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Obstbau-Krise

Elstar bleibt der Star der Äpfel

Bei den Sorten behauptet der Elstar den ersten Platz - mit einem Anteil von 31,5 Prozent, gefolgt von Red Jonaprince (14,7 Prozent).

Bei den Sorten behauptet der Elstar den ersten Platz - mit einem Anteil von 31,5 Prozent, gefolgt von Red Jonaprince (14,7 Prozent).

Was positiv klingt, ist in Wahrheit ein Weckruf für den Obstbau im Kreis Stade: Der Apfel steht mit einem Flächenanteil von 91 Prozent unangefochten auf Platz eins. Zu viel Spezialisierung?

Von Björn Vasel Sonntag, 20.11.2022, 12:00 Uhr

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Alle fünf Jahre werden die Baumobstflächen statistisch erfasst - europaweit. In Deutschland bauen 6510 Betriebe - auf einer Fläche von rund 49.200 Hektar - Äpfel, Birnen, Pflaumen oder Kirschen an. Die Zahl der Betriebe sank um knapp zehn Prozent - im Vergleich zu 2017.

In Niedersachsen sinkt die Zahl der Betriebe, doch die Fläche wächst. 492 Obsthöfe bewirtschaften 9440 Hektar (2017: 9172 Hektar) - überwiegend an der Niederelbe. 74 Betriebe gaben auf.

Das Alte Land bleibt das zweitgrößte Anbaugebiet nach dem Bodensee, in Baden-Württemberg wirtschaften 3563 Betriebe auf 17.644 Hektar.

Der Apfel dominiert weiterhin, mit einem Anteil von 91 Prozent an der Niederelbe. Auf Platz 2 steht die Süßkirsche (4,3 Prozent), gefolgt von der Birne mit 2,6 Prozent, der Zwetsche/ Pflaume mit 1,8 Prozent und der Sauerkirche. Letztere spielt mit einem Anteil von 0,2 Prozent keine Rolle mehr - und ist lediglich noch für Direktvermarkter von Interesse. Diese allerdings haben den Anbau um 40 Prozent ausgeweitet, von 12 auf 17 Hektar. Rund 60 Prozent, etwa 450 Hektar, der Kirschanbaufläche sind überdacht.

Stade ist baumobstreichster Landkreis in Deutschland

Insgesamt stehen an der Niederelbe - von Cuxhaven bis Hamburg-Francop - Obstbaubäume auf einer Fläche von 10.422 Hektar. 491 Betriebe gibt es. Das sind 74 weniger als vor fünf Jahren. Der Öko-Anteil wächst und liegt bei 19 Prozent. Bei der nächsten Erhebung wird dieser bei einem Fünftel liegen. Im Schnitt sind die Betriebe 21 Hektar groß, im Öko-Bereich liegt die Betriebsgröße bei 29 Hektar. Insgesamt stehen 23,2 Millionen Obstbäume an der Niederelbe.

Blick von der Mühle in Twielenfleth über die Apfelplantagen auf St. Marien: 23,2 Millionen Obstbäume an der Niederelbe. Foto: Vasel

Blick von der Mühle in Twielenfleth über die Apfelplantagen auf St. Marien: 23,2 Millionen Obstbäume an der Niederelbe. Foto: Vasel

„Mit 18,1 Millionen Apfel- und Pflaumenbäumen kann Stade bezogen auf Deutschland als der baumobstreichste Landkreis bezeichnet werden“, berichtet Matthias Görgens vom Obstbauzentrum Esteburg.

1,5 Millionen Bäume werden im Jahr neu gepflanzt. Die Neupflanzungsrate liegt bei 6,5 Prozent, Apfelanlagen werden im Mittel alle 15,4 Jahre erneuert. „Das ist kein gutes Signal“, so Görgens mit Blick auf die Unrentabilität alter Anlagen.

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Das sind die beliebtesten Apfelsorten

Bei den Sorten behauptet der Elstar den ersten Platz - mit einem Anteil von 31,5 Prozent, gefolgt von Red Jonaprince (14,7 Prozent) und Braeburn (10,2 Prozent). Dann kommt schon der Wellant - eine der jüngeren Sorten - mit einem Anteil von 6,6 Prozent. Er hat den Elstar bei den Neupflanzungen bereits vom Spitzenplatz verdrängt. Vor fünf Jahren dominierten Elstar und Jonagold-Gruppe mit 62 Prozent noch den Markt, heute sind es 53 Prozent.

Die Hauptsorten verlieren zugunsten der Markensorte - von Santana über Fräulein, Junami und Deichperle bis Natyra - an Bedeutung.

Kritik an Spezialisierung auf Apfelanbau

Der Obstbau müsse sich fragen, ob - angesichts der hohen EU-Produktionsmenge und der sinkenden Nachfrage - eine zu starke Spezialisierung (inklusive Flächenausweitung) auf den Apfel richtig sei: Markensorten, mehr Bio, bessere Vermarktung und (noch) höhere Qualität statt Masse, mehr Birnen und Kirschen - fast 80 Hektar weniger als 2017 - könnten Wege aus der Apfel-Krise weisen. Das will der Obstbau an der Niederelbe in Strategiegesprächen im Winter 2022/2023 diskutieren.

Zwölf Liter Wasser bekommt jeder der gepflanzten Apfelbäume zum Start, Obstbauer Nick Köpcke verteilt es mit dem Lamborghini-Traktor. Foto: Vasel

Zwölf Liter Wasser bekommt jeder der gepflanzten Apfelbäume zum Start, Obstbauer Nick Köpcke verteilt es mit dem Lamborghini-Traktor. Foto: Vasel

Die Grafik zeigt das Apfelsortiment 2022 an der Niederelbe. Grafik: Esteburg

Die Grafik zeigt das Apfelsortiment 2022 an der Niederelbe. Grafik: Esteburg

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