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Schlachtbetriebe

So viel Fleisch essen die Menschen im Kreis Stade

Insgesamt sind im Landkreis Stade nach Angaben der NGG aktuell etwa 250 Menschen in der Fleischindustrie beschäftigt.

Insgesamt sind im Landkreis Stade nach Angaben der NGG aktuell etwa 250 Menschen in der Fleischindustrie beschäftigt. Foto: Jörg Carstensen/dpa/dpa-tmn

Der nächste Tarifkonflikt dreht sich um Schnitzel, Kasseler und Kotelett. Und er betrifft einen Industriezweig, der auch im Landkreis Stade nicht zu unterschätzen ist.

Von Redaktion Mittwoch, 29.01.2025, 10:55 Uhr

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Landkreis. Vom Schweinekotelett bis zum Hähnchenschnitzel: Im Landkreis Stade werden pro Jahr etwa 10.600 Tonnen Fleisch gegessen – rein statistisch jedenfalls. Denn im Schnitt lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch bei zuletzt 51,6 Kilo im Jahr - und damit bei gut 140 Gramm am Tag. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hin und beruft sich dabei auf Zahlen des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL).

„Die Menge an Fleisch, die auf den Teller kommt, wird weniger: Der Pro-Kopf-Verzehr geht seit Jahren kontinuierlich zurück. Trotzdem bleibt Fleisch ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Und dahinter steckt immer auch die Arbeit von Menschen“, sagt Björn Bauer. Der Geschäftsführer der NGG Bremen-Weser-Elbe lenkt damit den Blick auf die Fleischproduktion: Neben der Haltung der Tiere sei auch deren Schlachtung und die Fleischverarbeitung ein „entscheidender Aspekt, den viele gerne ausblenden“, so Bauer.

Entwicklung des Fleischkonsums in Deutschland.

Entwicklung des Fleischkonsums in Deutschland. Foto: dpa

Druck auf Arbeitgeber vor Tarifverhandlungen in Fleischindustrie

Ein wichtiger Punkt sei dabei der Lohn: „Es geht darum, was die Menschen verdienen, die dafür sorgen, dass Filets, Salami, Kochschinken oder Leberwurst auf den Tisch kommen“, sagt Björn Bauer. Er kritisiert, dass die Fleischindustrie immer noch eine Niedriglohnbranche ist.

„Wer Tiere schlachtet oder Grillwürste verpackt, verdient selbst nur einen Hungerlohn. Oft sogar nur den gesetzlichen Mindestlohn - aktuell also 12,82 Euro pro Stunde. Nur wer Glück hat, liegt ein paar Cent drüber“, so Björn Bauer. Doch mit der „Arbeit zum absoluten Billiglohn“ müsse jetzt Schluss sein. Deshalb fordert die NGG mindestens 14,50 Euro pro Stunde als Untergrenze bei der Bezahlung für die Branche.

Beim Zerlegen von Schweinehälften wuchten die Beschäftigten eine tonnenschwere Last am Tag.

Beim Zerlegen von Schweinehälften wuchten die Beschäftigten eine tonnenschwere Last am Tag. Foto: Daniel Vogl/dpa

Fleischproduktion: 250 Menschen in der Branche beschäftigt

Insgesamt sind im Landkreis Stade nach Angaben der NGG aktuell knapp 250 Menschen in der Fleischindustrie beschäftigt. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Angaben der Arbeitsagentur. Hinter der Fleischproduktion stecke eine harte Arbeit: „Das ist ein Knochenjob. Allein beim Zerlegen von Schweinehälften wuchten die Beschäftigten eine tonnenschwere Last am Tag: Eine Schweinekeule wiegt zwischen 5 und 10 Kilogramm. Und in einer Schicht trägt ein Zerleger mehr als 200 Mal Keulen aufs Produktionsband“, erklärt Bauer.

Außerdem machten Hitze und Nässe den Beschäftigten im Schlachtbetrieb und bei der Fleischverarbeitung zu schaffen. „Ebenso die Kälte im Kühlhaus. Das ist eine Arbeit bei ständig kalten 2 bis 3 Grad“, so Bauer. Auf Dauer sei das für die Beschäftigten eine enorme gesundheitliche Belastung.

Auch deshalb sei es höchste Zeit, die Arbeit in der Fleischindustrie „endlich besser zu bezahlen“. Die Gewerkschaft NGG werde jetzt alles tun, um ein Lohn-Plus am Tariftisch durchzusetzen: 14,50 Euro pro Stunde soll der neue Mindestlohn der Branche sein.

Die Tarifverhandlungen für die Fleischindustrie starten am 6. Februar.

Mehr Fleisch aus besserer Haltung in den Supermärkten

Bei Kasseler, Koteletts und Co. setzt sich eine Bewegung in Richtung bessere Tierhaltungsbedingungen fort, wie die Trägergesellschaft des Handelssystems zur Agrarmesse Grüne Woche in Berlin mitteilte. Bei Schweinefleisch aus dem SB-Regal kamen nach neuen Daten für 2023 noch 1,5 Prozent aus der untersten Stufe 1 - nach 7,1 Prozent 2022 und 22 Prozent 2021. Von Puten und Hähnchen gab es im Kühlregal nun gar kein Fleisch der untersten Haltungsform mehr.

Bei Rindfleisch aus dem Kühlregal stammen allerdings noch mehr als drei Viertel aus Stufe 1. Der Anteil sank von 77 Prozent 2022 auf 75,6 Prozent 2023. Die Angaben beziehen sich auf Frischfleisch und Zubereitungen wie Hackfleisch der Eigenmarken des Handels, die einen Großteil des Angebots ausmachen.

Die Einstufung gehört zu der 2019 gestarteten „Haltungsform“-Kennzeichnung der Supermarktketten für Fleisch und verarbeitete Produkte von Schwein, Rind und Geflügel. Sie hat auf den Etiketten bisher die Zahlen 1 bis 4 für vier Stufen mit wachsenden Anforderungen an die Tierhaltung. Das freiwillige System wird gerade auf fünf Stufen umgestellt, um sich an das staatliche Logo anzugleichen.

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