Zahl der Wildunfälle in der Wesermarsch verdoppelt

Kein so seltenes Bild: Auch in der Wesermarsch kommt es zu zahlreichen Wildunfällen. Foto: picture alliance / Julian Stratenschulte/dpa
Wer in der Wesermarsch mit dem Auto unterwegs ist, ist einer deutlich gestiegenen Gefahr ausgesetzt, mit einem Reh zusammenzustoßen. 14 Prozent der Unfälle im Landkreis waren im vergangenen Jahr Wildunfälle.
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Von Christoph Heilscher
Insgesamt hat es zwischen Lemwerder und Butjadingen 1.816-mal gekracht im Jahr 2022. Immerhin 255 dieser Unfälle gehen zurück auf die Kollision mit einem Tier. Meist waren das Rehe. Innerhalb der zurückliegenden Jahre hat sich die Zahl der Wildunfälle in der Wesermarsch verdoppelt.
Woran liegt das? Die Landschaft hat sich in der Wesermarsch in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Die Marsch ist vielerorts nicht mehr nackt und fast baumlos. Auch im Maisacker fühlen sich Rehe wohl. Dort finden sie Deckung und Nahrung. Mit den Seeparks in Nordenham beispielsweise ist ein idealer Lebensraum für Rehwild entstanden, und gegenüber, auf der anderen Seite der B 212, liegt der Stadtwald. Eine geeignete Landschaft für Rehe, gefährlich für Autofahrer.

Die Wildunfälle sind über die gesamte Wesermarsch verteilt. Foto: Alexander Huber
Bei Dunkelheit ist es besonders gefährlich
Die Wildunfälle verteilen sich über alle Gemeinden der Wesermarsch. Und sie ereignen sich zu allen Jahreszeiten, wie die Auswertung der Polizei ergeben hat. Besonders groß ist die Gefahr, mit einem Reh zu kollidieren, in den frühen Morgenstunden, abends und nachts. 61 Prozent der Wildunfälle haben sich bei Dunkelheit ereignet. Die Polizei rät, bei Hinweisen auf Wildwechsel besonders vorsichtig zu fahren.
Rehe sind in der Wesermarsch das größte regelmäßig vorkommende Wildtier. Wildschweine sind zwischen Weser und Jade nach wie vor eine Ausnahmeerscheinung, und Damwild gibt es nur in sehr kleiner Zahl in der Gemeinde Jade. In Landkreisen, in denen auch große Populationen von Damwild und Wildschweinen vorkommen, ist die Zahl der Wildunfälle noch viel höher als in der Wesermarsch. Im Landkreis Rotenburg beispielsweise geht jeder dritte Verkehrsunfall auf einen Zusammenstoß mit Wild zurück.
Auch immer wieder Zusammenstöße mit Gänsen
In der Wesermarsch sind es aber nicht nur Rehe, die in der Unfallstatistik auftauchen. Insbesondere auf der Bundesstraße 437 neu, also im Bereich des Wesertunnels, ist es auch zu einer Reihe von Zusammenstößen mit Vögeln mit Schäden an den Fahrzeugen gekommen. Das berichtete die Polizei jetzt bei der Vorstellung der Unfallzahlen aus dem vergangenen Jahr. Links und rechts der B 437 neu halten sich oftmals Gänse auf.
Was tun, um Wildunfälle zu vermeiden? Dazu rät der Deutsche Jagdverband:
- Reduzierte Geschwindigkeit entlang unübersichtlicher Wald- und Feldränder.
- Besonders gefährlich sind neue Straßen durch Waldgebiete, da das Wild seine gewohnten Wege beibehält.
- Die größte Gefahr droht in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Nacht und bei Nebel.
- Taucht ein Tier am Straßenrand auf: abblenden, hupen, bremsen. Lenkrad festhalten, keine unkontrollierten Ausweichmanöver.
- Ein Tier kommt selten allein - Autofahrer sollen stets mit Nachzüglern rechnen.
Und was ist zu tun, wenn es zu einem Zusammenstoß mit einem Reh oder einem anderen größeren Tier gekommen ist? Da rät der Deutsche Jagdverband:
- Unfallstelle sichern: Warnweste anlegen, Warnblinkanlage anschalten, Warndreieck aufstellen.
- Bei Personenschäden Erste Hilfe leisten und Rettung rufen (Notruf 112).
- Aufgrund der Infektionsgefahr niemals tote Tiere ohne Handschuhe anfassen. Abstand halten zu lebenden Tieren.
- Wer Wild mitnimmt, macht sich der Wilderei strafbar.
- Einem geflüchteten Tier nicht folgen, in der Unfallmeldung die Fluchtrichtung mitteilen. So kann der Jäger das verletze Tier leichter finden.
- Jäger oder Polizei kontaktieren und Standort melden. Für die Versicherung von der Polizei eine Wildunfallbescheinigung ausstellen lassen.