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Verkehr

Versicherer: E-Autos verursachen weniger Unfälle

Die Reparatur von E-Autos ist deutlich teurer als von Verbrennerautos.

Die Reparatur von E-Autos ist deutlich teurer als von Verbrennerautos. Foto: Arnulf Stoffel/dpa

Unfallschäden bei Elektroautos sind teurer - aber seltener. Das zeigt ein neuer Vergleich. Für Autofahrer insgesamt gibt es derzeit schlechte Nachrichten von den Kfz-Versicherern.

Von Redaktion Freitag, 27.10.2023, 06:45 Uhr

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Landkreis. Die Fahrer von Elektroautos verursachen zwar weniger Unfälle, die Reparatur ihrer Fahrzeuge ist allerdings deutlich teurer. „Sie liegen im Schnitt um 30 bis 35 Prozent über denen vergleichbarer Autos mit Verbrennungsmotor“, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Basis der Aussage ist ein Vergleich von 37 Modellpaaren aus Elektroauto und vergleichbarem Verbrenner durch den GDV.

Die höheren Reparaturkosten führt Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik, auf mehrere Ursachen zurück: So seien Schäden an Batterien teuer. Zudem gebe es Unsicherheit beim Umgang mit beschädigten Elektroautos, weswegen diese teilweise lang in Quarantäne gelagert oder durch Vorsichtsmaßnahmen wie Tauchbäder in Löschcontainern zu Totalschäden würden. Hinzu kämen lange Standzeiten und hohe Stundensätze in den Werkstätten.

„Wir haben mehr als 125 Jahre Erfahrungen mit Verbrennern, aber nur rund zehn Jahre mit modernen Elektrofahrzeugen“, sagt Lauterwasser. Heinz Gressel vom GDV fordert daher von den Herstellern gute Diagnosedaten für Werkstätten und Gutachter, nachhaltige Anleitungen für die Reparatur und den teilweisen Austausch beschädigter Batterien sowie präzise Kriterien, wie mit Unfallautos umgegangen werden muss. Zudem sollten Batterien schon beim Fahrzeugdesign so gut wie möglich vor Unfallschäden geschützt werden.

Deutlich niedrigere Schadenhäufigkeit

Zumindest ein Teil der höheren Reparaturkosten wird allerdings durch die deutlich niedrigere Schadenhäufigkeit von Elektroautos im Bereich Vollkasko - also bei selbstverschuldeten Schäden am eigenen Auto - ausgeglichen. Sie liegt der Studie zufolge um 15 bis 20 Prozent unter der bei vergleichbaren Verbrennern.

Im Bereich der Haftpflichtversicherung wurden durch Elektroautofahrer der Untersuchung zufolge 5 bis 10 Prozent weniger Schäden an anderen Autos verursacht. Im Schnitt waren diese allerdings um 0 bis 5 Prozent teurer als bei Verbrennern. Mögliche Ursachen sind hier das höhere Gewicht und steife Karosserien bei den Elektroautos.

Kfz-Versicherungen: Prämien werden deutlich steigen

Autobesitzer in Deutschland müssen nach Ansicht der Hannover Rück noch über Jahre mit deutlich steigenden Versicherungsprämien rechnen. Überdurchschnittlich gestiegene Ersatzteil- und Reparaturkosten führten bei den Kfz-Versicherern zu „massiven Verlusten“, sagte Hannover-Rück-Deutschlandchef Michael Pickel. Weitere Preisanpassungen seien „unausweichlich“, um das Geschäft aus den roten Zahlen zu bringen und langfristig wieder profitabel zu machen.

Rückversicherer wie Hannover Rück und Munich Re handeln mit Erstversicherern wie Allianz oder Axa die Konditionen für die Vertragserneuerung zum 1. Januar 2024 aus. Unter den weltweiten Rückversicherern ist die Hannover Rück die Nummer drei, in Deutschland ist sie der größte Kfz-Rückversicherer. Dadurch hat sie einen guten Einblick in die Konditionen der deutschen Kfz-Erstversicherer wie Huk Coburg und Allianz. Diese buhlen in der üblichen Wechselsaison im Herbst mit ihren Angeboten um neue Kunden - und dürften die Prämien bei ihren Bestandskunden weiter anheben.

Kräftig steigende Prämien

Notwendig seien Prämienerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich, schreibt die Hannover Rück in ihrer Präsentation zum Treffen in Baden-Baden. Die Vergleichsportale Verivox und Check24 hatten in den vergangenen Tagen bereits über Prämienerhöhungen von bis zu 16 Prozent berichtet - je nachdem, ob es um Kfz-Haftpflicht, Teilkasko oder Vollkasko geht. Die Portale betrachten allerdings nur die Tarife für Neukunden und Wechsler. Die Hannover Rück berücksichtigt auch die Tarife für Kunden, die ihrem Versicherer treu bleiben.

Viele Kfz-Versicherer hatten vor allem bei Bestandskunden die Preise erhöht und Neukunden oft mit relativ günstigen Konditionen gelockt. Der Konkurrenzkampf in der Branche verhinderte, dass die Prämien insgesamt stärker stiegen. Nun steckt die Branche in den roten Zahlen. Nach Einschätzung der Hannover Rück dürften Kfz-Versicherer dieses Jahr 2,9 Milliarden Euro mehr für Schäden, Verwaltung und Vertrieb ausgeben, als sie an Beiträgen einnehmen. 2024 dürften sich die durchschnittlichen Schäden nach Einschätzung der Hannover Rück weiter verteuern. Daher werde das Minus der Kfz-Versicherer trotz Prämienerhöhungen lediglich auf 2,7 Milliarden Euro sinken.

Absicherung gegen Extremwetter

Auch abseits des Kfz-Geschäfts rechnet die Hannover Rück hierzulande mit weiter steigenden Preisen für Rückversicherungsschutz. „Wir müssen davon ausgehen, dass der langjährige Trend zu höheren Schadenleistungen weiter anhält“, sagte Deutschland-Chef Pickel. Die Frage nach der Absicherung der Folgen von Extremwetter wie Starkregen, Überschwemmung, Sturm und Hagel bleibe hochaktuell. Sie betreffe private Haushalte, Gewerbe und Industrie gleichermaßen.

Sparen bei der Autoversicherung

Doch nicht alle Anbieter erhöhen gleich stark, erläutert die Zeitschrift "Finanztest" (Ausgabe 11/2023) und nennt Tipps.

Die Kosten für eine Autoversicherung sind sehr individuell und hängen von vielen Faktoren ab. Unter anderem vom Automodell, Laufleistung, Alter oder Kreis der Fahrer. Wo parkt das Fahrzeug? An der Straße oder in einer Garage? Welche Leistungen will man?

Vertragsoptionen wie Werkstattbindung bei Kaskoschäden, eingeschränkter Fahrerkreis, Telematiktarife (ein Zusatzgerät im Auto kontrolliert die Fahrweise) oder jährliche anstelle halb-, respektive vierteljährlicher Zahlweise der Rechnung können aber Einsparungen bringen.

Immer überprüfen: Stimmt meine angegebene Laufleistung noch? Denn wer etwa Arbeitswege durch mehr Homeoffice einspart, kann die neuen Laufleistungen - meist auch unterjährig - melden und sparen. Allerdings müssen auch Mehrleistungen gemeldet werden.

Vergleiche und Wechselwille können Geld sparen. Dabei aber nicht nur nach den billigsten Tarifen allein gucken, sondern auch danach, ob sich die neuen Leistungen zu den bisherigen nicht ungewollt ändern.

Wer nicht wechseln will, kann vielleicht auch sparen: Einfach den bisherigen Anbieter mit Verweis auf etwaige Kündigungsgedanken kontaktieren und nach besseren Konditionen fragen.

Welche Versicherungen brauche ich überhaupt?

Zwingend ist wie ihr Name schon sagt die Kfz-Haftpflichtversicherung. Sie deckt bei Unfällen die Schäden Dritter. Ratsam sind laut "Finanztest" eine Deckungssumme von mindestens 100 Millionen Euro für Personen- und Sachschäden und mindestens 15 Millionen Euro Maximaldeckung pro geschädigter Person.

Auch auf die sogenannte Mallorca-Police achten. Sie erhöht die Deckungssumme der Kfz-Haftlichtversicherung für Leihwagen im Ausland mindestens auf ein in Deutschland vorgeschriebenes Niveau.

Wenn das als Minimum gegeben ist, lässt sich der neue Tarif in der Regel nach dem günstigsten Preis aussuchen. Für alte Gebrauchtwagen ist dieses Minimum meist ausreichend. Doch vergleichen lohnt auch hier. Denn die freiwillige Teilkaskoversicherung kostet im Bundle oft nicht viel mehr, so "Finanztest".

Teil- und Vollkasko erweitern den Schutz

Die Teilkasko greift etwa bei Brand-, Sturm- oder Hagelschäden und Diebstahl. Hier unter anderem darauf zu achten, dass nicht nur direkte Schäden durch Tierbisse, sondern auch Folgeschäden mit mindestens 5000 Euro abgedeckt sind. Auch bei Wildunfällen sind besser "Tiere aller Art" oder "alle Wirbeltiere" mit drin.

Zudem ist wie bei Kaskoversicherungen generell auf den sogenannten Verzicht auf Einwand der groben Fahrlässigkeit zu achten. Meist ein Standard mittlerweile. Ansonsten könnte ein Versicherer bei groben Fahrlässigkeiten Leistungen im Verhältnis zur Schwere des Vergehens kürzen oder sogar entfallen lassen.

Achtung, es gibt auch hier Ausnahmen: Kürzungen etwa wegen grober Fahrlässigkeit im Zusammenhang mit Diebstahl, Fahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss sind davon in der Regel ausgenommen. Dabei gelten immer die Bedingungen der Einzelverträge.

Für einen Rundumschutz speziell von Neuwagen, teure Gebrauchte und speziell E-Autos kann eine Vollkasko dienen. Sie umfasst alle Punkte der Teilkasko und begleicht zudem Schäden durch Vandalismus und solche, die durch selbst verschuldete Unfälle entstehen.

Auch für E-Autos ist eine Vollkasko sinnvoll

Bei Tarifen für E-Autos darauf achten, dass der Akku mindestens 24 Monate zum Neuwert versichert ist. Bei einer Vollkasko sollte hier am besten eine Allgefahrenabdeckung greifen. Sie leistet für alles, was nicht explizit ausgeschlossen wurde. Und in der Teilkasko sollten Folgeschäden durch Tierbisse oder Kurzschluss bis mindestens 20 000 Euro drin sein.

Generell rät "Finanztest" für Kaskoversicherungen eine Selbstbeteiligung von 150 Euro in der Teil- und 300 Euro in der Vollkasko sinnvoll. Bis zu diesen Summen zahlt man den Schaden dann selbst. Niedrigere Summen machen aus der Erfahrung der Experten die Policen deutlich teurer. Und höhere brächten kaum Vorteile bei den Beiträgen.

In der Regel endet das Versicherungsjahr der meisten Verträgen am 31. Dezember. So muss die formlose Kündigung spätestens am 30. November beim Versicherer sein. Es gibt aber auch Sonderkündigungsrechte. Etwa dann, wenn sich der Beitrag ohne vorhandenen Schadenfall erhöht. Das fällt nicht immer sofort auf, wenn zum Beispiel eine neue günstige Schadenfreiheitsklasse den Gesamtbetrag trotz Erhöhung sogar reduziert.

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