Wie der Obstbau den Nachwuchs abholt

Bei Katharina Kockerols lernten 19 Kinder aus der Kita „Königskinder“ interessante Fakten über den regionalen Obstbau und seine Artenvielfalt. Von Jorks Bürgermeister Matthias Riel gab es anschließend Erdbeerpflanzen für zu Hause. Foto: Deh
Die „Königskinder“ aus Estebrügge haben das Schaufenster des Obstbauzentrums Esteburg besucht. Spielerisch lernten die Kinder Wissenswertes über Bienen, Erdbeeren und regionalen Obstbau - und warum dieser wichtig für die Umwelt ist.
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Von Niklas Dehde
Immer mehr haben die Obstbauern aus dem Alten Land mit importiertem Obst aus dem Ausland zu kämpfen. Egal ob Südafrika, Neuseeland oder Italien - die Konkurrenz um den Regalplatz im Supermarkt ist groß. Ebenso der Wunsch von Politik und Bevölkerung nach Umweltschutz, Biodiversität und Klimafreundlichkeit. Im Widerspruch dazu steht nach Angaben der Fachgruppe Obstbau ein Selbstversorgungsgrad im Obst von nur 20 Prozent.
Obstbauern setzen Kampagne für Regionalität fort
Die Erzeugung deutscher Lebensmittel erfüllt hohe Standards und schafft Lebensräume für viele Tiere. Umso wichtiger sei es in Zeiten von steigenden Produktionskosten also, den Kunden zu zeigen, warum regionale Produkte eine gute Wahl sind, betonen die Obstbauern.
Dazu gab es im vergangenen September eine deutschlandweite Verteilaktion von Äpfeln - und die kam gut an bei den Deutschen. Jetzt sollen auch die Kleinsten lernen, warum deutsche Lebensmittel nicht nur gut schmecken, sondern auch gut für die Umwelt sind.
Pünktlich zum Start der Erdbeerzeit hatte die Esteburg in Moorende Besuch von den „Königskindern“ aus Estebrügge. Mit der Kampagne „Zeit für deutsche Früchte - aus deiner Region“ will die Fachgruppe Obstbau so bei den Kleinsten auf die Wichtigkeit von Obst in einer gesunden Ernährung aufmerksam machen - am besten aus der Region.
Erzieher legen Wert auf frühes Bewusstsein
Bei Katherina Kockerols von der Esteburg lernten die Kinder, warum Tiere und besonders Bienen für die Obstbauern wichtig sind, und durften auch in die Kleidung eines Imkers schlüpfen. Auch frisches Obst durften die Kinder probieren. Erdbeeren und Äpfel gab es, besonders der Lieblingsapfel der Deutschen war bei den Kindern beliebt. „Ich glaube, der Elstar ist das Beste“ sagt ein Junge. Jorks Bürgermeister Matthias Riel überreichte den Kindern im Namen der Esteburg einige Erdbeerpflanzen - für den Kindergarten oder das eigene Zuhause. Riel besucht jährlich Erstklässler in der Region und möchte das Thema Regionalität dabei zukünftig verstärkt einbauen.
Auch bei den Erziehern kam der Ausflug zur Esteburg gut an. Im letzten Jahr war das Thema Umwelt für den Nachwuchs wichtig und es wurde fleißig Müll gesammelt. Dieses Jahr will der Kindergarten den Kleinsten die Pflanzenwelt nahebringen und, worauf es dabei ankommt. Im Kindergarten haben die Kinder dafür eigenes Obst gepflanzt und Blumen ausgesät. Erzieherin Ramona Damwitz findet es wichtig, „früh ein Bewusstsein für Regionalität und Umwelt zu schaffen“. Sie kann sich vorstellen, auch mit der Parallelgruppe die Esteburg zu besuchen.
Über 600 Kinder jährlich bei der Esteburg
Neben Beratung und Forschung ist die Aus- und Weiterbildung für das Obstbauzentrum Esteburg eine wichtige Säule. Für den Verein Obstbauschule Jork gibt Katharina Kockerols auf der Esteburg regelmäßig Führungen, häufig für Kindergarten- oder Schulgruppen. Mehr als 600 Kinder waren vergangenes Jahr bei der Esteburg, schwerpunktmäßig im Zeitraum April bis Oktober. Besonders beliebt ist jedes Jahr das „Grüne Klassenzimmer“, das immer Anfang September stattfindet. Schulklassen aus der Region lernen hier in verschiedenen Stationen von angehenden Obstbaumeistern über den regionalen Obst- und vor allem Apfelanbau.
Die aktuelle Kampagne „Zeit für deutsche Früchte - aus deiner Region“ richtet sich speziell an Kindergärten und Grundschulen. In diesem Sinne appelliert Kristine Anschütz von der Fachgruppe Obstbau im Landvolk an die Beerenobstbetriebe aus der Region, ihre Tore für den Nachwuchs zu öffnen.