Warnstreik bei Klinikärzten in Norddeutschland – Operationen verschoben

Zum zweiten Mal ruft der Marburger Bund Krankenhäuser zum Streik auf. Auch an den Elbe Kliniken in Stade und Buxtehude wird die Arbeit niedergelegt. Foto: Archiv
Zahlreiche Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern haben im Norden für einen Tag die Arbeit niedergelegt. Mit dem Warnstreik wollen sie ihren Forderungen nach mehr Lohn Nachdruck verleihen. Auch an den Elbe Kliniken Stade-Buxtehude wurde gestreikt.
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Verschobene Operationen, überraschte bis verärgerte Patienten: Wegen eines ganztägigen Warnstreiks von Ärztinnen und Ärzten ging am Dienstag an kommunalen Krankenhäusern in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein nicht mehr viel. In Niedersachsen beteiligten sich rund 600 Mediziner an dem bundesweiten Warnstreik, wie eine Sprecherin der Gewerkschaft Marburger Bund am Dienstag sagte.
Allein zur zentralen Kundgebung für den Norden auf dem Dag-Hammarskjöld-Platz beim Hamburger Dammtor-Bahnhof versammelten sich nach Angaben der Ärztegewerkschaft Marburger Bund gegen Mittag 1500 Mediziner. Sie beklagten, dass die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) auch nach vier Verhandlungsrunden noch immer kein Angebot vorgelegt habe.
Ärzte fordern Inflationsausgleich
Bundesweit fordert der Marburger Bund von den Arbeitgebern für die Ärztinnen und Ärzte an den kommunalen Kliniken einen Inflationsausgleich sowie eine einheitliche Erhöhung der Gehälter um 2,5 Prozent. Beides soll rückwirkend für den 1. Januar 2023 umgesetzt werden. Laut Marburger Bund wird bundesweit für rund 55 000 Ärzte verhandelt. Die Arbeitgeber sprechen von rund 60 000 Betroffenen.
"Wir sind hier, weil wir es satthaben, dass die VKA unsere Forderungen ignoriert", klagte Jara Schlichting, Mitglied der Verhandlungskommission VKA und Ärztin an der Asklepios-Klinik St. Georg, bei der Kundgebung in Hamburg. Auch Ärztinnen und Ärzte seien von der Inflation betroffen und verdienten eine Entgelterhöhung. "Es ist nicht fair, dass die Klinik-Betreiber Gewinne einstreichen, aber ihre Mitarbeiter einen derartig hohen Reallohnverlust einfach hinnehmen sollen."
Der erste Vorsitzende des Marburger Bundes Hamburg, Pedram Emami, sagte: "Steigende Arbeitsbelastung, unzureichende Personalausstattung und kaum Zeit für Gespräche mit den Menschen - damit haben wir Ärztinnen und Ärzte Tag für Tag zu kämpfen." Und der medizinische Fachkräftemangel nehme weiter zu. "Wäre es dann nicht mal an der Zeit, dass die Arbeitgeber den Leistungserbringern etwas mehr Wertschätzung entgegenbringen?"
OP-Termine verlegt
Eine Sprecherin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) sagte auf Anfrage, die medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten sei sichergestellt. Nicht dringliche Operationen seien jedoch verschoben worden. Ein Sprecher der Asklepios-Kliniken sagte der Deutschen Presse-Agentur, einigen Patientinnen und Patienten habe kurzfristig mitgeteilt werden müssen, "dass ihre Operationen abgesagt werden, was wir außerordentlich bedauern".
Den Warnstreik selbst bezeichnete der Sprecher als nicht sinnvoll, nicht zielführend und auch nicht verantwortbar. Die Kliniken hätten nach wie vor mit den Auswirkungen der extremen Welle an Atemwegserkrankungen zu kämpfen, müssten wegen der jüngsten Warnstreiks von Verdi und Marburger Bund vom März ohnehin noch Operationen aufholen und seien im Mai mit gleich drei Feiertagen konfrontiert, was Planungen zusätzlich erschwere.
Der zweite Vorsitzende des Marburger Bundes in Niedersachsen, Andreas Hammerschmidt, warnte in einer Mitteilung die Arbeitgeber vor einer Abstimmung über einen unbefristeten Streik. "Es ist uns innerhalb von sieben Wochen ein zweites Mal gelungen, unsere Mitglieder zu mobilisieren. Wenn die Arbeitgeberseite das immer noch nicht versteht, wird sie die entsprechende Quittung erhalten."
Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) hatte den Warnstreik bereits in einer Mitteilung am Montag kritisiert. "Wir haben in der Verhandlungsrunde vorletzte Woche mit dem Marburger Bund deutliche Fortschritte erzielen können. Daher ist es völlig grundlos, dass die Gewerkschaft nun erneut zum Arbeitskampf aufruft", sagte VKA-Verhandlungsführer Wolfgang Heyl.
Streiks auch in Stade und Buxtehude
Die Notfallversorgung werde trotz Streiks gewährleistet, betonte Siegfried Ristau, Geschäftsführer der Elbe Klinken Stade-Buxtehude. Es ist nicht der erste Streik in den Kliniken gewesen. Bereits am 21. März rief der Marburger Bund zum Streik in den Krankenhäusern auf. Daraufhin legten auch an den Elbe Kliniken in Stade und Buxtehude Ärzte die Arbeit nieder. „Die Auswirkungen des Warnstreiks waren insbesondere im OP spürbar. Die leidtragenden Personen sind am Ende die Patientinnen und Patienten, die sich physisch und psychisch auf einen neuen Operationstermin einstellen und hierfür teilweise auch große organisatorische Aufwände betreiben müssen“, kommentierte Siegfried Ristau, Geschäftsführer der Elbe Kliniken Stade-Buxtehude, die Auswirkungen des Streiks damals.assiven Reallohnverzicht einfach so hinnehmen?“
Die Tarifparteien wollen am 22. Mai zu einer fünften Verhandlungsrunde zusammenkommen. (dpa)

Eine leere Bahre steht im Flur (Symboldbild). Foto: Richard Revel / Pixabay