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Pandemie

Corona: Kreis Stade hat bundesweit mit die höchste Inzidenz

Ein positiver Corona-Schnelltest (l.) neben einem Corona-Schnelltest, der schwach eine positive Linie hat. Foto: dpa

Ein positiver Corona-Schnelltest (l.) neben einem Corona-Schnelltest, der schwach eine positive Linie hat. Foto: dpa

Die Zahl der Neuinfektionen bleibt im Wochenvergleich jedoch stabil. Das Kreis-Gesundheitsamt meldet zum Donnerstag zwei weitere Verstorbene an Covid-19.

Donnerstag, 17.11.2022, 06:00 Uhr

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Das Kreis-Gesundheitsamt meldete zum Donnerstag zwei weitere Todesfälle im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Damit erhöht sich die Zahl der Verstorbenen kreisweit auf 274. Demnach seien zwei Anfang 80-Jährige jeweils an einer Covid-19-Infektion gestorben. Eine 81 Jahre alte Person verstarb dabei in einer Pflegeeinrichtung.

In den Elbe Kliniken in Stade und Buxtehude werden mit Stand vom Donnerstag 15 Covid-Patienten stationär behandelt, einer mehr als am Vortag. Unverändert eine Person von ihnen befindet sich auf der Intensivstation (Quelle: FRL Stade/IVENA).

Die Corona-Inzidenz im Kreis Stade ist indes nach zuletzt 154 bestätigten Corona-Fällen zum Mittwoch nahezu unverändert geblieben. Das RKI vermeldete einen Sieben-Tage-Wert von 354,5 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Stand: 171. Oktober, 3.08 Uhr). Zum Vergleich: Am Vortag hatte die Inzidenz bei 354 gelegen, vor einer Woche bei 390.

Das Kreis-Gesundheitsamt meldete dem RKI zuletzt 732 Neuinfektionen binnen einer Woche. Insgesamt wurden seit Pandemie-Beginn 89.982 Menschen nachweislich positiv auf das Coronavirus getestet.

Landkreis deutschlandweit auf Platz 12

Auffällig jedoch: Der Kreis Stade gehört bundesweit zu den Kommunen mit den höchsten noch erfassten Inzidenzwerten. Derzeit rangiert der Kreis auf Platz zwölf. Allerdings gehen Experten seit Langem von einer Untererfassung der offiziellen RKI-Zahlen aus. In die Statistik gehen nur bestätigte PCR-Tests ein, nicht aber positive Selbsttests. Eine bundesweite Vergleichbarkeit sei auch wegen unterschiedlicher Melderhythmen damit schwer möglich.

Inzidenzen der Nachbarkreise

  • Landkreis Cuxhaven: 292,6
  • Landkreis Harburg: 300,5
  • Landkreis Rotenburg: 224,8

Deutschlandweit vermeldete das RKI eine Inzidenz von 199,2(Vorwoche: 262,3; Vormonat: 680,9). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 33.306 Corona-Neuinfektionen. 

Keine Corona-Isolationspflicht mehr in Schleswig-Holstein

Statt Isolationspflicht gilt im Norden künftig - außerhalb der Wohnung - eine fünftägige Maskenpflicht in Innenräumen für jene ab dem 6. Lebensjahr, die einen positiven Test haben.

Das Land hatte sich mit Bayern, Baden-Württemberg und Hessen darauf geeinigt, die generelle Isolationspflicht für positiv getestete Personen aufzuheben. Hamburg und Niedersachsen halten an ihr fest.

Kritik aus Niedersachsen

Die Abschaffung der Isolationspflicht für Corona-Infizierte stößt bei Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) auf deutliche Kritik. „Ich halte es epidemiologisch für grundfalsch, mitten im dritten Pandemieherbst auf die Isolationspflicht für Corona-Infizierte zu verzichten. Auch Personen, die keine Symptome haben, können das Virus weitertragen und andere Menschen anstecken“, sagte Behrens.

Niedersachsens Gesundheitsministerin kritisierte, man würde so ohne Not eine konsequente Linie zur Eindämmung des Virus aufgeben. „Ich sehe auch nicht, dass derzeit viele Niedersächsinnen und Niedersachsen symptomlos infiziert zu Hause bleiben müssten. Diejenigen, die sich mit Virus anstecken, erkranken in der Regel mit Symptomen und liegen einige Tage im Bett.“ Die Ministerin betonte: „Niedersachsen wird deshalb bei der einfachen Regel bleiben: wer mit Corona infiziert ist, bleibt Zuhause.“

Verordnung gilt noch bis zum 22. November

In Niedersachsen müssen sich coronainfizierte Menschen absondern. Diese Pflicht liegt bei fünf Tagen. Sollte man danach weiterhin einen positiven Test haben, wird dringend empfohlen, sich täglich zu testen und freiwillig in Isolation zu bleiben, bis ein negatives Testergebnis vorliegt. Die entsprechende Verordnung gilt noch bis zum 22. November. Wie es danach weitergeht, steht noch nicht fest.

Merz: Corona bald offiziell für beendet erklären

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hält die Entscheidung mehrerer Bundesländer, die Isolationspflicht für Corona-Infizierte zu streichen, für vertretbar. „Beim ersten Lesen der Nachricht hatte ich ein gewisses Unbehagen”, sagte Merz den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Beim längeren Nachdenken erscheint es mir aber verantwortbar zu sein, so vorzugehen wie Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein dies nun tun.” Corona-Regeln seien nur noch in einem „sehr eingeschränkten Umfang” erforderlich, sagte Merz.

Das Vorgehen der Länder wurde unter anderem von Patientenschützern und Gewerkschaftern kritisiert. Vor allem Rufe nach einem gemeinsamen Vorgehen der Bundesländer wurden laut.

„Die Zeit der hohen Infektionsgefahr mit schwerem Krankheitsverlauf ist vorbei”, sagte Merz den Funke-Zeitungen. „Damit sollten wir auch versuchen, so schnell wie möglich wieder in ein weitgehend normales Leben zurückzukehren - auch mit Corona.” Merz sagte, er teile den „fast schon sirenenhaften Alarmismus” von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht. „Wir sollten zur Normalität zurückkehren und spätestens im Frühjahr nächsten Jahres Corona offiziell als beendet erklären.”

DGB: Kranke Arbeitnehmer sollen Kontakte reduzieren

DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sagte den Funke-Zeitungen, sie sei „erschrocken darüber, dass die vier Bundesländer in Bezug auf die Isolationspflicht einen Alleingang wagen”. Sie empfahl Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, „sich mit Infektionskrankheiten nach jeweils geltenden Regeln arbeitsunfähig zu melden und freiwillig Kontakte auch im privaten Umfeld drastisch zu reduzieren”.

Kassenärzte-Chef Andreas Gassen kritisierte im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag) einen sich abzeichnenden Flickenteppich bei den Schutzregeln. „Das alles spricht dafür, dass die Politik nun über einen geordneten und einheitlichen Übergang nachdenken sollte, Corona wie andere endemische Erkrankungen zu behandeln, auch wenn die WHO die Pandemie noch nicht für weltweit beendet erklärt hat”, sagte er.

Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Andrew Ullmann, hält staatliche Maßnahmen für verzichtbar. „Wir befinden uns in der Endphase der Pandemie und haben effektive Impfstoffe, antivirale Medikamente und eine Basisimmunisierung von über 95 Prozent”, sagte Ullmann dem RND. „Die Krankheitslast in der Bevölkerung ist nicht so hoch wie befürchtet. Die logische Folge ist, dass wir keine staatlich verpflichtenden Maßnahmen mehr brauchen.” Je nach Verordnung könnten diese aufgehoben werden oder schlicht auslaufen. (dpa/tip/fe)

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