Seehafenbetriebe entsetzt über Schienenmaut-Pläne

Container- und Warentransport: Ein Güterzug ersetzt bis zu 52 Lkw. Foto: Christian Charisius/dpa
Wenn es um den Transport von Containern ins Hinterland geht, ist die Bahn für die Häfen unerlässlich. Jetzt sind die finanziellen Sorgen groß.
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Hamburg. Die deutsche Hafenwirtschaft hat eindringlich vor höheren Trassenpreisen im Schienengüterverkehr gewarnt. „Die guten Bahnanbindungen der deutschen Seehäfen an die Wirtschaftszentren in Deutschland und weiter in die europäischen Länder sind ein entscheidender Wettbewerbs- und Nachhaltigkeitsvorteil des Hafenstandortes Deutschland“, sagte die Präsidentin des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), Angela Titzrath. Allein bei Containern erreiche die Bahn regelmäßig einen Anteil von deutlich über 50 Prozent im Hinterlandverkehr. „Die geplante erneute Erhöhung der Trassenentgelte bei der Bahn würde die deutschen Seehäfen empfindlich treffen und für eine Verlagerung der Verkehre von der Schiene auf die Straße sorgen“, warnte Titzrath, die auch Vorstandsvorsitzende des Hamburger Hafenlogistikers HHLA ist.
Trassenpreise für Güterverkehr sollen um 14,8 Prozent steigen
Die DB InfraGO verlangt von Eisenbahnverkehrsunternehmen Trassenentgelte für die Nutzung des rund 33.000 Kilometer umfassenden Schienennetzes. Im kommenden Jahr sollen diese für Güter- und Personenverkehr im Schnitt um 6 Prozent steigen. Für 2026 plant die staatseigene DB InfraGO dann eine drastische Erhöhung der Schienen-Maut - beim Regionalverkehr um 23,5 Prozent, beim Fernverkehr um 10,1 Prozent und beim Güterverkehr um 14,8 Prozent. Dies muss noch von der Bundesnetzagentur genehmigt werden. Grund für das Vorgehen sind Pläne der Ampel-Koalition in Berlin, das nötige Geld für Sanierung und Ausbau der Bahn nicht mehr als Baukostenzuschuss zu zahlen, sondern als Eigenkapitalerhöhung beziehungsweise Darlehen an die DB zu geben. Diese sind von der DB dann zu verzinsen.
Für die Präsidentin der deutschen Seehafenbetriebe steht das geplante Vorgehen im direkten Widerspruch zu zentralen politischen Leitlinien, wie den Klimazielen, der Verkehrswende oder auch der Nationalen Hafenstrategie, da die deutschen Seehäfen im Wettbewerb deutlich geschwächt würden. „Zudem werden bestehende Probleme wie Staus oder der Mangel an Fahrpersonal und Lkw-Parkplätzen an Autobahnen deutlich verschärft. Zur Erinnerung: Ein Güterzug ersetzt bis zu 52 Lkw“, sagte Titzrath.
Titzrath: Bundestag muss Kahlschlag auf der Schiene verhindern
Aus Sicht des ZDS muss der Bundestag kurzfristig tätig werden und einen Kahlschlag auf der Schiene verhindern. „Konkret bedeutet das, die gesetzlich vorgesehene Verzinsung des Eigenkapitals der DB InfraGO zu reduzieren und die Mittel der Trassenpreisförderung zu erhöhen.“ Zudem müsse die Finanzierung der Bahn in Deutschland grundsätzlich neu und vor allem verlässlich geregelt werden.