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Sichtbarkeit als Schutz: Warum der Christopher Street Day aktueller denn je ist

Die Parade zum Christopher-Street-Day in Stade vor einem Jahr.

Die Parade zum Christopher-Street-Day in Stade vor einem Jahr. Foto: Sulzyc

Der Christopher-Street-Day steigt am Samstag zum fünften Mal in Stade. Insbesondere heute ist er wichtig, sagen die Organisatoren. Warum?

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Von Anping Richter
Mittwoch, 25.06.2025, 10:50 Uhr

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Stade. Der Christopher Street Day (CSD) startet am Samstag um 12 Uhr mit einer Kundgebung beim Ankerplatz auf dem Platz Am Sande in Stade. Nach dem Auftakt und Redebeiträgen soll ab 13.45 Uhr ein bunter Demozug starten und sich 4,6 Kilometer lang laut und bunt durch die Stadt schlängeln. Nach der Parade startet am Ankerplatz um 15.30 Uhr ein Live-Konzert mit Gin Tonic und Toni Mogens. Um 17 Uhr beginnt dann das Abschlussfest mit Unterelbe Radio.

Für der Verein Quest – Queeres Stade e.V., der den CSD schon zum fünften Mal organisiert, ist er aber viel mehr als nur ein buntes Event. „Sichtbarkeit ist Schutz“, erklärt der 1. Vorsitzende Amadeus Schwone. Er nennt Gründe dafür, warum das gerade heute dringend nötig ist: Queere Menschen sehen sich auch heute noch Ausgrenzung, Gewalt und Hass gegenüber.

Im Jahr 2024 wurden in Deutschland rund 1.770 Straftaten gegen die sexuelle Orientierung polizeilich erfasst. Damit stieg ihre Zahl laut Statista das siebte Jahr in Folge und auf einen deutlichen Höchststand. In Niedersachsen schnellten die Zahlen von 37 Fällen im Jahr 2020 auf 211 im Jahr 2024 hoch.

Solidarisch gegen rechte Gewalt

„CSDs werden zur Zielscheibe rechter Gewalt und Hetze“, sagt Schwone. In diesem Jahr mussten deshalb schon viele Veranstaltungen abgesagt werden – etwa in Gelsenkirchen. Allein 2024 wurden 27 organisierte Gegenaktionen registriert.

Gerade deswegen wird der CSD 2025 in Stade politisch: Unter dem Motto „Never forget – Stonewall was a Riot“ (Vergesst nie: Stonewall war ein Aufstand) wollen die Initiatoren an den Aufstand queerer Menschen in New York im Juni 1969 erinnern, der mit einer brutalen Razzia durch die Polizei im Stonewall Inn seinen Ausgang nahm, in einer Schwulenbar in der Christopher Street in Greenwich Village.

In Deutschland sei etwa jede achte Person queer. „Sichtbarkeit ist keine Nische. Sie ist Normalität. Und sie ist notwendig“, sagt Amadeus Schwone. Wie dringend diese Sichtbarkeit gebraucht werde, zeige beispielhaft das Schicksal eines Mannes, der heute im Nachbarkreis Cuxhaven lebt: Schwul, HIV-positiv und seit seiner Kindheit Ausgrenzung und Gewalt ausgesetzt. Er sagt: „Ich habe überlebt. Aber ich wünsche mir, dass andere gar nicht erst so kämpfen müssen wie ich.“

Sichtbarkeit sei besonders im ländlichen Raum wichtig, sagt Amadeus Schwone: „In diesem Bewusstsein wollen wir Schutzräume schaffen, Wissen vermitteln und Community stärken – im Landkreis Stade, in Harsefeld, Drochtersen und überall dazwischen und darüber hinaus.“

Demo, Parade und Party: Das Programm

Der CSD startet am Samstag, 28. Juni, um 12 Uhr auf dem Ankerplatz auf dem Platz am Sande mit einer offiziellen Begrüßung. Nach der Kundgebung mit Redebeiträgen sammeln und formieren sich die Fußgruppen für die Parade. Die 4,6-Kilometer lange Demo-Route führt über Am Sande, Beim Salztor, Altländer Straße, Bahnhof, Wallstraße, Kehdinger Mühren, Parkstraße, Freiburger Straße, Hansestraße, Fischmarkt, Hökerstraße und Poststraße zurück zum Ankerplatz, wo um 15.30 Uhr ein Live-Konzert mit Gin Tonic und Toni Mogens beginnt. Um 17 Uhr startet das Abschlussfest mit Unterelbe Radio. Mehr dazu: https://www.quest-queeresstade.de/de/Projekte-Events/CSD/

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