Trucker sauer: Genehmigungschaos bei Schwerlast-Touren

Probleme mit den Genehmigungen für Schwerlast- und Großraumtransporte gab es in den vergangenen Jahren immer wieder. Diesmal ist die bundeseigene Autobahn GmbH in die Kritik geraten. Foto: Scheer
15 bis 25 Schwertransporte schickt Peter Schwandner täglich nach Bremerhaven. Jetzt stecken sie fest. Zwei Millionen Euro hat er allein im Juli verloren. Weil die Genehmigungsbehörde des Bundes patzt. „Da kollabiert die ganze Scheiße“, schimpft er.
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Von Klaus Mündelein
Peter Schwandner ist Herr über 400 Tieflader. Mit ihnen transportiert der Bayer zum Beispiel Transformatoren nach Bremerhaven, die für die USA bestimmt sind. Er ist nicht der Einzige, der derzeit auf den Genehmigungsstau bei der Autobahn GmbH schimpft. Der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) schäumt: „Die Autobahn GmbH torpediert die Hinterlandanbindung der bremischen und niedersächsischen Häfen.“ Damit würden die Geschäfte der mittelständischen Logistikunternehmen gefährdet.
„Mangelhaftes Prüftool abschalten“
Alarm schlägt auch der niedersächsische Landtagsabgeordnete Claus Seebeck (CDU) aus Geestland. Er fordert die Autobahn GmbH dringend zu einer schnellen Lösung auf. Sie solle ihr neues mangelhaftes Bearbeitungstool abschalten und erst einmal richtig testen.
Die Autobahn GmbH ist eine Einrichtung des Bundes. Genehmigungen für Schwer- und Großraumtransporte werden von den Behörden der Länder erteilt. Wenn die beantragten Transporte aber auch über Autobahnen führen, holen die Länder bei der Autobahn GmbH eine Stellungnahme ein. Gerade im Bereich der Niederlassung Nordwest war es aber zu einem Rückstau bei der Antragsbearbeitung gekommen, heißt es in einem Schreiben des Bundesverkehrsministeriums an den Zentralverband der deutschen Schiffsmakler.
Überfahrt über die Brücken verweigert?
Um das Problem zu beseitigen, setzte die Autobahn GmbH ein neues digitales Prüftool ein. Und zwar schrittweise in den einzelnen Niederlassungen, wie ein Sprecher bestätigt. Im Bereich Nordwest ging es bereits am 10. Juli los. Aber damit wurde offensichtlich alles noch schlimmer. Die Überfahrt von Brücken auf der A27 bei Bremerhaven und der A1 bei Bremen werde verweigert und bereits erteilte Genehmigungen würden zurückgezogen, hieß es beim Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft.
Schwandner, der mit seinen Trucks auch Windkraftanlagen aus Cuxhaven abholt, benutzt da drastischere Worte. Er ist stinksauer. Eigentlich habe das digitale Genehmigungstool erst am Jahresende eingeführt werden sollen. Aber wegen des Drucks habe die Autobahn GmbH die Einführung auf Juli vorgezogen. „Denen fehlen aber Fachleute und die Materialien für die Brücken-Beurteilung“, sagt er. „Das neue System funktioniert nicht“, schimpft er und spricht von einem „Chaoshaufen“. Er listet unnötige Abstandspuffer bei Brückenüberquerungen auf und „Abstrafungen“, wenn das genehmigte Gesamtgewicht sogar unterschritten wurde. Angeblich, weil die für das höhere Gewicht erteilten Auflagen dann ja nicht mehr erforderlich seien.
Westhäfen als Alternative im Gespräch
Das neue Bearbeitungstool sei offenbar ohne die erforderlichen Prüfungen und ohne Absprachen mit den Logistikunternehmen eingeführt worden, sagt Seebeck. „Die Folgen für Bremerhaven und Cuxhaven sind gravierend“, warnt er. Im Hafenressort gibt es ähnliche Befürchtungen. Dort verweist man darauf, dass die Probleme vorrangig bei der Niederlassung Nordwest auftreten. In anderen Niederlassungen im Süden und Osten laufe es besser. Nun befürchtet man, dass Verlader ihre Fracht zunehmend nach Zeebrügge, Rotterdam und Antwerpen schicken.
,,Bereits erteilte Genehmigungen nicht zurückgenommen“
Die Autobahn GmbH betont, dass mit dem neuen Tool der Rückstau bei der Antragsbearbeitung abgebaut werden konnte. „Es ist richtig, dass kurz nach der Einführung des Prüftools Probleme auftraten“, bestätigt der Sprecher. Aber diese seien durch technische Anpassungen behoben worden. Bereits erteilte Genehmigungen seien nicht zurückgenommen worden.