Studenten wollen kommunale Verwaltung mit KI revolutionieren

Wollen die nächsten Stufen für ihre junge Firma nehmen (von links): Pascal Nobereit und Dustin Klepper. Foto: rm
Ein Roboter, der durchs Rathaus läuft und Auskunft gibt? Für die Bremerhavener Studenten Pascal Nobereit und Dustin Klepper ist diese Vision nicht weit weg.
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Bremerhaven. Die Adresse klingt gut. Timeport 3. Der Ausblick auf den Neuen Hafen in Bremerhaven ist vor allem vom Dach aus klasse. Neben dem schlichten Büro der beiden Gründer Pascal Nobereit und Dustin Klepper befindet sich ein größerer Büroraum.
Dort steht ebenfalls der Firmenname Neuraflow auf dem Schildchen. Die Kommilitonen haben schon sechs Werkstudenten eingestellt - nach nur wenigen Monaten. Pascal Nobereit und Dustin Klepper entwickeln KI-basierte Kommunikationslösungen. Sie stürzen sich gerade kommunale Verwaltungen. KI ist die Abkürzung für Künstliche Intelligenz.
Faszination Künstliche Intelligenz ist zu spüren
Als vor eineinhalb Jahren ChatGPT herauskam, erkannten die beiden Bremerhavener Studenten schnell das Potenzial, das in solcher Technologie steckt. Pascal Nobereit und Dustin Klepper entwickeln für ihre junge Firma Chatbots und verknüpfen sie mit Künstlicher Intelligenz (KI).
Ein Chatbot ist ein technisches System, das den Dialog zwischen Mensch und dem technischem System ermöglicht. Beide verständigen sich über gesprochene Sprache oder über kurze Texte. Die KI macht das Ganze zu einem lernenden Gegenüber.
Ein Beispiel bitte. „Sie könnten fragen, was Sie heute Abend in der Stadt unternehmen können“, fängt Pascal Nobereit an. Okay, und dann? Dann kommt das Programm vielleicht mit Theater-Tipps daher.
Die Reaktion auf diese Vorschläge: Interessiert mich nicht so sehr, ich will lieber zu einem Konzert oder tanzen. Das virtuelle Gegenüber wird sich verbessern und immer passgenauere Antworten liefern. Es lernt.
Die beiden Unternehmensgründer wollen für die Stadt Bremerhaven einen Hein Mück schalten. Auch andere Städte und Gemeinden suchen eine technische Möglichkeit, um Bürger mit einfachen Anfragen zu bedienen.
Verschiedene Sprachen sind dabei möglich. Sogar ein humanoider Roboter könnte durchs Rathaus laufen und Auskunft geben. Vieles ist denkbar. In der Stadt Nettetal ist der erste Chatbot live gegangen.
Firmengründer lernen sich an Hochschule Bremerhaven kennen
Der aus Bremerhaven stammende Pascal Nobereit hat bereits mit 16 seine erste Firma gegründet. Jetzt im Studiengang „Gründung, Innovation, Führung“, kurz GIF, an der Hochschule Bremerhaven hat er Dustin Klepper aus Soest kennengelernt. „Wir fanden uns sympathisch und haben uns auf Anhieb verstanden.“
Sie haben sich das Entwickeln von Computerprogrammen samt KI selbst beigebracht. Dass keiner von beiden ein abgeschlossenes Studium hat oder IT in irgendeiner Art und Weise gelernt hat, empfinden sie nicht als Makel. Im Gegenteil. Dieser Bereich sei extrem schnelllebig und wachse exponentiell.
Duo hat vollgepackte Tage
„Wir sind von innen heraus motiviert und können sehr schnell reagieren“, sagt Pascal Nobereit, der technische Gründer. „Es ist eine sehr interessante Zeit, in der wir leben.“ Die Faszination für KI und ihre Möglichkeiten ist bei den beiden Freunden sofort zu spüren.
Dustin Klepper kümmert sich stärker um den kaufmännischen Part von Neuraflow und hat auch an diesem Tag wieder einen Termin mit einem möglichen Kunden. Aber auch der Aufbau eines vernünftigen Feedback-Systems gehört zu seinen Aufgaben.
Ihre Tage sind vollgepackt. Trotzdem versuchen die beiden Freunde, auf sich zu achten. Sie gehen gerne am Neuen Hafen spazieren und besprechen dabei Themen für ihr Startup oder das Studium. Was die Jungunternehmen gelernt haben? „Die Dinge kommen immer anders, als man denkt“, sagen sie lachend.