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Polizei kontrolliert Elterntaxis in Stade – Mehrere Verstöße

In Stade wurden am Montag Elterntaxis bei der Grundschule Campe kontrolliert. Der Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Stade, Thomas Mehnen, spricht mit einer Mutter.

In Stade wurden am Montag Elterntaxis bei der Grundschule Campe kontrolliert. Der Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Stade, Thomas Mehnen, spricht mit einer Mutter. Foto: Polizei

Elterntaxis sorgen in Stade regelmäßig für Verkehrschaos. Sogenannte „Elternhaltestellen“ sollen das verhindern. Aber: Funktioniert das? Am neuen Haltepunkt vor der Grundschule Campe hat die Polizei jetzt kontrolliert.

Von Redaktion Montag, 19.02.2024, 17:30 Uhr

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Stade. Den Bus verpasst, schlechtes Wetter oder der Rucksack wieder einmal viel zu schwer: Viele Eltern chauffieren ihre Kinder morgens mit dem Auto zur Schule - oft bis vor die Tür. Die sogenannten Elterntaxis sorgen regelmäßig für Chaos auf den Straßen vor den Schulen im Landkreis Stade.

Haltestelle für Elterntaxis vor der Camper Grundschule eingerichtet

Um die Situation zu entschärfen, ist vor zwei Wochen in der Nähe der Grundschule Campe in der Straße Auf dem Brink eine „Elternhaltestelle“ eingerichtet worden, berichtet die Stader Polizei. Hier sollen Eltern ihre Kinder ungefährdet nahe der Schule absetzen und wieder abholen können.

Nach Angaben der Hansestadt Stade gibt es mittlerweile auch Elternhaltestellen an der Grundschule am Fleth, an der Pestalozzi-Grundschule und an der IGS. Vor der Grundschule Am Burggraben waren im Rahmen eines Pilotprojekts 2020 zwei Hol- und Bringzonen eingerichtet worden.

Doch nutzen die Eltern die neue Haltemöglichkeit, um ihre Kinder abzusetzen? „Am Montagmorgen hat der Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Stade, Thomas Mehnen, zusammen mit einem Verkehrsüberwacher und einem Mitarbeiter der Abteilung Schule, Sport und Stadtbibliothek der Hansestadt Stade eine Überprüfung durchgeführt“, so Polizeisprecher Rainer Bohmbach.

Zwischen 7.30 und 8 Uhr habe eine Hälfte der Elterntaxis direkt vor der Schule gehalten, während die andere Hälfte der Eltern die neue Haltestelle genutzt habe.

Polizei: Eltern und Kind im Auto nicht angeschnallt

In einem Fahrzeug seien beide Elternteile und das Kind nicht angeschnallt gewesen. „Die Sitzerhöhung lag neben dem Kind“, sagt Bohmbach. Außerdem hätten einige Väter und Mütter ihre Kinder direkt vor der Schule aus dem Auto auf der Straße - und nicht am Bordstein - aussteigen lassen, was zu gefährlichen Situationen geführt habe.

Alle an der Elternhaltestelle angetroffenen Kinder seien mit einem Reflektorkragen ausgestattet worden. „Insgesamt konnte eine positive Resonanz der Kontrollaktion durch die Eltern festgestellt werden“, so Bohmbach. Die Polizei hat angekündigt, die Kontrollen fortzusetzen.
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Rund 25.800 Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr verunglückt

Laut ADAC Stiftung werden knapp ein Viertel aller Grundschulkinder in Deutschland fast täglich mit dem Auto zur Schule gebracht. „Viele Eltern fahren ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, um sie zu schützen“, teilte Stiftungsvorstand Christina Tillmann mit. „Elterntaxis fördern aber weder die Kompetenz der Kinder, sich im Straßenverkehr zu bewegen, noch machen sie den Verkehr insgesamt sicherer – im Gegenteil. Je mehr Autoverkehr vor Schulen, desto höher die Unfallgefahr.“

Wie sensibel die Tageszeiten vor Schulbeginn und nach Schulende in der Unfallstatistik sind, zeigen Zahlen zu verunglückten Kindern im Straßenverkehr. Rund 25 800 Kinder sind laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2022 in Deutschland im Straßenverkehr verunglückt, das sind 16 Prozent mehr als im Vorjahr, allerdings acht Prozent weniger als im Vergleich zu 2019, dem Jahr vor der Pandemie. 51 Kinder kamen im vergangenen Jahr bei Unfällen ums Leben. Im Schnitt wurde 2022 alle 20 Minuten ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt oder getötet, so die Behörde.

Zu den meisten Unfällen der 6- bis 14-Jährigen kam es montags bis freitags in der Zeit zwischen sieben und acht Uhr - also wenn Kinder üblicherweise auf dem Weg zur Schule sind. Den zweithöchsten Wert erreichten die Unfallzahlen in der Zeit von 15 bis 16 Uhr. 36 Prozent der Kinder, die 2022 im Straßenverkehr verunglückten, waren mit dem Fahrrad unterwegs. 34 Prozent saßen in einem Auto und 22 Prozent gingen zu Fuß, als der Unfall passierte.

Einer 2023 veröffentlichten ADAC-Umfrage zufolge finden 59 Prozent der befragten Eltern, dass gefährliche Verkehrssituationen entstehen, wenn zu viele Autos vor Schulen halten. Selbst 41 Prozent der Eltern, die ihren Nachwuchs regelmäßig zur Schule fahren, sehen das demnach so. In den warmen Monaten werden 17 Prozent der Kinder hauptsächlich mit dem Auto zum Unterricht gebracht, im Herbst und Winter 22 Prozent.

Die Kampagne „Sicher zu Fuß zur Schule“ der ADAC Stiftung will Lösungsvorschläge machen und setzt etwa auf sogenannte Laufbusse. „Dabei gehen bis zu zwölf Kinder in Begleitung eines Erwachsenen gemeinsam entlang einer festgelegten „Buslinie“ zur Schule.“ Bei größeren Entfernungen könnten die Kinder auch mit dem Auto zu Sammelpunkten gebracht werden und von dort dann begleitet weiterlaufen. (fe/mit dpa)

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