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Breite Unterstützung

Hilfskonvoi vom Alten Land ins Kriegsgebiet - Zwei Ukrainerinnen sammeln Spenden

Dzvenyslava Diichuk und Julia Storozhuk laden im Alten Land die ersten Hilfsgüter in einen Transporter ein. Sie haben Kontakte zu Soldaten und zum Militär, wollen einen Hilfskonvoi bis ins Kriegsgebiet in der Ukraine schicken. Foto: Battmer

Dzvenyslava Diichuk und Julia Storozhuk laden im Alten Land die ersten Hilfsgüter in einen Transporter ein. Sie haben Kontakte zu Soldaten und zum Militär, wollen einen Hilfskonvoi bis ins Kriegsgebiet in der Ukraine schicken. Foto: Battmer

Jeden Morgen kontaktieren Dzvenyslava Diichuk und Julia Storozhuk besorgt ihre Familien in der Ukraine. Die beiden leben im Alten Land in Sicherheit, während in ihrer Heimat der Krieg tobt. Darum möchten sie helfen: mit einem Hilfskonvoi ins Kriegsgebiet.

Von Mario Battmer Freitag, 04.03.2022, 20:03 Uhr

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Die Sorge um ihre Familien raubt ihnen dennoch den Schlaf, auch in der Nacht flimmern Nachrichten über den Fernseher. „Es ist eine merkwürdige Situation“, sagt Dzvenyslava „Dzwina“ Diichuk (21) aus Grünendeich über die Gespräche in die Heimat. Nicht weil der Kontakt schwierig ist. Kommunikation sei im Kriegsgebiet weiter möglich. Sondern weil die Stimmung im Land und unter den Verwandten nicht negativ sei, ganz im Gegenteil. „Alle versuchen, optimistisch und positiv zu bleiben. Schlechte Stimmung und Panik würden nicht helfen.“

Immerhin: Ihre Familien leben im Westen der Ukraine. Dort finden viele Menschen Zuflucht, die aus dem Osten fliehen. Dort wo die Kämpfe und die Schäden noch viel grausamer sein sollen. „Es geht unseren Familien mehr oder weniger okay“, erzählen beide – wohlwissend, dass es anderen Familien in diesem Krieg viel schlechter geht.

Trotzdem haben sich die Verwandten von „Dzwina“ Diichuk nun entschlossen, am achten Tag des Krieges, sich in Sicherheit zu bringen. Ihre Mutter und Großmutter haben sich auf den Weg nach Deutschland oder zumindest in die Europäische Union gemacht. Julia Storozhuks Familie hingegen bleibt zurück. „Meine Großmutter ist zu alt, sie würde eine solche Reise nicht verkraften“, sagt die 31-Jährige aus Hollern. Auch ihre schwangere Schwester und ihre zwei Kinder fliehen nicht. Zu groß sei die Ungewissheit ob der fremden Kultur und eines neuen Landes. „Das macht mich traurig und wütend“, sagt Julia Storozhuk, die selber hochschwanger ist und in diesen Tagen ein Kind erwartet.

Kontakt über Onkel an der Front

Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen aktuell ohnehin das Land nicht verlassen. Und genau das ist ihr Draht an die Kriegsfront. Der Onkel von Julia Storozhuk hilft als Freiwilliger in Lviv aus und hat Kontakte zu Soldaten sowie zum Militär, erzählt die 31-Jährige. So kam der Gedanke, helfen zu wollen. Die beiden Ukrainerinnen sind dankbar für all die Hilfe, die ihre Landsleute erfahren. Auch im Kreis Stade gibt es verschiedene Hilfs- und Spendenaktionen. Doch Dzvenyslava Diichuk und Julia Storozhuk wollen anders helfen – und zwar mit einem Hilfskonvoi direkt in die Ukraine. „Viel Hilfe kommt den Flüchtlingen zugute, aber weniger Hilfe kommt bei den Helden an, die vor Ort unser Land und unsere Grenzen verteidigen“, meint Dzvenyslava Diichuk.

Diese Dinge werden benötigt

Vom Onkel von Julia Storozhuk bekommen die beiden täglich eine Liste mit Dingen, die gebraucht werden. Die Posten sind eigentlich immer gleich: Medikamente und Verbandszeug, Kleidung – aber auch taktische Ausrüstung wie ballistische Schutzwesten, Nachtsichtgeräte oder Funkgeräte. Was das zeigt: Diese Hilfe soll dazu beitragen, ihr Land im Kampf zu verteidigen.

Jetzt wollen die beiden Ukrainerinnen die Dinge von der Liste kaufen, benötigen dafür aber weitere Spenden; 6000 Euro sind jetzt schon zusammengekommen. Die Spedition selbst sei kein Problem, und mit ihren Kontakten gehen die beiden davon aus, dass der Konvoi an der ukrainischen Grenze mit Hilfsgütern nicht gestoppt wird.

Breite Unterstützung

Das Spendenkonto hat der Lions Club „Das Alte Land“ zur Verfügung gestellt. Auch Samtgemeinde-Bürgermeister Timo Gerke (parteilos) unterstützt die Aktion der beiden Frauen aus seiner Samtgemeinde. Die Partner der beiden Ukrainerinnen spielen bei der SG Lühe, die ebenfalls Spenden sammelt.

Wer zudem Sachspenden abgeben möchte, Hilfgüter in größeren Mengen verkauft oder weitere Informationen erhalten möchte, kann sich bei Dzvenyslava Diichuck melden. Mail: diichukd @gmail.com, Whatsapp/Telegram an: (+48) 6 92 01 89 99 oder per Telefon: 01 51/ 25 20 81 59.

Spendenkonto

Der Lions Club „Das Alte Land“ stellt für die Aktion der Samtgemeinde Lühe „Hilfskonvoi in die Ukraine“ das Konto seines Hilfswerks zur Verfügung.

Empfänger: Lc Hilfswerk Altes Land

IBAN: DE46 2415 1005 1210 2684 11

Spendenbescheinigungen werden ab 100 Euro ausgestellt. Dzvenyslava Diichuck will zudem Kaufbelege als Nachweis vorlegen.

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