Corona-Test ist abgelaufen – trotzdem noch verwenden?

Selbst wenn ein Corona-Selbsttest das Verfallsdatum hinter sich hat, ist er nach Einschätzung des Bremer Virologen Prof. Andreas Dotzauer noch einige Wochen verwendbar. Foto: Weißbrod/dpa
In vielen Firmen und Betrieben liegen die Corona-Selbsttests noch im Regal, obwohl sie das Haltbarkeitsdatum schon hinter sich haben. Was der Virologe Andreas Dotzauer in diesen Fällen rät.
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Von Denise von der Ahé
Viele Unternehmen haben die Corona-Selbsttests in großen Mengen bestellt. Jetzt liegen sie häufig noch in den Regalen, obwohl das Haltbarkeitsdatum bereits abgelaufen ist. Der Bremer Virologe Professor Andreas Dotzauer sagt, dass man sie trotzdem noch einige Wochen verwenden kann - unter bestimmten Bedingungen. Denn je wärmer man sie gelagert hat, desto schlechter für die Haltbarkeit.
„Wenn sie bei Raumtemperatur aufbewahrt wurden, dann würde ich sie noch zwei bis drei Monate über das Verfalldatum hinaus nutzen“, sagt Dotzauer. „Länger aber nicht.“ Denn einige Bestandteile wie Proteine halten sich nicht ewig, grundsätzlich etwa ein Jahr lang.
Nicht die Teststreifen verfallen, sondern die Lösung in dem Teströhrchen. Wer die Selbsttests die ganze Zeit im Kühlschrank gelagert hatte, kann sich sicherer fühlen: Dotzauer geht davon aus, dass sie dann auf jeden Fall drei Monate über das Verfalldatum hinaus noch anwendbar sind.
Eines ist aber ganz klar: Wenn die Lösung wirklich hinüber ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass es zu falschen Ergebnissen kommt. „Dann zeigen die Tests ein negatives Ergebnis an, auch wenn jemand positiv ist“, sagt Dotzauer.
Bremer Virologe: Neue Variante wird sich bei uns durchsetzen
Der Virologe rechnet damit, dass die neue Corona-Variante mit dem Kürzel XBB.1.5 „sich auch bei uns durchsetzen wird“. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnete sie kürzlich als die bisher ansteckendste Subvariante des Coronavirus.
Besonders in den USA verdrängt XBB.1.5 bereits andere Subtypen.
Noch sind laut Dotzauer im Land Bremen die Omikron-Varianten BF.7 und BQ.1.1 vorherrschend. Wer sich kürzlich damit infiziert habe, könne sich aber trotz eines gewissen Grundimmunschutzes innerhalb kurzer Zeit mit der neuen Variante XBB.1.5 anstecken.
Neue Omikron-Variante: Der Immunschutz wird unterlaufen
Der Grund sei, dass es sich um eine Fluchtvariante handele, die den Immunschutz unterlaufe und noch mal infektiöser sei. Das Positive sei, dass die Krankheitsschwere bei der neuen Variante nicht zunehme, sondern vergleichbar sei mit den Omikron-Vorgängern. Der Virologe rät weiterhin zum Maskentragen in Bus und Bahn sowie in vollen Innenräumen. Denn auch wer einen milden Verlauf habe, könne mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben.
Bericht sieht mögliche Milliardenverschwendung bei PCR-Tests
Staat und Krankenkassen haben einem Medienbericht zufolge in den vergangenen drei Jahren möglicherweise deutlich zu viel Geld für PCR-Tests ausgegeben. Recherchen von WDR, NDR und „Süddeutscher Zeitung“ zufolge waren es insgesamt sechs Milliarden Euro. Der Bericht des Rechercheverbunds legt nahe, dass die Erstattungspreise für die Labore für durchgeführte PCR-Tests vor allem in der Anfangsphase der Corona-Pandemie deutlich zu hoch angelegt gewesen sein könnten. Die FDP forderte einen Untersuchungsausschuss. Das Bundesgesundheitsministerium wies darauf hin, dass die Preise inzwischen mehrfach gesenkt worden seien.
Dem Bericht zufolge lag der Preis, den Labore zum Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 für einen PCR-Test abrechnen konnten, bei 59 Euro. Damals war Jens Spahn (CDU) Bundesgesundheitsminister. Festgelegt werden die Preise in der jeweils gültigen Coronavirus-Testverordnung. Die Federführung dafür hat das Bundesgesundheitsministerium. Der Preis für einen PCR-Test liegt nach der inzwischen mehrfach geänderten Verordnung momentan bei 32,39 Euro.
Bei Gesetzen oder Verordnungen werden grundsätzlich immer auch die jeweils zuständigen Verbände eingebunden und können Kritik oder Änderungsvorschläge anbringen. Im Fall der Corona-Tests waren das die Akteure des Gesundheitswesens, etwa Ärztevertreter, Labore und Krankenkassen.
Gesundheitspolitiker verteidigt Finanzierung von PCR-Tests
Den Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher zufolge wurden bei den Verhandlungen über die Preise für PCR-Tests möglicherweise viel zu hohe Materialkosten angesetzt. So seien diese im Mai 2020 von Ärztevertretern mit 22,02 Euro beziffert worden, obwohl PCR-Tests auf freien dem Markt auch für vier bis sieben Euro zu haben gewesen seien. Tatsächliche Marktpreise habe Spahns Ministerium „allem Anschein nach“ damals nicht ermittelt. Die Recherchen beziehen sich auf „mehr als 1000 Seiten“ interner Akten aus dem Gesundheits- und dem Wirtschaftsministerium und weitere vertrauliche Dokumente.

Ein Mitarbeiter hält in einem Coronatest-Labor PCR-Teströhrchen in den Händen.
Die Krankenkassen drängten demnach auf niedrigere Preise und äußerten auch Zweifel an „erstaunlich hohen weiteren Kosten“, etwa den Personalkosten. „Die Preisvorstellungen der Labormediziner für PCR-Tests waren von Anfang an massiv überhöht“ und hätten auch nach Verhandlungen mit dem Krankenkassen nicht ausreichend abgesenkt werden können, sagte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes Carola Reimann am Montag.
Der zuständige Interessenverband der Labore äußerte sich zunächst nicht. Man arbeite an einer Stellungnahme, die in Kürze veröffentlicht werde, sagte ein Sprecher des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM).
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte am Montag, Spahns Nachfolger Karl Lauterbach (SPD) habe mit seinem Amtsantritt gegengesteuert. Die Testvergütung sei mehrfach angepasst worden. Er fügte aber auch hinzu: „Es ging ja damals darum, binnen kürzester Zeit möglichst viele Menschen mittels PCR zu testen. Es gab eine sehr stark gestiegene Nachfrage, der das Angebot nicht gerecht werden konnte“, insofern hätten in sehr kurzer Zeit Kapazitäten aufgebaut werden müssen.
FDP-Generalsekretär will Untersuchungsausschuss wegen PCR-Tests
Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tino Sorge, sagte im Deutschlandfunk: „Es ist halt immer leicht, im Nachhinein zu sagen, was man vorher hätte besser machen können.“ Es sei darum gegangen, schnell und viel zu testen, Testkapazitäten zu schaffen und Akteure zu animieren, diese Tests anzubieten und durchzuführen. „Und dass man da sicherlich auch anders oder günstiger hätte vergüten können, im Nachgang zeigt sich das jetzt.“
FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai forderte eine Aufarbeitung durch einen Untersuchungsausschuss im Bundestag. Die Enthüllungen könnten nicht ohne Konsequenzen bleiben, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Neben den Masken-Deals von Politikern von CDU und CSU stellen die viel zu hohen PCR-Preise nun offenbar einen weiteren rechtlichen Tiefpunkt in der Pandemiepolitik dar, für die die Union Verantwortung zu übernehmen hat.“
Kritik kam auch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Die Gesundheitsbranche verstehe es, knallhart ihre Interessen auf Kosten der Steuerzahler, Versicherten und Patienten durchzusetzen, sagte Vorstand Eugen Brysch der dpa. „Es wird Zeit, dass sich die Spitze des Bundesgesundheitsministeriums endlich zum Sachwalter der Bürgerinnen und Bürger macht.“ (mit dpa)