Trotz drei verspielter Führungen: HSV erreicht zweite DFB-Pokalrunde

Essens Jose-Enrique Rios Alonso (vorn M) und Hamburgs Robert Glatzel kämpfen um den Ball, vorn l Hamburgs Dennis Hadzikadunic. Foto: Federico Gambarini/dpa
Der Hamburger SV hat die zweite Runde des DFB-Pokals erreicht. Beim Drittligisten Rot-Weiss Essen hielt aber erst die vierte Führung. HSV-Coach Walter lobt den Gegner.
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(Update um 18.19 Uhr)
Trotz drei verspielter Führungen ist der Hamburger SV in die zweite Runde des DFB-Pokals eingezogen. Der Zweitligist und dreimalige Cup-Sieger gewann das turbulente und rasante Traditionsduell beim eine Klasse tiefer spielenden Ex-Pokalsieger Rot-Weiss Essen nach Verlängerung mit 4:3 (3:3, 1:1). Mit 19 Toren waren die drei HSV-Pflichtspiele dieser Saison alle echte Spektakel. Die Essener schieden zum sechsten Mal bei den letzten sieben Teilnahmen in der ersten Runde aus. 2021 hatten sie als Viertligist das Viertelfinale erreicht.
HSV-Trainer Tim Walter lobte die Gastgeber nach der Partie: "RWE hat es gut gemacht, das muss man anerkennen. Dementsprechend sind wir auch etwas glücklich, aber definitiv nicht unverdient weitergekommen", sagte der 47-Jährige. Walter war vor der Partie krank geworden und erst am Spieltag nachgereist.
Benes erzielt Siegtreffer in in der 117. Minute
Bakery Jatta hatte zwei Geschenke der Essener zur zweimaligen Führung genutzt (37./54. Minute), Robert Glatzel die dritte erzielt (66.). Doch Essen kam durch Torben Müsel (42.), Moussa Doumbouya (56.) und Lucas Brumme (83.) immer wieder zurück. Erst das 4:3 durch
Laszlo Benes (117.) brachte den Sieg und ersparte dem HSV einen Elfmeter-Krimi. Jatta spitzelte bei seinem ersten Tor José Rios Alonso einen unsauberen Ball vom Fuß und ließ dem gebürtigen Hamburger Jakob Golz, Sohn des auf der Tribüne sitzenden HSV-Rekordkeepers Richard Golz, keine Chance. Doch nur fünf Minuten später zirkelte Müsel einen Freistoß aus 25 Metern durch eine Lücke in der HSV-Mauer zum Ausgleich ins Tor.
"Mein erster Gedanke war: Hauptsache eine Runde weiter!"
Die zweite Halbzeit begann rasant. Zunächst köpfte Glatzel an die Latte (51.), dann gelang Jatta fast eine Kopie seines ersten Treffers, als er Felix Bastians den Ball vom Fuß nahm. Doch diesmal dauerte es nur zwei Minuten, bis der Außenseiter zurückschlug. Dann traf Glatzel nach einem Eckball in Torjäger-Manier, doch nach einem weiteren Latten-Kopfball von Jatta (79.) zeigte der Drittligist große Moral. Doch am Ende jubelte der HSV.
Hamburgs Torhüter Matheo Raab, der von Trainer Walter das Vertrauen für alle Pokalspiele in dieser Saison genießt, sagte nach dem Abpfiff: "Mein erster Gedanke war: Hauptsache eine Runde weiter! Wir wissen, dass es nicht unser bestes Spiel war. Ich bin dennoch froh, dass wir auch an einem schlechteren Tag solche Spiele für uns entscheiden können." Beim Heimspiel am Samstag (20.30 Uhr/Sky und Sport1) gegen Hertha BSC wird der 24-Jährige den Platz zwischen den Pfosten wieder für Stamm-Keeper Daniel Heuer Fernandes räumen müssen.
Trainer Tim Walter zeigt sich von dem Spektakel-Fußball seines Teams trotz der vielen Gegentore nicht genervt und möchte seinen Stil weiter fortsetzen. "Das ist doch gut, oder? Auf jeden Fall ist es für alle sehr, sehr ermutigend, ins Stadion zu gehen, wenn der HSV kommt", sagte Walter nach dem 4:3 nach Verlängerung in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals.
Lieber 5:4 als 1:0
"Ich habe immer gesagt, dass mir ein 5:4 lieber ist als ein 1:0. Und solange wir ein Tor mehr schießen als der Gegner, bin ich sehr zufrieden", sagte Walter. 19 Tore sind in den drei Pflichtspielen seines Teams in dieser Saison gefallen. In der Liga gewann sein Team mit 5:3 gegen den FC Schalke 04 und spielte 2:2 beim Karlsruher SC, in Essen verspielten die Hamburger drei Führungen. Das habe am Sonntag aber "wenig mit Risiko zu tun" gehabt, erklärte der Trainer: "Denn kein Tor ist durch einen Ballverlust im Spielverlauf entstanden."
In jedem Fall stellte Walter klar, dass man ihn nach einer Änderung der Ausrichtung auch gar nicht mehr fragen müsse. "Das Thema haben wir ja in Endlosschleife", sagte er zu den Journalisten: "Ihr könnt das auch jeden Tag mit mir besprechen, wenn ihr wollt. Aber ich mache das so, seit ich beim HSV bin. Und das solltet ihr langsam wissen." Der 47-Jährige geht mit dem HSV in seine dritte Saison. In den ersten beiden hat er den Aufstieg jeweils in der Relegation verpasst. (dpa)
