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Champions League

Wirbel um „Back-up” Boateng und Eberl-Offerte begleitet Bayern nach Kopenhagen

Trägt Jérôme Boateng bald wieder das Bayern-Trikot? Foto: dpa

Trägt Jérôme Boateng bald wieder das Bayern-Trikot? Foto: dpa

In Kopenhagen will der FC Bayern den nächsten Schritt in der Champions-League-Gruppe machen. Bei der Rückholaktion eines Ex-Weltmeisters geht es nicht nur um sportliche Aspekte.

Montag, 02.10.2023, 13:05 Uhr

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Der Mann, über den gerade alle intensiv reden, ist im regnerischen Kopenhagen gar nicht mit dabei. Und doch verfolgt die aufgeregte Debatte um die vom FC Bayern ernsthaft erwogene, aber auch diskussionswürdige Rückkehr des 2014-Weltmeisters Jérôme Boateng zum deutschen Serienmeister die Münchner Rekordjäger auf der ersten Auswärtsreise dieser Champions-League-Saison.

Es geht nicht allein um den Fußballer Boateng, sondern auch um den Privatmann. Und der private Jérôme Boateng stand in jüngerer Vergangenheit eben auch für Gerichtsverfahren und die gerade erst aufgehobene Verurteilung wegen gewalttätiger Attacken auf seine Ex-Freundin.

FC Bayern will Rekordserie ausbauen

Beim FC Kopenhagen wollen die Bayern ungeachtet aller Boateng-Debatten mit dem formstarken Jubilar Leroy Sané, der am Dienstag (21 Uhr/Amazon Prime) zum 50. Mal in Europas Königsklasse auflaufen soll, ihre Rekordserie von 35 Gruppenspielen ohne Niederlage erfolgreich fortsetzen. Nach dem wilden 4:3-Auftakt gegen Manchester United soll der nächste Schritt zum Zwischenziel Achtelfinale gelingen. „Die Vorfreude ist groß”, sagte Bayerns Sportdirektor Christoph Freund am Münchner Flughafen.

Im Parken-Stadion erwartet das in der Bundesliga um Konstanz und Dominanz ringende Ensemble von Trainer Thomas Tuchel ein heimstarker Gegner und ein nach einem Konzert ziemlich ramponierter Rasen. „Es gibt genug Sachen zu verbessern”, stöhnte Tuchel nach dem 2:2 im Topspiel bei RB Leipzig. Am Montag regnete es auch noch zeitweise in Dänemarks Hauptstadt. Insofern war es eine weise Entscheidung, das Abschlusstraining nicht im sonnigen München angesetzt zu haben, sondern mal wieder am Spielort. Der Praxistest im Parken sollte Sané, Kane und Co. für den Ernstfall weiterhelfen.

Causa Boateng hat zwei Ebenen

Ein spezieller Trainingsgast blieb derweil in München. Der 35-jährige Boateng könnte - weil vereinslos - zwei Jahre nach seinem nicht gerade geräuschlosen Abschied aus München plötzlich noch mal als Nothilfe zurückkehren. Freund kündigte eine zeitnahe Entscheidung noch in dieser Woche an. „Er wird auch die nächsten zwei, drei Tage an der Säbener Straße trainieren. Und dann werden wir nochmal ein Gespräch mit ihm führen. Und dann schauen wir, was die beste Entscheidung sein kann für alle Beteiligten”, sagte der 45-Jährige. 

Die Causa Boateng hat freilich zwei Ebenen, eine sportliche und eine abseits des Fußballplatzes. Der zuletzt für Olympique Lyon nur noch sporadisch auflaufende Boateng könnte bei einem positiven Trainingsnachweis den in der Sommer-Transferperiode selbst verschuldeten Münchner Engpass auf der Innenverteidiger-Position abmildern. Matthijs de Ligt fehlt auch in Kopenhagen verletzt und wird noch etwas ausfallen. Tuchel hat in Dayot Upamecano und Neuzugang Minjae Kim gerade noch zwei Spezialkräfte zur Verfügung. 

„Wir haben gesehen, dass wir dort eher dünn aufgestellt sind”, sagte Freund. Boateng ist verfügbar - und er kennt den FC Bayern. „Es wäre seine Rolle, als Back-up die Mannschaft zu unterstützen und - wenn es sein müsste -, dass er dann auch einspringen könnte.” Das wäre allerdings in der Champions League während der Gruppenphase nicht mehr möglich.

Boateng-Prozess wird neu aufgerollt

Vor einer Woche habe man plötzlich die Situation erlebt, dass alle drei Innenverteidiger verletzt waren, schilderte Freund. So kam Boateng ins Spiel. „Das ist eine spezielle Situation, in der wir uns natürlich Gedanken machen, was kann passieren bis Winter.”

Bei Boateng kommt jedoch auch ein Prozess wegen des Vorwurfs gewalttätiger Angriffe auf seine Ex-Freundin hinzu. Das Bayerische Oberste Landesgericht hob zwar gerade eine Verurteilung des Profis wegen eklatanter Rechtsfehler „in vollem Umfang” auf. Der Prozess wird aber neu aufgerollt - und könnte damit Boatengs zweite Bayern-Anstellung begleiten. Es gibt Bayern-Fans, die dieses Boateng-Problem äußerst kritisch sehen. 

„Jeder kann seine eigene Meinung haben”, kommentierte Freund. Er benannte die Haltung der Vereins-Entscheider. „Unser Zugang ist, was das Beste für den FC Bayern sportlich ist.” Boatengs Gerichtsverfahren sei „eine private Geschichte” und darum „kein großes Thema für uns”, sagte der Sportdirektor: Zudem gelte „auch immer die Unschuldsvermutung”.

Uli Hoeneß: Keine Vereinbarung zwischen FC Bayern und Max Eberl

Das Aus von Max Eberl bei Fußball-Bundesligist RB Leipzig steht laut Ehrenpräsident Uli Hoeneß in keinem Zusammenhang mit einem möglichen Wechsel zum FC Bayern. „Tatsache ist, dass es keine Vereinbarung zwischen dem FC Bayern und Max Eberl gibt“, sagte Hoeneß am Sonntag dem „Kicker“. Die Trennung von Eberl und RB sei ausschließlich eine Sache der beiden Parteien, alles andere ist nach Angaben des 71 Jahre alten Hoeneß eine Unterstellung.

RB Leipzig hat sich überraschend von Eberl getrennt.

RB Leipzig hat sich überraschend von Eberl getrennt.

Schon länger halten sich Gerüchte, dass die Bayern den Posten des Sportvorstands in Zukunft neu besetzen wollen. Gesucht wird ein Nachfolger für Hasan Salihamidžić, allerdings hatte der Club zuletzt erst Christoph Freund als neuen Sportdirektor eingestellt. Dem Vernehmen nach soll Hoeneß Eberl sehr schätzen. Der 50-Jährige hatte als Spieler die komplette Jugend des FC Bayern durchlaufen und 1991 ein Bundesligaspiel für den Club bestritten.

Die Leipziger hatten sich in dieser Woche von dem erst im Dezember 2022 verpflichteten Eberl getrennt, weil sie bei dem gebürtigen Niederbayern das „fehlende Commitment“ monierten. Nach dpa-Informationen ging es dabei um wiederholt nur zögerliche Bekenntnisse zu RB Leipzig. Hoeneß wollte Eberl schon vor einigen Jahren nach München lotsen.

Freund zu Doppelspitze mit Eberl: „Nicht meine Entscheidung“

Sportdirektor Christoph Freund hält sich hinsichtlich einer möglichen künftigen Zusammenarbeit mit Eberl beim FC Bayern bedeckt. „Das ist nicht meine Entscheidung“, antwortete der 45 Jahre alte Österreicher auf die Frage, ob er es sich vorstellen könne, eine sportliche Doppelspitze mit Eberl zu bilden.

„Mir macht es riesengroßen Spaß beim FC Bayern. Ich bin jetzt einen Monat hier. Es gibt sehr viel zu tun, wir haben viele Aufgaben. Ich fühle mich extrem wohl, alles andere ist nicht in meiner Entscheidung“, sagte Freund. Er war zum 1. September vom österreichischen Serienmeister Red Bull Salzburg nach München gewechselt.

Freund könnte sich in München auch Hoffnungen auf den Posten des Sportvorstandes machen. Salihamidzic hatte 2017 auch als Sportdirektor beim Rekordmeister begonnen und war dann in den Vorstand aufgestiegen. (dpa)

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