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Schifffahrt

Wieso Schiffslotsen in Cuxhaven bald mit VR-Brillen und Tablets arbeiten

Eine Art elektronischer Einparkhilfe in Häfen soll künftig das sichere Anlegen von Schiffen gewährleisten und Unfälle vermeiden. Foto: Sina Schuldt/dpa

Eine Art elektronischer Einparkhilfe in Häfen soll künftig das sichere Anlegen von Schiffen gewährleisten und Unfälle vermeiden. Foto: Sina Schuldt/dpa

Große Schiffe in engen Häfen, schlechtes Wetter und eingeschränkte Sicht - da passieren leicht Unfälle. Ein neues System soll die wertvollen Schiffe und Hafenanlagen schützen.

Mittwoch, 24.05.2023, 19:00 Uhr

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Intelligente Kai- und Hafenanlagen sollen künftig Schiffen ein sicheres Anlegen und Manövrieren ermöglichen und Schäden vermeiden. Die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports stellte das Ergebnis von gut drei Jahren Entwicklungsarbeit am Mittwoch in Cuxhaven vor.

Im Schnitt ereigne sich in den niedersächsischen Seehäfen einmal in der Woche eine kleine oder größere Havarie beim An- oder Ablegen, sagte Geschäftsführer Holger Banik. Ziel des Systems sei, Schäden an Schiffen und Hafenanlagen zu vermeiden. 

Zentimetergenaue Kontrollbilder in 3D

„Das ist das Piepding beim Rückwärtsfahren im Auto - nur für Schiffe“, sagte Knut Kokkelink von der NPorts-Niederlassung in Cuxhaven. Allerdings stimmt der Vergleich mit der Einparkhilfe für Autos nur zum Teil. Dort messen Sensoren im Auto den Abstand und geben Warnsignale. Bei Smartkai wiederum ist sind Kais, Hafeneinfahrten oder Schleusen mit lasergestützten Sensoren ausgestattet. Sie übertragen Daten zu Position, Annäherung und Geschwindigkeit eines Schiffs an die Kapitäne oder Lotsen.

Das lässt sich beobachten, als der Frachter „Selandia Seaways“ am Europakai in Cuxhaven anlegt. Die Sensoren übermitteln ein dreidimensionales Bild des Schiffs an die Kontrollbildschirme. Zentimetergenau wird die Annäherung heruntergezählt, bis das Schiff am Anleger vertäut ist. Der Frachter bedient die tägliche Verbindung mit dem britischen Hafen Immingham. Minuten nach der Ankunft rollen die ersten Importautos von Bord.

Bisher nur Schiffe mit Assistenzsystemen ausgestattet

Bislang gebe es Assistenzsysteme nur auf Schiffen, sagte Sebastian Feuerstack von der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt. Ziel sei es gewesen, ein hafenseitiges System zu entwickeln, das mit jedem Schiff funktioniere. Feuerstack verwies auf japanische Statistiken, wonach jedes zehnte Schiff einmal im Jahr einen Versicherungsfall verursacht.

Auf einem Bildschirm wird die Funktionsweise der Sensoren am Kai angezeigt, die den Abstand anlegenden Schiffen messen. Eine Art elektronischer Einparkhilfe in Häfen soll künftig das sichere Anlegen von Schiffen gewährleisten und Unfälle vermeiden. Foto: Sina Schuldt/dpa

Auf einem Bildschirm wird die Funktionsweise der Sensoren am Kai angezeigt, die den Abstand anlegenden Schiffen messen. Eine Art elektronischer Einparkhilfe in Häfen soll künftig das sichere Anlegen von Schiffen gewährleisten und Unfälle vermeiden. Foto: Sina Schuldt/dpa

Beim An- und Ablegen müssten die Schiffe in schwer abschätzbaren Bereichen manövrieren - beeinflusst durch Gezeiten, Strömung, Wind und anderen Verkehr, schreibt NPorts zu dem Projekt. In Cuxhaven strömt die Elbe schnell. Der Wasserstand ändert sich mit der Tide rasch, was das Anlegen schwierig macht.

Wieso das Wetter die größte Herausforderung darstellt

Allerdings könne man auch nicht jedes Messgerät an den Kai montieren, sagte Volker Willehoeft von der Sensorfirma Sick. „Es geht um Robustheit.“ Die Sensoren müssen auch bei Nebel, Regen, Schnee oder blendender Sonne richtig messen. Auch Salzwasser darf ihnen nichts anhaben. Verpackt sind die Geräte in kleine Metallkisten. „Korrosionsbeständigkeit ist wichtig.“

Die Software zum Empfang der Signale muss nicht für jedes Schiff beschafft werden. In Cuxhaven werden die einlaufenden Schiffe von Lotsen geleitet, die mit den entsprechenden Tablets oder Virtual-Reality-Brillen ausgestattet sind. Das Entwicklungsprojekt Smartkai lief von Ende 2019 bis in den Herbst 2022 und kostete etwa 2,4 Millionen Euro. Es wurde vom Bundesverkehrsministerium gefördert. (dpa)

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