Ohne Licht auf Fahrrad: Schüler im Kreis Stade gefährlich unterwegs

Fahrradkontrolle am Donnerstag vor dem VLG in Stade unter den Augen von Landrat Kai Seefried (rechts). Foto: Landkreis Stade/Schmidt
Die Polizei hat vor sechs Schulen im Landkreis kontrolliert. 300 Räder waren auf dem Prüfstand. So viele wiesen Mängel auf.
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Rund ein Viertel der rund 300 Fahrräder, die die Polizei im Landkreis Stade in den vergangenen Wochen vor Schulen kontrolliert hat, wies Sicherheitsmängel auf. Landrat Kai Seefried, der am Donnerstagmorgen bei der Kontrollaktion in Stade selbst vor Ort war, appelliert an die Eltern der Schülerinnen und Schüler: „Zwei Fahrradbirnen sind für wenige Euros zu haben und können ein Menschenleben retten!“
„Defektes Licht, fehlende Reflektoren, zu wenig Luft auf den Reifen und Bremsen, die das Fahrrad kaum zum Stehen bringen“, das sind laut Thomas Mehnen, Präventionsexperte bei der Polizeiinspektion Stade, die häufigsten Mängel an Fahrrädern, mit denen die Schüler in der dunklen Jahreszeit zum Unterricht fahren.
Wo Schüler auf dem Fahrrad im Kreis Stade kontrolliert wurden
Kontrolliert wurde vor der Grund- und Oberschule in Oldendorf, vor dem Schulzentrum in Ahlerstedt und in Stade vor dem Athenaeum, der IGS Hohenwedel und der Realschule Camper Höhe.
An anderen Schulen dürfte das Ergebnis ähnlich ausfallen, so wie am Donnerstagmorgen bei einer Kontrolle vor dem Stader Vincent-Lübeck-Gymnasium (VLG). Ein Dutzend Polizeibeamte, verteilt auf mehrere Gruppen, überraschte die Kinder und Jugendlichen vor der Fahrradgarage. Bei der Kontrolle mit dabei Peter Stötzner von der Verkehrswacht Stade, VLG-Schulleiter Rouven Wauschkies sowie Lehrer Michael Meyer, am VLG für die Verkehrserziehung zuständig. Mängel wurden direkt auf einem Bogen festgehalten.
Landkreis übernimmt Kosten für Reparaturen an Schüler-Rädern
Dabei hatten die betroffenen Schülern noch Glück: Sie kamen mit einer Ermahnung davon - und einer kostenlosen Reparatur.
In der Fahrradgarage übernahmen Mathias Kerst und Gerhard Dobratz die Sicherheitsreparaturren, während die Schülerinnen und Schüler im Unterricht waren. Die Kosten für die kleinen Instandsetzungen vor Ort übernahm an den Kontrolltagen der Landkreis Stade, erklärt Arne Kramer, Leiter des Straßenverkehrsamtes.

Mathias Kerst (links) und Gerhard Dobratz führten im Auftrag von Schule und Landkreis Stade kleine Reparaturen sofort aus. Foto: Landkreis Stade/Schmidt
Die Polizei informierte die Schüler zudem über die Gefahren durch falsch eingestelltes oder fehlendes Fahrradzubehör. Die meisten Kinder hätten dafür ein offenes Ohr gehabt, teilt der Landkreis mit. Kai Seefried verteilte zudem noch Reflektoren für die Kleidung. Diese Reflex-Schnappbänder seien beim Fahrradfahren zwar nicht vorgeschrieben, aber in der Dunkelheit weithin sichtbar, wenn sich ein Auto nähert.
- Auch im kommenden Jahr sollen die Fahrradkontrollen im Kreis wieder stattfinden. Schulen können sich dazu bei der Straßenverkehrsbehörde oder Thomas Mehnen von der Polizei Stade anmelden.
Fahren ohne Licht am Rad ist eine Ordnungswidrigkeit
Wer beim Fahrradfahren ohne Licht erwischt wird, muss ein – relativ geringes – Bußgeld zahlen. Fällig werden für die Ordnungswidrigkeit:
- 20 Euro, wenn das Licht defekt oder nicht eingeschaltet ist
- 25 Euro, wenn es deshalb zu einer Gefährdung kommt
- 35 Euro, wenn es deshalb zu einem Unfall kommt
Bei einem wegen mangelnder Beleuchtung selbst verschuldeten Fahrradunfall wird es jedoch schnell teurer. Dann ist zusätzlich zum Bußgeld mit Schadenersatz und Schmerzensgeld zu rechnen.
Passiert mit einem unbeleuchteten Fahrrad ein Unfall, kann sich der Verursacher darüber hinaus auch strafbar machen: Wird der Unfallgegner verletzt oder gar getötet, steht der Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung im Raum.
Es werde Licht - Fahrradbeleuchtung nachrüsten
Es gibt zwei mögliche Varianten für modernes LED-Licht an älteren Fahrrädern. Entweder den Einbau eines neuen Vorderrads mit Nabendynamo in Kombination mit einem LED-Scheinwerfer. Das kostet inklusive Einbau circa 120 bis 200 Euro plus Scheinwerfer und Rücklicht. Ein Nabendynamo ist leistungsstark und unempfindlich gegen Witterungseinflüsse. Oder man steigt auf eine Akku-Anlage um.
"Die ist in der Regel in wenigen Handgriffen montiert", sagt Arne Bischoff vom Pressedienst-Fahrrad (pd-f). Wer Geld in die Hand nimmt, bekommt eine Lichtqualität, die auf demselben hohen technischen Niveau liegt wie fest installierte moderne Anlagen.
Hochwertige Akku-Scheinwerfer gibt's ab etwa 50 Euro. Rückleuchten sind zwischen 20 bis 40 Euro zu haben. Vorsicht: Nur solche mit Prüfzeichen sind in Deutschland erlaubt - zu erkennen an Wellenlinie, K und Zahl.
Inzwischen auch erhältlich: eine sogenannte Bremslichtfunktion. Dabei ist das Rücklicht zwar nicht mit der Bremse direkt verbunden. Aber über Neigungs- und Beschleunigungssensoren simuliert es zumindest bei stärkerem Verzögern ein Bremslicht. Auch Fernlicht gibt es in Akkuvariante zum Nachrüsten. Das auf Landstraßen besonders hell einsetzbare Licht ist aber mit rund 300 Euro nicht ganz billig.
Nachteile der Akkubeleuchtung: Sie kann zu Hause oder am Rad vergessen werden und lässt sich so einfach klauen. Vergisst man das Aufladen, ist man außerdem aufgeschmissen. Ohne Strom bleibt selbst die teuerste Leuchte duster.
Mit mehr Vorsicht im Winter unterwegs
Eine defensive Fahrweise empfiehlt die Prüforganisation Dekra zwar für das ganze Jahr, besonders aber im Herbst und Winter. Ansonsten könnten Nässe, Laub, Splitt und Glätte für kritische Situationen sorgen. Schon beim Verdacht, es könnte rutschig werden, fährt man Kurven lieber vorsichtig an und vermeidet starke Schräglagen und hartes Bremsen. Ein Helm kann helfen, Kopfverletzungen nach Stürzen zu reduzieren und ist daher zu empfehlen.
Auch der Bremsweg auf rutschiger Straße ist länger - daher sollten Radfahrer mehr Abstand als üblich halten. Harsche Lenkbewegungen führen zudem schnell zu einem Sturz. Wer bremsen muss, sollte hauptsächlich auf die Hinterradbremse vertrauen. Denn ein blockierendes Hinterrad kann laut GTÜ leichter beherrscht werden als ein rutschendes Vorderrad.
Um selbst in kritischen Situationen nicht zu stürzen, rät die Stiftung Warentest: den Sattel so tief einstellen, dass die Füße stets ohne Probleme auf die Erde gestellt werden können. (tmn/tip)
