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Altes Land

Ganztag: Königreicher machen bundesweit Schule mit der Montag-Stiftung

Pilotprojekt für den Ganztag: Blick auf die Grundschule „An der Este“ in Jork-Königreich. Foto: Vasel

Pilotprojekt für den Ganztag: Blick auf die Grundschule „An der Este“ in Jork-Königreich. Foto: Vasel

Auch die Grundschule „An der Este“ in Königreich muss bis Mitte 2026 fit für den Ganztag gemacht werden. Die Gemeinde Jork hat Glück. Die renommierte Montag-Stiftung wird die Schule bei der Entwicklung eines Ganztagskonzepts unterstützen

Von Björn Vasel Mittwoch, 21.06.2023, 08:00 Uhr

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Es handelt sich um ein Pilotprojekt. Das heißt: Das Beispiel Königreich könnte bundesweit Schule machen. Die Altländer gehören zu den Auserwählten. Rund 40 Schulen hatten sich in Bonn bei der Montag-Stiftung beworben, die Jury wählte nach einem Workshop, einer Bewerbung und einem Vor-Ort-Termin vier Schulen in Bremen, Lüdenscheid und Mülheim an der Ruhr sowie Jork für das Projekt „Ganztag und Raum“ aus.

Verbunden sind damit Beratungsleistungen im Wert von knapp 50.000 Euro. Damit hat sich der Einsatz der Schulleiter Yvonne Lawes (Königreich), Marcel Twedorf (Jork), Andrea Sundermann (Tintenklecks-Hort) und der Teamleiterin Schule im Rathaus, Doris Piper, ausgezahlt. Sie mussten einen Workshop in Berlin besuchen und eine Dokumentation über die Schule erstellen - Grundvoraussetzung der Bewerbung. „Dass wir neben drei großen Städten ausgewählt worden, macht uns sehr stolz“, sagt die Teamleiterin Schule, Doris Piper am Dienstag dem TAGEBLATT.

Stiftung schickt Team aus Pädagogen und Architekten

Doch was leistet die Montag-Stiftung „Jugend und Gesellschaft“? Ab dem Schuljahr 2023/2024 werden Fachleute die Altländer bei der Entwicklung eines „zukunftsgerichteten pädagogisch-räumlichen Ganztagskonzepts“ begleiten, sagte der Sprecher der Stiftung, Gerhard Wolff.

Die Rheinländer stellen der Kommune nicht nur ihre Expertise in den Bereichen „Pädagogische Architektur“ und „Inklusive ganztägige Bildung“ bereit, sondern beauftragen zusätzlich ein interdisziplinäres Prozessbegleitungsteam - aus Pädagogen und Architekten. Das Ziel: Aufzeigen, wie sich eine inklusive ganztägige Bildung möglichst „in bestehenden Räumen“ umsetzen lässt.

Damit alle Kommunen in Deutschland von dem Projekt profitieren können, werden die Prozesse in den Pilotprojekten dokumentiert und Ergebnisse veröffentlicht. Außerdem sind laut Wolff begleitende Netzwerkveranstaltungen geplant.

Wie berichtet, müssen die Kommunen den Anspruch auf Ganztagsbetreuung in den Grundschulen von 2026 bis 2029 schrittweise erfüllen. Das heißt: Alle Erstklässler haben aufgrund eines Bundesgesetzes bereits ab dem Schuljahr 2026/ 2027 einen Rechtsanspruch.

Das Bundesfamilienministerium in Berlin schätzt, dass rund 800.000 weitere Ganztagsplätze geschaffen werden müssen. Für viele Kommunen ist das eine große Herausforderung, in Jork muss eine Grundschule mit Sporthalle für 28 Millionen Euro neu errichtet werden. Wie hoch die Förderung durch Bund und Land ausfällt - 30 bis 70 Prozent sind im Gespräch - steht allerdings weiterhin in den Sternen.

Die Stiftung, freut sich Piper, will Schule (Vormittag) und Hort (Nachmittag) verzahnen. Die Trennung von „Vormittag“ und „Nachmittag“ soll aufgehoben werden. Maßnahmen sind beispielsweise die Neustrukturierung von Tagesrhythmen und Teamstrukturen, kleinere Umbauten sowie die Anpassung von Raumnutzungen und Möblierung. Ziel sei es, durch die Verbindung von Pädagogik, von Organisation und von Raum hochwertige ganztägige Bildung „in Bestandsgebäuden“ zu ermöglichen. Neben der gesamten Schulgemeinschaft werden auch Jugendhilfe sowie die Schulverwaltung und die Schulaufsicht für das Konzept für ein Jahr mit ins Boot geholt. An der Martin-Schaffner-Schule in Ulm gab es ein Vor-Projekt - mit einer kindgerechten Rhythmisierung und einem Nutzungskonzept mit „nur geringfügigen Umbaumaßnahmen“. Räume konnten so ganztägig genutzt werden.

In Königreich gibt es aktuell 170 Grundschüler, unter ihnen sind im nächsten Schuljahr 60 Hortkinder. Die Schule mit Sporthalle und Bücherei wurde 1966 errichtet und 2008/2009 nach dem „Dachschaden“ umgebaut und modernisiert. An der Este ist das DRK der Hort-Träger.

Mensa-Bau in Königreich für Ganztag notwendig

Die Gemeinde will am „erfolgreichen Jorker Modell“ festhalten - sprich der Kooperationen mit Tintenklecks (Jork) und Deutschem Roten Kreuz (Königreich). Piper und Schulleiterin Yvonne Lawes sehen bekanntermaßen Bedarf für eine Mensa. Denkbar wäre laut Piper ein Anbau, für 2024 soll ein mittlerer sechsstelliger Betrag in den kommunalen Haushalt eingestellt werden.

www.montag-stiftungen.de

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