„Skimpflation“: So schummeln die Lebensmittelhersteller

«Skimpflation» ist für Kundinnen und Kunden beim Einkauf nur schwer auszumachen. Foto: Sven Hoppe/dpa
Um ihre Gewinnmargen zu erhöhen, sparen einige Lebensmittelproduzenten an den Zutaten. Die Trickserei ist für Verbraucher im Supermarkt oft nur schwer zu erkennen. Ob Saft, Kaffee oder Eintopf - geschummelt wird überall. Diese Produkte sind betroffen.
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Hamburg. Um Kosten zu senken, sparen Lebensmittelhersteller an wertgebenden, oft teureren Zutaten in ihren Produkten. Dank zahlreicher Hinweise von Verbraucherinnen und Verbrauchern deckt die Verbraucherzentrale Hamburg immer wieder Beispiele für Qualitätsverschlechterungen bei Lebensmitteln auf, die sogenannte Skimpflation.
Bei Hinweis auf „Neue Rezeptur“ kritisch sein
Wollen Verbraucherinnen und Verbraucher Skimpflation bei Produkten entlarven, müssen sie alte und neue Zutatenliste miteinander vergleichen. Im Verbraucheralltag ist das jedoch kaum möglich. Eine Auslobung wie etwa „Neue Rezeptur“ könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich die bisherige Produktqualität verschlechtert hat oder der Gehalt an wertgebenden Inhaltsstoffen reduziert wurde.
Hersteller verweisen auf Kundenwünsche
„Wasser statt Orangensaft, weniger passierte Tomaten in der Tomatensuppe oder Fleischklopse mit weniger Schweinefleisch sind für uns Qualitätsdumping. Die Lebensmittelkonzerne wollen Rohstoffkosten sparen“, erklärt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Das würden viele Unternehmen aber nicht zugeben, sondern als Grund für die Rezepturänderung die Berücksichtigung von Kundenwünschen vorschieben.
Die neuesten Fälle sind jetzt auf der Internetseite der Verbraucherschützer abrufbar. Die Liste, die erstmals im Herbst des vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, umfasst inzwischen 28 Produkte.
Bei diesen Lebensmitteln haben die Hersteller gespart
- Bei dem Granini Trinkgenuss Orange sei der Fruchtgehalt halbiert worden, von ehemals 100 Prozent auf 50 Prozent. Das berichtet die Verbraucherzentrale Hamburg. Stattdessen werde das Getränk mit Wasser und Zucker gestreckt.
- Die Königsberger Klopse in Kapernsauce von Dreistern bestehen laut Verbraucherzentrale nur noch zu 25 Prozent aus Schweinefleisch; vorher waren es 71 Prozent. Insgesamt schrumpfe der Fleischanteil in der Dose von 28,4 Prozent auf 8,75 Prozent.
- Im Rahmspinat mit frischer Sahne der Penny Markt GmbH gebe es jetzt weniger Spinat, 67 Prozent statt 88 Prozent. Stattdessen sei der Wasseranteil um 10 Prozent erhöht worden, der Sahneanteil um 2 Prozent.
- Auch im Sahne-Geschnetzelten von Gut & Günstig (Edeka) stecke weniger Schweinefleisch; hier sinke der Anteil von 32 auf 24 Prozent. Dafür sei der Anteil von Pilzen und Sahne erhöht worden - diese sind nach Angaben der Verbraucherschützer günstiger als das Fleisch.
- Der Kaffee Gold der Aldi-Eigenmarke „Markus“ trage nicht mehr den Aufdruck „100 Prozent Arabica“. Der Anteil der Arabica Kaffeebohnen sei somit unklar, teilweise könne der Arabica-Kaffee durch deutlich günstigere Robusta-Bohnen ersetzt worden sein.
- Erasco habe den Anteil an passierten Tomaten in seiner Serbischen Bohnensuppe von 31 auf 25 Prozent reduziert. Außerdem sei in der Zutatenliste kein Speck mehr zu finden.
- Im Hühnernudeleintopf von Sonnen Bassermann gebe es statt 35 Prozent nur noch 26 Prozent gekochte Nudeln pro Dose. Dafür setze der Hersteller neuerdings Guarkernmehl als Verdickungsmittel hinzu.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat weitere Beispiele für Fälle von „Skimpflation“ zusammengestellt.