Auch Fisch wird zu Ostern teurer

Frische Forellen hängen in einem Räucherofen (Symbolbild). Nach Eier wird auch Fisch zu Ostern teurer. Foto: Matthias Bein/dpa
Die Lebensmittelpreise in Deutschland sind massiv gestiegen. Auch für Fisch als traditionelles Essen am Karfreitag werden Verbraucher in diesem Jahr tiefer in die Tasche greifen müssen. Der Landesfischereiverband spricht eine Empfehlung aus.
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„Fisch ist ein verknapptes Gut“, sagte Torben Heese, Vorsitzender des Landesfischereiverbandes für die Fluss- und Seenfischer, am Montag. „Karpfen, Forelle und Aal sind relativ wenig vorhanden“, sagte er nach Angaben des Landvolk-Pressedienstes. Es empfehle sich vorzubestellen.
Die Nachfrage nach Fisch ist Heese zufolge konstant hoch. Doch es herrsche ein enormer Fraßdruck durch Otter und Kormorane. „Was der Wolf bei den Weidetierhaltern ist, ist der Otter bei uns Fischern“, erläuterte der Teichwirt. Besonders Karpfen seien betroffen, aber bei Forellen sehe es ähnlich aus. Zudem sei die Nachzucht aufgrund des Wassermangels nicht so schnell gewachsen wie gedacht. Die traditionelle Teichwirtschaft und Fischerei seien überwiegend Handarbeit, so dass nur wenig Einsparpotenzial möglich sei, sagte der Teichwirt der Aschauteiche in der Nähe von Eschede.
Die Preise für Fisch sind laut Landvolk steigend, sie haben aktuell das Niveau wie zur Weihnachtszeit erreicht. Bei den Weserfischern hat laut Carsten Brauer, Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes für die Fluss- und Seenfischer, die Saison noch nicht begonnen. „Erst Mitte Mai geht es mit dem Aal los“, sagte er. Die Nachzucht sei noch nicht vermarktungsfähig, die Nachfrage sei größer als das Angebot.
Eier in Deutschland so teuer wie noch nie
Auch andere Lebensmittel verteuern sich aktuell. So ist der Preis für Eier vor Ostern auf ein neues Allzeithoch geklettert. Vor zwei Wochen habe der durchschnittliche Verkaufspreis für ein Paket mit zehn Eiern aus Bodenhaltung in der Größe M bei 2,02 Euro gelegen, sagte Mechthild Cloppenburg, Expertin der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). „Vor einem Jahr lag der Preis noch bei 1,75 Euro.”
Laut Statistikern, die die Entwicklung der Eierpreise in Europa Unmittelbar vor dem Osterfest verglichen haben, mussten Konsumenten in Deutschland im Februar eine Steigerung der Eierpreise um 16,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat hinnehmen. Das lag aber deutlich unter dem EU-Schnitt von 31,1 Prozent und erst recht unter den Höchstwerten aus Tschechien (+95,1 Prozent) und Ungarn (+79,2 Prozent). Geringere Preisanstiege für Eier als in Deutschland gab es unter den 27 EU-Staaten nur in Zypern, Luxemburg und Österreich.
Im Gegensatz zu den Eiern sind die Preise für sämtliche Lebensmittel in Deutschland aber überdurchschnittlich gestiegen. Mit einer Steigerung von 22,3 Prozent lag Deutschland im Februar weit über dem EU-Schnitt von 19,5 Prozent.
Zu den jeweiligen Eier-Preisen für Endverbraucher machte das Statistische Bundesamt am Dienstag keine Aussagen. Ein Blick auf die von Eurostat erhobenen Erzeugerpreise ohne Mehrwertsteuer für das Jahr 2021 macht eine große Spanne zwischen knapp 6 Cent pro Ei in Polen bis gut 19 Cent in Griechenland deutlich. Mit 7,6 Cent pro Ei lag Deutschland im Mittelfeld.
Landesarmutskonferenz warnt vor "dramatischen Folgen" für arme Menschen
Die Landesarmutskonferenz Niedersachsen warnte Mitte März angesichts massiv gestiegener Preise für Lebensmittel vor "dramatischen Folgen" für arme Menschen. Nahrungsmittel hätten sich nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes binnen Jahresfrist um über 20 Prozent verteuert, der Regelsatz für Bürgergeld sei aber nur um etwas über 10 Prozent erhöht worden, sagte der Geschäftsführer der Landesarmutskonferenz, Klaus-Dieter Gleitze, in der vergangenen Woche. "Das heißt: Der Einkaufswagen bleibt immer öfter leer." Gleichzeitig seien Discounter, auf die Arme angewiesen seien, besonders teuer geworden.
Nach Gleitzes Worten ist die Inflation bei Lebensmitteln grundsätzlich seit Krisenbeginn überdurchschnittlich - mit verheerenden kurz- und langfristigen Folgen für Arme. Schon vor dem drastischen Anstieg der Preise für Lebensmittel Ende 2021 seien Millionen Menschen in Deutschland von sogenannter Ernährungsarmut betroffen gewesen: "Von einer auch nur annähernd gesunden Ernährung können sie nur träumen." Er warnte davor, dass armen Menschen langfristig Mangelerkrankungen drohten.
"Es geht ans Eingemachte, und das in einer der reichsten Gesellschaften der Erde", betonte Gleitze. Die Landesarmutskonferenz forderte eine Erhöhung der Regelsätze für Bürgergeld und Grundsicherung um 200 Euro, einen einmaligen Inflationsausgleich für Arme von 1000 Euro und die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel. (epd/dpa)