Schwache Frühjahrsbelebung auf Stader Arbeitsmarkt

Die Quote der Arbeitslosigkeit liegt in der Region Stade bei 5,2 Prozent, 1,1 Prozent weniger als im Vormonat. Foto: dpa
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Stade waren im März 16.055 Personen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote betrug 5,2 Prozent. Zeven schloss im Bezirk am besten ab. Stade ist dafür Schlusslicht.
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„Nach der saisonal bedingten Zunahme der Arbeitslosigkeit im Januar und Februar verzeichnen wir im März den erwarteten Rückgang der Arbeitslosenzahlen“, sagt Dagmar Froelich, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stade, über die Entwicklung im ersten Quartal 2023. Es gebe wieder vermehrt Einstellungen in den Außenberufen, in der Baubranche sowie im Tourismusbereich und der Gastronomie. Es sei davon auszugehen, dass die saisonale Belebung anhalte, geht aus einer Pressemitteilung der Arbeitsagentur hervor.
Die Quote liegt bei 5,2 Prozent, 1,1 Prozent weniger als im Vormonat. Froelich rechnet auch in den kommenden Monaten mit weiter rückläufigen Arbeitslosenzahlen. Dafür spreche der erneut hohe Zugang an gemeldeten Stellen in diesem Monat. „Besonders für junge Fachkräfte, die nach der abgeschlossenen Berufsausbildung vorübergehend arbeitslos geworden sind, gibt es gute Perspektiven. Qualifizierte Fachkräfte werden über alle Branchen hinweg dringend gesucht“, ergänzt die Agenturleiterin.
Zeven liegt mit 3 Prozent an der Spitze
Im Vergleich der Geschäftsstellen im Bezirk der Agentur für Arbeit Stade schließt Zeven in der neuesten Statistik mit einer Arbeitslosenquote von 3 Prozent am besten ab. Stade drückt mit einer Quote von 6,3 Prozent den Schnitt. Die Zahl ist im Vergleich zum Vormonat sogar ganz leicht gestiegen. Die Geschäftsstelle in Buxtehude registrierte im März 0,9 Prozent weniger Arbeitslose und kommt auf eine Quote von 4,8 Prozent.
Niedersachsenweit ist die Zahl der Arbeitslosen im März im Vergleich zum Vormonat leicht gesunken. Zum Stichtag 13. März wurden rund 250.000 Arbeitslose ermittelt. Das sind 1,7 Prozent weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 5,7 Prozent. Damit ist Niedersachsen im Bundesdurchschnitt. Im Land Bremen beträgt die Zahl der Arbeitslosen etwa 38.000 - zum Vormonat gab es nahezu keine Veränderung. Die Arbeitslosenquote liegt weiter bei 10,5 Prozent. Das ist die höchste Quote aller Bundesländer.
„Wir sehen eher eine leichte Frühjahrsbelebung als eine wirklich kraftvolle wirtschaftliche Erholung”, sagte der Chef der BA-Regionaldirektion, Johannes Pfeiffer. Nach wie vor komme der Fachkräftesicherung eine wichtige Bedeutung zu.
Nach Einschätzung der Regionaldirektion der BA ist der Bedarf an Arbeitskräften weiterhin sehr hoch. In Niedersachsen gibt es mehr als 78.000 offene Stellen. Ein zentrales Thema ist die Integration von Flüchtlingen aus der Ukraine, die dem Arbeitsmarkt nach und nach zur Verfügung stehen. In Niedersachsen waren mehr als 21.000 Geflüchtete aus der Ukraine arbeitslos gemeldet.
Der deutsche Arbeitsmarkt schlägt Kapriolen
Die Zahl der Arbeitslosen geht wegen der stotternden Konjunktur saisonbereinigt nach oben. Im März waren bundesweit 232 000 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Gleichzeitig sind mit 45,6 Millionen Erwerbstätigen so viele Menschen in Beschäftigung wie kaum jemals zuvor. Der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung kam praktisch ausschließlich durch Zuwanderer überwiegend von außerhalb der EU zustande, wie die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, am Freitag sagte.
Trotz Konjunkturflaute, Inflation und politischer Unsicherheiten: Industrie, Handwerk und Dienstleister saugen weiter Fachkräfte auf wie ein trockener Schwamm das Wasser. Teilweise würden die offenen Stellen gar nicht mehr den Arbeitsagenturen gemeldet, sondern direkt neu besetzt. Um die seit Monaten höchstens leicht sinkende Nachfrage zu decken, sei Zuwanderung notwendig, sagte Nahles. „Selbst wenn wir alle inländischen Potenziale heben, wird das auch aus demografischen Gründen nicht ohne weitere Zuwanderung gehen. Wir bauchen Einwanderung sowohl von Arbeits- als auch von Fachkräften.” Arbeitsminister Hubertus Heil wies aber auch darauf hin, dass die inländischen Möglichkeiten - etwa mehr und längere Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren - genutzt werden müssten.
Arbeitsverhältnisse werden individueller gestaltet
Das vom Bundeskabinett beschlossene Fachkräfteeinwanderungsgesetz sehe viele Erleichterungen, eine Vereinfachung von Verfahren und den Abbau von Schwellen für Menschen vor, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen wollten, sagte Nahles. Es bereite der Bundesagentur aber auch mehr Arbeit. So werde ein Teil der Arbeit von Botschaften und Konsulaten auf die Agentur übertragen. Die Behörde werde daher Personal einstellen müssen, um der größeren Zahl von Anträgen und Beratungen Herr zu werden. „Wir wollen diese Aufgabe gut erfüllen”, sagte Nahles. „Das halten wir für eine wichtige Frage für die gesamte Gesellschaft.”
Eine weitere Auswirkung des Fachkräftemangels sei der Trend zu individuell ausgehandelten Konditionen in Arbeitsverhältnissen. „Wir beobachten, dass sich insgesamt der Arbeitgebermarkt, den wir über Jahrzehnte hatten, in einen Arbeitnehmerarbeitsmarkt verwandelt”, sagte Nahles. Der Trend beginne gerade erst: Betriebe, die dringend Personal suchten, müssten genau überlegen, was sie bei Arbeitsbedingungen oder Lohn zusätzlich anbieten könnten. „Ich denke, das ist in den nächsten Jahren der Weg, den wir vielfach in Deutschland sehen werden.” Arbeitsverhältnisse würde deutlich individueller gestaltet. (dpa/st/db)