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Razzien gegen Neonazi-Gruppe: „Hammerskins“ in Stader Nachbarkreis aktiv

Razzien gegen Neonazi-Gruppe: „Hammerskins“ in Stader Nachbarkreis aktiv

Die Polizei hat in zehn Bundesländern die Wohnungen von mutmaßlichen Mitgliedern des Vereins „Hammerskins Deutschland“ durchsucht. Der rechtsextremistische Club wurde jetzt verboten. Spuren führen auch ins Cuxland.

Dienstag, 19.09.2023, 10:51 Uhr

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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat den rechtsextremistischen Verein „Hammerskins Deutschland“ sowie seine regionalen Ableger und die Teilorganisation „Crew 38“ verboten. Wie das Ministerium am Dienstag mitteilte, durchsuchten rund 700 Einsatzkräfte der Länder und der Bundespolizei Wohnungen von mutmaßlichen Mitgliedern des Vereins in zehn Bundesländern: in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und dem Saarland.

Drei Objekte sollen als Vereinsheime genutzt worden sein. Die Razzia richtete sich dem Vernehmen nach nur gegen mutmaßliche Führungsfiguren. Die Behörden schätzen die Zahl der Mitglieder der konspirativ handelnden Vereinigung bundesweit auf rund 130.

Der Verein agiere gegen die verfassungsmäßige Ordnung, gegen den Gedanken der Völkerverständigung, hieß es nach Angaben des Bundesinnenministeriums zur Begründung des Verbots. Zudem liefen Zweck und Tätigkeit der Vereinigung den Strafgesetzen zuwider. Bei Konzertveranstaltungen der Gruppe würden auch Nicht-Mitglieder mit rechtsextremistischem Gedankengut ideologisiert. Mitglieder der Vereinigung sind auch in der Kampfsportszene aktiv. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen boten sie sich zudem als Sicherungsdienst für rechtsextremistische Veranstaltungen an.

Einsatzkräfte der Polizei führen auf einem polizeibekannten Grundstück eine Durchsuchungsaktion durch. Foto: Jens Büttner/dpa

Einsatzkräfte der Polizei führen auf einem polizeibekannten Grundstück eine Durchsuchungsaktion durch. Foto: Jens Büttner/dpa

„Hammerskins“ laut NDR-Bericht auch im Cuxhavener Umland aktiv

Laut NDR sind die „Hammerskins“ auch im Cuxhavener Umland aktiv, umtriebig offenbar im Musik- und Kleidungsvertrieb. Bei Durchsuchungen stellte die Polizei neben CDs mit mutmaßlich volksverhetzenden Songs auch Bekleidungsstücke sicher.

Zuletzt wurde im März ein „Hammerskin“ vom Amtsgericht in Cuxhaven zu einer Geldstrafe wegen Volksverhetzung und dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verurteilt. In Schiffdorf gehörten mehrere der mutmaßlichen „Hammerskins“ einem Rockerclub an.

Stephan Hertz, Sprecher der Polizeiinspektion Cuxhaven, verweist in der "Nordsee-Zeitung" darauf, dass es im Landkreis aktuell keine Durchsuchungen gegeben habe - und es seit den Ermittlungen 2020 keinerlei Auffälligkeiten oder neue Verfahren gegeben habe. „Wir behalten die Szene aber natürlich weiterhin im Blick.“

In Bremen gibt es ein Chapter, wie die Sprecherin des Bremer Innenressorts der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mitteilte. Das Anhängerpotenzial der Ortsgruppe, die zu den ältesten in Deutschland gehört, bewegt sich den Angaben nach im niedrigen zweistelligen Bereich. Ein Großteil der Anhänger stammt allerdings nicht aus Bremen, sondern aus Niedersachsen und aus dem europäischen Ausland.

In Niedersachsen gibt es keine Strukturen und auch kein eigenes Chapter der Hammerskins Deutschland, wie eine Sprecherin des niedersächsischen Innenministeriums betonte. Einzelne Menschen aus Niedersachsen sollen jedoch Ortsgruppen in anderen Bundesländern angehören. Zahlen nannte das Ministerium nicht.

Razzien bei den „Hammerskins“: Was gefunden wurde

Bei den Durchsuchungen wurden laut Faeser neben Bargeld auch große Mengen rechtsextremistische Devotionalien beschlagnahmt. „In einigen Bundesländern wurden die Durchsuchungsmaßnahmen aufgrund aktueller Erkenntnisse weiter ausgeweitet“, fügte sie hinzu. Wie das Innenministerium in Schwerin mitteilte, kam bei den Durchsuchungen in Mecklenburg-Vorpommern der Munitionsbergungsdienst zum Einsatz. Auch von waffenähnlichen Gegenständen war die Rede.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur entdeckten die Beamten bei einem führenden Mitglied eine Granate, bei der zunächst nicht klar war, ob sie noch funktionsfähig ist. Außerdem habe man eine Armbrust und mehrere Dolche gefunden.

Bei den Vorbereitungen für das Verbot haben Bund und Länder nach Angaben des Ministeriums über ein Jahr lang zusammengearbeitet.

Einsatzkräfte der Polizei sichern am Dienstagmorgen bundesweit Beweismaterial. Foto: dpa

Einsatzkräfte der Polizei sichern am Dienstagmorgen bundesweit Beweismaterial. Foto: dpa

Nicht-Mitglieder werden mit rechtsextremistischem Gedankengut ideologisiert

Bei Konzertveranstaltungen der „Hammerskins“-Gruppe würden auch Nicht-Mitglieder mit rechtsextremistischem Gedankengut ideologisiert. Bei den Vorbereitungen für das Verbot haben Bund und Länder nach Angaben des Ministerium über ein Jahr lang zusammengearbeitet. Auch mit US-Partnerbehörden sei kooperiert wurden.

Die Neonazi-Gruppe ist ein Ableger einer Gruppierung aus den USA und existiert in Deutschland seit Anfang der 1990er Jahre. Zu den rechtsextremistischen Vereinigungen, die in den vergangenen Jahren verboten wurden, zählen unter anderem „Combat 18“ und „Nordadler“. Laut Ministerium ist es das 20. Verbot einer rechtsextremistischen Vereinigung durch das Bundesinnenministerium. (dpa/red)

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