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164 Prozent: Landkreis Stade übererfüllt die Flüchtlingsquote

Das sind die neuen Container am Gildenweg. Hier können bis zu 70 Menschen untergebracht werden. Foto: Wisser

Das sind die neuen Container am Gildenweg. Hier können bis zu 70 Menschen untergebracht werden. Foto: Wisser

Die Hansestädte und die Gemeinden im Landkreis Stade haben in den vergangenen eineinhalb Jahren mehr Flüchtlinge aufgenommen als in der Landesquote gefordert. Es sind 164 Prozent oder 4157 Menschen. Das ist die Gesamtlage.

Von Karsten Wisser Donnerstag, 21.09.2023, 07:00 Uhr

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„Wir haben alleine aus der Ukraine mehr als doppelt so viele Menschen aufgenommen wie während der Flüchtlingskrise 2015/2016“, sagt Landrat Kai Seefried (CDU). Der Landkreis und die Kommunen hätten damit die vom Land zugewiesene Quote übererfüllt, so Seefried. Insgesamt liege der Landkreis bei 164 Prozent. Die aktuelle Quote gilt bis Ende September. Ab Oktober gibt es eine neue Aufnahmequote, die wieder für ein halbes Jahr gilt. Wie hoch diese sein wird, hat das Land Niedersachsen laut Seefried noch nicht mitgeteilt. „Dass uns ein Blick auf die europäischen Außengrenzen Sorgen bereitet, ist klar“, sagt der Landrat in Bezug auf die aktuellen Bilder von der italienischen Insel Lampedusa.

Ausgelöst wurde die neue Flüchtlingswelle durch den russischen Angriff auf die Ukraine. Von dort sind in den Kreis Stade bisher insgesamt 4367 Menschen geflüchtet. Davon haben 1045 den Landkreis inzwischen wieder verlassen, so dass aktuell 3322 Vertriebene hier leben.

Im Kreisgebiet leben außerdem aktuell 835 geflüchtete Menschen aus anderen Staaten als der Ukraine mit einer Aufenthaltsgestattung. Das heißt: Sie haben einen Asylantrag gestellt, über den jedoch noch nicht rechtskräftig entschieden worden ist.

Viele Probleme in Kolumbien

Die größte Gruppe dieser Menschen, die nicht aus der Ukraine kommen, kommt aus Kolumbien. Neben der schwierigen wirtschaftlichen Lage in dem Land spielt die Sicherheitslage eine große Rolle. Die jüngste Geschichte Kolumbiens ist durch bewaffnete Konflikte zwischen staatlichen Sicherheitskräften, Guerillagruppierungen, paramilitärischen Verbänden und kriminellen Organisationen geprägt. Es gibt vor Ort wohl auch Schleuser, die gezielt für die Flucht nach Europa werben. „Diese Menschen haben aber fast keine Chance auf Anerkennung“, sagt Seefried.

Auf den nächsten Plätzen nach den Ukrainern und den Kolumbianern kommen Flüchtlinge aus Syrien, der Türkei, Afghanistan und Georgien. Auch die Menschen aus dem letztgenannten Land haben kaum Chancen auf ein erfolgreiches Asylverfahren.

Aufgrund der übererfüllten Quote sind in den vergangenen Wochen keine geflüchteten Menschen mehr durch die Landesaufnahmebehörde zugewiesen worden. „Wir nehmen jedoch weiterhin Menschen mit engem Familienbezug im Landkreis Stade auf“, sagt Seefried. Der Betrieb in der Notunterkunft in Stade-Ottenbeck ist deshalb heruntergefahren worden. „Wir halten dort Plätze für 30 Personen vor, die durchschnittliche Belegung liegt bei 20 Personen“, so Seefried. Bei Bedarf können die Kapazitäten kurzfristig wieder erweitert werden.

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