatten zuletzt für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatten daraufhin in der Vorwoche zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen angekündigt.