Corona: Inzidenzwert im Kreis Stade weit über 800

Mehrere Corona-Kennzahlen steigen an. Foto: dpa
Der rasante Anstieg der Infektionszahlen betrifft derzeit alle Altersgruppen. Die Corona-Herbstwelle schlägt auch im Landkreis Stade voll zu. Während deutschlandweit die Fallzahlen steigen, fordern viele Arbeitnehmer strengere Maßnahmen.
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529 Neuinfektionen übermittelte das Kreis-Gesundheitsamt zuletzt an das Robert Koch-Institut (RKI) - über das Wochenende wurden wie üblich keine Zahlen übertragen. Das sorgt für einen großen Sprung von mehr als 200 bei der Sieben-Tage-Inzidenz: Nach RKI-Angaben verzeichnete der Landkreis Stade 867,3 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen (Stand: 11. Oktober, 3.08 Uhr). Zum Vergleich: Eine Woche zuvor lag der Inzidenzwert noch bei 621,3.
Insgesamt haben sich damit 83.456 Menschen im Kreis Stade seit Pandemiebeginn nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gab es hier 243 Todesfälle zu beklagen.
In den Elbe Kliniken in Stade und Buxtehude werden laut Feuerwehr- und Rettungsleitstelle mit Stand vom Dienstag 35 Covid-Patienten stationär behandelt, elf weniger als am Vortag. Nur eine Person muss auf der Intensivstation betreut werden.
RKI registriert 172.536 Corona-Neuinfektionen
Im ganzen Land steigt die Belegung der Krankenhäuser mit Corona-Erkrankten, doch generell bereitet auch die zunehmende Zahl der erkrankten Mitarbeiter Grund zur Sorge. "Die größte Sorge von uns Intensivmedizinern gilt, wie auch schon in diesem Sommer, den vielen Ausfällen von Mitarbeitenden durch Covid-19, die mit Symptomen nicht arbeiten können, sich aber auch ohne Symptome natürlich isolieren müssen", sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), am Freitag. "Ohne diese Mitarbeitende kann der reguläre Betrieb auf den Intensivstationen und auch in den Notaufnahmen wie Normalstationen nicht aufrechterhalten werden. Wir haben dann also wieder weniger betreibbare Betten, werden wieder OPs verschieben müssen.
Das RKI hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstagmorgen mit 787,5 angegeben. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5 Uhr wiedergeben. Am Vortag hatte der Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 598,1 gelegen (Vorwoche: 374,0; Vormonat: 220,9). Allerdings liefern diese Angaben nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen.
Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.
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Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 172.536 Corona-Neuinfektionen und 185 Todesfälle innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen oder Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende viele Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 34.121.168 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Inzidenzwert in den Nachbarkreisen
- Cuxhaven: 1036,1
- Rotenburg: 774,2
- Harburg: 763,6
(Quelle: RKI, Stand: 11. Oktober, 3.08 Uhr)
Niedersachsenweit beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz 863,6 und hat sich damit innerhalb einer Woche mehr als verdoppelt (4. Oktober: 376,3).
Auch in den niedersächsischen Krankenhäusern werden zunehmend mehr Patientinnen und Patienten mit einer Covid-19-Infektion aufgenommen. Die Sieben-Tage-Hospitalisierungsinzidenz ist seit Ende September von 9,4 auf 14,7 pro 100.000 Einwohner gestiegen. Mit Stand von Dienstag sind zudem 4,3 Prozent der Intensivbetten mit Covid-Patientinnen und -Patienten belegt, Ende September waren es noch 3 Prozent.
Nach aktuellen Daten des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA) und des RKI liegt das Durchschnittsalter bei den Neuinfektionen derzeit bei rund 48 Jahren. Mehr als 70 Prozent der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen sind älter als 60 Jahre und nur 19,7 Prozent der Intensivpatienten haben bereits eine dritte oder vierte Impfung erhalten.
„Diese Zahlen machen deutlich: Insbesondere für ältere und vorerkrankte Personen besteht in der aktuellen Lage nach wie vor die ernste Gefahr einer schweren Covid-19-Erkrankung", warnt Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD): „Ich rufe alle Niedersächsinnen und Niedersachsen auf: Überprüfen Sie ihren Impfstatus. Es gibt ausreichend Impfstoff und Termine in den Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie bei den kommunalen Impfteams."
Viele Arbeitnehmer für Maßnahmen bei erneuter Corona-Welle
Fast jeder zweite Arbeitnehmer (48 Prozent) in Deutschland wünscht sich eine Maskenpflicht und regelmäßige Corona-Tests am Arbeitsplatz, sollte es im Herbst erneut zu einer starken Corona-Welle kommen. Nur eine Minderheit (14 Prozent) will auch dann gar keine Einschränkungen mehr, wie aus der Studie "Arbeiten 2022" der Krankenkasse pronova BKK hervorgeht. Weitere 4 Prozent gaben an, sich nur im Homeoffice wirklich sicher zu fühlen. Für die Erhebung der Daten sind den Angaben zufolge im September 2022 rund 1200 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 18 Jahren repräsentativ befragt worden.
Der Umfrage zufolge möchten die meisten Arbeitnehmer (64 Prozent) nicht für immer überwiegend im Homeoffice arbeiten. Allerdings sieht eine Mehrheit bei der Arbeit dort auch viele Vorteile, etwa eine bessere Work-Life-Balance (64 Prozent). Deutlich mehr als die Hälfte (57 Prozent) findet das Arbeiten im Homeoffice auch effizienter und produktiver. Viele stoßen allerdings buchstäblich an Grenzen: So gaben 54 Prozent der Befragten an, sie könnten mit Blick auf die Räumlichkeiten bei sich auf Dauer gar nicht regelmäßig zu Hause arbeiten.
Bei den Regelungen zur Arbeit im Homeoffice gibt es große Unterschiede: Für mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent) ist Homeoffice generell nicht möglich, etwa in Pflegeberufen, in der Gastronomie oder im Einzelhandel. Knapp ein Viertel (23 Prozent) gab an, ihr Arbeitgeber biete kein Homeoffice an. Knapp ein Drittel (30 Prozent) kann jederzeit ohne Abstimmung im Homeoffice arbeiten, etwas mehr als jeder Zehnte (12 Prozent) eine feste Anzahl an Tagen. (bat/dpa)