Schüler experimentieren beim Stader Chemieunternehmen Dow

Ähnliches Motiv, acht Jahre später: Ina Denecke (links) mit Lia Boro und einem Schnappschuss im „Haus der kleinen Forscher“.
Sie waren bei Unternehmen wie AOS, Eisbär Eis, Airbus und NDB. Mit der Dow haben 16 Jugendliche im Projekt „MINTeresse wecken - MINTalente entdecken“ die letzte der 15 teilnehmenden Firmen erreicht. Hier durften die Schüler im Labor experimentieren.
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„MINT-Teilnehmende dürfen zum ersten Mal ins Labor“, sagt Karl Kirn, Chemikant und Ausbilder. Er betreut die Schülerinnen und Schüler, die an diesem Tag in einem Labor des Stader Chemiekonzerns Dow unter seiner Anleitung experimentieren dürfen.
Das Ergebnis heißt Calciumsulfat-Halbhydrat, besser bekannt als Gips. „Bevor es wie handelsüblicher Gips verwendet werden kann, muss es noch bei 800 Grad gebrannt werden“, erklärt Kirn. Den Gips dürfen sie nach der Trocknung mit nach Hause nehmen. Die jungen Menschen sind Acht- oder Neuntklässler aus der Region. Im Labor müssen sie Schutzkleidung und Schutzbrille tragen. Das ist im Labor besonders wichtig, die Schüler arbeiten sogar mit Salzsäure.
Begeisterung für Naturwissenschaften wecken
Das Unternehmen möchte, wie auch das Bildungsbüro des Landkreises, junge Menschen für Naturwissenschaften, also die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, begeistern. Und dem Fachkräftemangel damit begegnen, dass sich potenzielle Auszubildende und Arbeitgeber kennenlernen.
Nicht nur die Schulnoten geben den Ausschlag
Kirn ist seit zehn Jahren in der Ausbildung aktiv und engagiert sich seit Beginn des MINT-Projekts dafür. Der gebürtige Augsburger räumt ein, dass Schulnoten bei der Bewerbung inzwischen zweitrangig sind. „Erst mal kann jeder an einem Einstellungstest teilnehmen, der Interesse daran hat.“ Wichtiger als gute Noten seien soziale Kompetenzen - der Bewerber müsse ins Team passen, er arbeite schließlich nach der Ausbildung in Anlagen, die einige Millionen Euro wert seien.

Ausbilder Karl Kirn erklärt Lia Boro, worauf sie beim Experimentieren achten muss. Fotos: Bisping
An diesem MINT-Tag möchte Kirn die Begeisterung für den Beruf des Chemikanten wecken. Auch in diesem Bereich gebe es zu wenige weibliche Mitarbeiter. „Da liegen wir nicht besser als der Bundesdurchschnitt“, sagt er bedauernd. Der lag laut Statista im Jahr 2019 bei 10,8 Prozent MINT-Akademikerinnen und weiblichen MINT-Fachkräften. Dass früher Kontakt auf fruchtbaren Boden fallen kann, beweist die Teilnehmerin Lia Boro. Die heute 14-Jährige hatte vor gut sechs Jahren beim Projekt „Haus der kleinen Forscher“ erstmals Kontakt mit dem Chemieunternehmen.
Ziel: Einen MINT-Beruf ergreifen
Damals habe sie Ferientage bei der Lebenshilfe verbracht. „Das hat viel Spaß gemacht.“ Was sie an der Chemie reizt? „Ich finde es spannend, zu sehen, wie viele Stoffe zusammen einen ergeben“, sagt die Schülerin, die in die neunte Klasse der IGS Stade geht. Ihre Lieblingsfächer sind Chemie und Biologie, später wolle sie in einem MINT-Beruf arbeiten. Jetzt freue sie sich auf den weiteren Verlauf des Tages, die Werksrundfahrt und die Orte, „an denen das, was wir hier machen, in groß abläuft.“
Um schon die Kleinsten spielerisch an Naturwissenschaften heranzuführen, war das „Haus der kleinen Forscher“, eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Stiftung, 2006 ins Leben gerufen worden. Ina Denecke, Prozessingenieurin bei der Dow, unterstützt diese Initiative. Ihr Steckenpferd, sagt sie. Lia Boro nach Jahren am MINT-Praxistag wiederzusehen, habe sie sehr gefreut. Vor acht Jahren hatten sie gemeinsam in der Ferienbetreuung „geforscht“.
„Bei unseren MINT-Aktivitäten werde ich von vielen Kolleginnen und Kollegen unterstützt“, erzählt sie. Lia Boro sei ein schönes Beispiel dafür, dass so ein Projekt zum Erfolg führe.