Wolfgang Scherf spricht über Pferdesport und Pferdezucht in der Antike

Wo liegen die Anfänge des organisierten Wettkampfes mit Pferden? Die Frage beantwortet der Archäologe Wolfgang Scherf in seinem kurzweiligen Vortrag. Foto: Wolfgang Scherf
„Taraxippos der Pferdeschreck - Von Pferdesport und Pferdezucht in der Antike“ - darum geht es beim Speichergespräch im Historischen Kornspeicher am Donnerstag, 6. Februar.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Freiburg. „Sieh, wie die Leute mit verrückter Begeisterung zum Rennplatz eilen, ein ungeordneter Mob, blind und schon in wilder Aufregung wegen ihrer Wetten.“ Was wie der Beginn einer modernen Reportage klingt, schrieb der Schriftsteller Tertullian im 2. Jahrhundert nach Christus über die begeisterte Menge, die zum Wagenrennen im römischen Circus Maximus strebte.

Wo liegen die Anfänge des organisierten Wettkampfes mit Pferden? Die Frage beantwortet der Archäologe Wolfgang Scherf in seinem kurzweiligen Vortrag. Foto: Wolfgang Scherf
Ob Dobrock-Turnier oder Olympische Spiele, Pferdesport ist in der heutigen Sportwelt ebenfalls fest verankert. Doch wo liegen die Anfänge des organisierten Wettkampfes mit Pferden? Welche Disziplinen gab es? Welche Preise wurden an die Sieger verliehen? In welchem Rahmen wurden die Turniere überhaupt veranstaltet? Welche Anregungen könnten aus dem antiken Sportgeschehen eventuell sogar in die Gegenwart übernommen werden? Fragen wie diese beantwortet der Archäologe Wolfgang Scherf im Speichergespräch.
Mit seinem kurzweiligen Vortrag lädt er zu einem gestreckten Galopp durch den Pferdesport und die Pferdezucht in der Antike ein. Der Schwerpunkt liegt auf Griechenland und dem Römischen Reich. Auch um diese Frage wird es gehen: Wer oder was ist eigentlich ein Taraxippos?
Dramatische Szene eines Wagenrennens
„Aufwärts flatterten nun im Winde die Mähnen der Rosse; bald berührten die Wagen die allernährende Erde, und bald flogen sie hoch in die Luft“, so schildert Homer im 23. Gesang der Ilias während des 8. Jahrhunderts vor Christus die dramatische Szene eines Wagenrennens. Wagen- und Pferderennen bilden in allen griechischen Wettkampfstätten die Hauptattraktion der Spiele.
Bei den Olympischen Spielen ist der Pferdesport, die sogenannten hippischen Disziplinen, besonders ausgeprägt. Siegen kann in Olympia dabei ein Pferd aber auch mal ohne Reiter, wie es im Jahr 512 vor Christus die Stute des Pheidolas aus Korinth bewies, die ihren Reiter bereits zu Beginn des Rennens abwarf. Laut Siegesinschrift lief sie „aber nichtsdestoweniger in richtiger Ordnung weiter und bog um die Wendesäule herum und beschleunigte, als sie die Trompete hörte, ihren Lauf noch mehr, gelangte zuerst zu den Kampfrichtern, erkannte, dass sie gesiegt hatte, und hörte mit dem Rennen auf“.
Die Niederlage galt in der Antike als Schande
Im Gegensatz zu heute, wo auch schlechter platzierte Sportler noch ehrenhaft erwähnt werden, gilt die Niederlage in antiker Sicht als Schande. Nicht umsonst beschreibt Pindar, dass Verlierer im Sport bei ihrer Heimkehr große Plätze meiden und lieber enge Gassen benutzen, um Spott und Hohn zu entgehen.
Aus dieser Sicht wird die Schilderung Homers beim Wagenrennen zu Ehren des Patroklos verständlich: „Die Führer der Wagen standen vor den Sesseln, und jeglichem klopfte der Herzschlag Sieg begehrend, jeder ermahnte schreiend die Rosse, welche mit stäubenden Sprüngen das lange Gefilde durchflogen.“
Das Speichergespräch im Dachgeschoss des Historischen Kornspeichers in Freiburg, Elbstraße 2, beginnt um 19.30 Uhr. Für den Eintritt wird der Speichersoli in Höhe von 5 Euro gezahlt. (sal)