Zähl Pixel
Oldenburg

Vermisster Junge: Polizei gibt erste Ermittlungsergebnisse bekannt

Damian Bodde (l) und Marc Meyerholz bereiten einen Roboter für den Einsatz vor. Acht Tage nach seinem Verschwinden wurde der achtjährige Joe in einem Gullischacht in Oldenburg entdeckt. Foto: Martin Remmers/dpa

Damian Bodde (l) und Marc Meyerholz bereiten einen Roboter für den Einsatz vor. Acht Tage nach seinem Verschwinden wurde der achtjährige Joe in einem Gullischacht in Oldenburg entdeckt. Foto: Martin Remmers/dpa

Labyrinthe sind verwirrend. Kommen Dunkelheit, Kälte und Enge hinzu, ist ein rettender Ausweg schiere Glückssache. Ein Kind überlebte in Oldenburg eine unterirdische Odyssee.

Mittwoch, 29.06.2022, 01:00 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Der achtjährige Joe hat sich vor seinem Auffinden unter einem Gullydeckel in Oldenburg tagelang im Kanalsystem verirrt. Ein Fremdverschulden werde zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen, teilte die Polizei am Dienstag mit.

Nach Auswertung aller Spuren und Hinweise gingen die Beamten davon aus, dass Joe am Tag seines Verschwindens durch einen Ablauf in das Regenwasser-Kanalsystem gekrochen war und dort nach mehreren Metern die Orientierung verloren hatte.

Kind erlebt wahre Odyssee 

Das geistig behinderte Kind muss in den acht Tagen eine wahre Odyssee erlebt haben. Joe war am 17. Juni als vermisst gemeldet worden. Er hatte auf einem Grundstück gespielt und kletterte laut Polizei „höchstwahrscheinlich“ in ein nahe gelegenes Ablaufrohr aus Beton mit einem Durchmesser von 100 Zentimetern. So begann der Irrlauf.

Mit Hilfe eines Roboters mit Kamera rekonstruierte die Polizei den Weg des Jungen. Er folgte dem Ablaufrohr zunächst 23 Meter und danach einem abzweigenden Rohr mit nur 60 Zentimetern Durchmesser. Dort fand ein Roboter nach 70 Metern die Jacke des Jungens, nach weiteren 65 Metern den Rest der Bekleidung.

Zwischen Einstieg und Auffindeort hätten sich in regelmäßigen Abständen Kanalschächte und Abzweigungen befunden, in denen der Junge sich habe aufrichten können. Das Kind verlor wohl mehr und mehr die Orientierung. „Eine erste Äußerung des Jungen bestätigt diese Vermutung“, hieß es in einer Mitteilung der Polizei.

Drüber hinaus liegen den Ermittlern nach eigenen Angaben keine Hinweise vor, dass Joe sich während der acht Tage außerhalb dieses Kanalsystems aufgehalten haben könnte.

Mordkommission eingerichtet 

Anfangs hatten die Ermittler auch die Befürchtung, es könne ein Verbrechen vorliegen, weil ein Zeuge angab, den Jungen in Begleitung einer unbekannten Person gesehen zu haben. Es wurde deshalb sogar eine Mordkommission eingerichtet.

Joe wurde am Sonnabend gefunden, weil ein Spaziergänger in der Früh ein leises Wimmern aus der Richtung eines Kanaldeckels gehört und den Notruf gewählt hatte.

Als die Einsatzkräfte den schweren Deckel nur 300 Meter von Joes Elternhaus entfernt öffneten, fanden sie den Jungen. Der Polizei zufolge war er unbekleidet, äußerlich unverletzt, aber unterkühlt.

Noch konnten die Ermittler ihn nicht eingehend befragen. Der Achtjährige befinde sich weiter im Krankenhaus. Die Polizei bat zugleich, aus Rücksicht auf den Jungen und seine Familie von Fragen zu seinem Gesundheitszustand abzusehen. (dpa)

Weitere Themen

Weitere Artikel

Regen in Niedersachsen und Bremen: Temperaturen bis 20 Grad

Das Wochenende startet am Samstag in Niedersachsen und Bremen mit herbstlichem Wetter. Tagsüber erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) viele Wolken und anhaltender Regen. Im Süden von Niedersachsen kommt zeitweise in Regenpausen die Sonne raus. Für die Küstenregionen (...).

Zahl gesprengter Geldautomaten geht deutlich zurück

Noch immer werden in Niedersachsen regelmäßig Geldautomaten gesprengt - allerdings mit sinkender Tendenz im Vergleich zu früheren Jahren. Bei den Taten besteht wegen einer veränderten Vorgehensweise oftmals eine größere Gefahr.