Im Kampf gegen Kinderpornografie: Durchsuchungen im Kreis Harburg
Eine Kriminaloberkommissarin sitzt vor einem Auswertungscomputer bei Ermittlungen zu sogenannter Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch (Symbolbild). Foto: Arne Dedert/dpa
Schwerpunkt Kinderpornografie: 27 Wohnungen haben Kriminalbeamte im Kreis Harburg durchsucht. Dabei wurden sie fündig.
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Landkreis Harburg. Seit Jahren bildet die Bekämpfung der Verbreitung von Kinder- und Jugendpornographie einen Arbeitsschwerpunkt im Zentralen Kriminaldienst.
Mitte November haben Beamte des Sachgebietes Kinderpornographie im Kreis Harburg einen mehrtägigen Schwerpunkteinsatz durchgeführt, um mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei und der Verfügungseinheit Durchsuchungsbeschlüsse möglichst effizient umzusetzen. „Die Beamten vollstreckten innerhalb einer Woche insgesamt 27 Durchsuchungsbeschlüsse und stellten dabei 233 Datenträger sicher“, teilt der Sprecher der Polizeiinspektion Harburg, Jan Krüger, mit.
Provider melden verdächtige Daten
Die Verfahren beginnen in der Regel durch Hinweise von Providern, die verdächtige Dateien melden. Das Bundeskriminalamt als zentrale Koordinierungsstelle ordnet diese Hinweise den örtlich zuständigen Dienststellen zu, in diesem Fall der Polizeiinspektion Harburg. Für die einzelnen Verfahren werden dann Durchsuchungsbeschlüsse von den Amtsgerichten erlassen, um mögliche Beweismittel, wie Festplatten, Computer und andere Datenträger bei den Beschuldigten sicherzustellen.
Jugendliche machen sich selbst strafbar
Für Polizeikommissar Marek Hesse, bei der Verfügungseinheit für die taktische Umsetzung der Durchsuchungen zuständig, ein Erfolg: „Wir haben die Durchsuchungen effizient durchführen können. Die Betroffenen waren in der Regel sehr kooperativ. Leider sind es manchmal Jugendliche selbst, die aus Unwissenheit intime Bilder von sich oder auch anderen versenden und sich dadurch strafbar machen“. Er wünsche sich, dass Eltern rechtzeitig mit ihren Kindern über diese Themen sprechen und sie sensibilisieren. „So muss es nicht zu der unangenehmen Situation kommen, dass die Polizei an der Haustür klingelt, auch wenn wir natürlich sehr diskret vorgehen.“

Polizeikomissar Marek Hesse (li.) und Polizeioberkommissar Jonathan Kranich bei der Durchsicht einiger Durchsuchungsberichte. Foto: Polizei
Einen Großteil der initiierenden Hinweise erhalten die Beamten über das NCMEC (National Center for Missing & Exploited Children).
„Täter aus allen Bevölkerungsschichten“
Polizeioberkommissar Jonathan Kranich, Leiter des Sachgebiets: „Neben Verfahren, bei denen Jugendliche selbst Dateien verschickt haben, ohne sich über die Konsequenzen Gedanken zu machen, treffen wir auch immer wieder auf Beschuldigte, die gezielt große Mengen an deliktischem Bildmaterial sammeln und austauschen“.
Die Täter sind laut Kranich in allen Bevölkerungsschichten, unabhängig von Alter, Herkunft und Einkommen, anzutreffen. „Das ist neben dem 23-jährigen Single auch der 48-jährige Familienvater“, sagt der Polizeioberkommissar.
Eine große Herausforderung stelle auch der Umstand dar, dass sich die Täter immer neue Bezugsquellen und soziale Netzwerke suchen, um Dateien auszutauschen. „Die Ermittlungserfolge in diesem Bereich erfordern eine enge Zusammenarbeit mit unserer IT-Forensik-Abteilung“, berichtet der Ermittler.
IP-Adressen an Polizei weitergeleitet
Hintergrund: Die amerikanische Nichtregierungsorganisation NCMEC (National Center for Missing & Exploited Children) sammelt Hinweise von Usern oder durch technische Analysen und erhebt die IP-Adressen verdächtiger Absender. Wenn diese zu einem deutschen Internetanschluss führen, wird der Verdacht an das BKA gemeldet und von dort bei entsprechender strafrechtlicher Relevanz über die Landeskriminalämter an die zuständige Polizeidienststelle weitergeleitet. Hierdurch konnte das Dunkelfeld in den letzten Jahren aufgehellt werden, was zu einer entsprechend hohen Fallzahl geführt hat. (pm/set)