Warum die Sumpfschwertlilie besonders ist

Eine Hummel sucht den Weg ins Innere der Schwertlilie. Foto: Paulin
Die Sumpfschwertlilie leuchtet derzeit an Gräben und Wasserläufen. Sie ist perfekt an ihren Lebensraum angepasst.
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Sumpfschwertlilien stehen im Juni in voller Blüte. Ihr sattes Gelb ist eine wahre Pracht. Flussufer, Gräben und Seen sind ihr Zuhause. Die Pflanzen lieben Wasser und Sumpf, ertragen Überschwemmungen und können für eine Weile auch Trockenheit ertragen.
Dicker Wurzelstock kann Wasser speichern
Dafür sorgt ein dicker Wurzelstock, in dem beim Trockenfallen Wasser gespeichert werden kann. Wenn die Schwertlilie aber im tiefen Wasser und im dicken Matsch steht, dann hat sie ein Problem: Atmung und Luftaustausch sind schwierig. Die Lösung: Innerhalb der Blätter gibt es luftgefüllte Räume, die bis tief in den Wurzelstock hineinreichen.
Ein weiteres Problem für die Sumpfschwertlilie: Im dichten grünen Bewuchs des Ufers muss sie auf sich aufmerksam machen, damit sie Bestäuber findet. Dazu helfen die gewaltigen knallgelben Blüten. Sie sind sehr speziell aufgebaut. Jede der drei Einzelblüten besitzt unten ein sehr großes, weil ausladendes, Hängeblatt. Feine schwarze Linien weisen in das Innere der Blüte. Welchen Sinn macht das? Es fällt auf, dass fast ausschließlich die dicken Hummeln die Schwertlilienblüte besuchen. Sie fliegen zunächst immer auf das große untere Hängeblatt. Hier ist der Hummel-Landeplatz. Die schwarzen Linien weisen den Hummeln den Weg ins Blüteninnere zum Nektar. Wollen sie den Nektar erreichen, dann müssen sie den Linien folgen und ein Blütenblatt darüber nach oben drücken. Diesen Kraftakt können nur Hummeln vollbringen. Haben Hummeln Pollen mitgebracht, dann wird dieser hier abgestreift. Genau an dieser Stelle hat die Schwertlilie einen Griffel und wird hier befruchtet. Es zeigt sich, dass Hummel und Irisblüte aufeinander abgestimmt sind.
Früchte der Sumpfschwertlilie können schwimmen
Das ist nicht alles, was eine Sumpfschwertlilie ausmacht. Sie bildet Früchte mit einem luftgefüllten Hohlraum aus. Sie können schwimmen und sich mehrere Monate über Wasser halten, bis sie an eine günstige Stelle treiben, wo sie keimen können. Wurzel, Blatt, Blüte und Frucht - eine perfektere Anpassung an diesen Lebensraum geht kaum besser umzusetzen.
Die Serie
Was kreucht und fleucht denn da in der Region? Wolfgang Kurtze, Vorsitzender der Lions-Naturschutz-Stiftung, schreibt über Phänomene und Kuriositäten in der Natur. Das TAGEBLATT veröffentlicht die Artikel des promovierten Biologen in loser Reihenfolge.