Eine Erfolgsgeschichte: Dieser Gin hat Meer-Zutaten

Daryn, Dirk und Birthe Vowinkel sind Norgin. Mit ihrem Gin haben sie in nur fünf Jahren eine erstaunliche Erfolgsgeschichte geschrieben. Foto: Glückselig
Wie cool wäre es, einen eigenen Gin herzustellen? Das fragten sich einst Birthe und Dirk Vowinkel aus Nordenham. 2018 kam ihr Norgin auf den Markt. Und es wurde alles noch viel cooler, als sie sich jemals hätten träumen lassen.
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Von Detlef Glückselig
Daheim auf der Terrasse hatten Dirk Vowinkel und sein Sohn Daryn einmal Bier gebraut; die Schnapsbrennerei reizte sie ebenfalls schon lange; außerdem waren Dirk Vowinkel und seine Frau Birthe Gin-Fans, lange bevor Gin zum In-Getränk wurde. Diese drei Aspekte und ein besonderes Geburtstagsgeschenk sind die Basis für eine Erfolgsgeschichte, die in Nordenham ihresgleichen sucht: die Geschichte von Norgin.
Im Norgin-Lager in Großensiel herrscht am Freitag eifrige Betriebsamkeit. Birthe und Dirk Vowinkel und ihr Sohn Daryn haben noch einiges zu tun, bevor an diesem Sonnabend die Gäste eintrudeln. Eine Geburtstagsfeier organisiert sich schließlich nicht von alleine - schon gar nicht, wenn man den Gästen einen Blick hinter die Kulissen einer Firma gewähren will, die inzwischen eine ganze Familie ernährt und zusätzlich vier Aushilfskräften sowie einem Handelsvertreter ein Auskommen bietet.
Norgin ist deutschlandweit in aller Munde
Norgin ist fünf Jahre alt. Und das ist nicht nur ein Grund zum Feiern, weil es eben eine runde Zahl ist. Vor allem ist es ein Grund zum Feiern, weil eben dieser Norgin in Deutschland und im benachbarten Ausland in aller Munde ist, weil er Preise in Serien eingeheimst hat. Und weil seine Erfinder nie im Leben gedacht hätten, dass es einmal so hoch hinaus gehen würde.
Das besagte Geburtstagsgeschenk erhält Dirk Vowinkel 2018 von seiner Frau: Zwei Karten für ein Seminar übers Gin-Brennen. Die Vowinkels machen sich auf den Weg. Im Gepäck: eine Idee.

Dirk Vowinkel und sein Sohn Daryn an der Abfüllmaschine. Sie schafft 600 Flaschen in der Stunde. Foto: Glückselig
Wie cool wäre es, einen eigenen Gin zu brennen, haben sich die beiden schon oft gesagt? Etwas Besonderes müsse er sein, einen Bezug zur Heimat an der Küste haben. Bei einem Spaziergang mit ihrem Hund in den Salzwiesen Butjadingens „stolpern“ die Vowinkels über Queller, und es macht Klick. Gin braucht Botanicals, Pflanzen, die ihm als Zutat eine besondere Note verleihen. Warum nicht Queller nehmen?
Sogar der Braumeister ist baff
Bei dem Seminar haben die Vowinkels genau dieses Botanical dabei. Als der probehalber gebrannte Gin mit Queller fertig ist, sagt der verblüffte Braumeister: „Wenn ihr diesen Gin nicht auf den Markt bringt, dann tue ich es.“
Wieder daheim in Nordenham reift binnen einer Woche die Entscheidung, ein Gewerbe anzumelden und das Abenteuer Norgin zu starten. Und dann passiert alles im Galopp. Eine Flasche wird ausgewählt, ein Styling festgelegt, ein Name ersonnen und ein Logo entworfen. Birthe Vowinkel gibt ihren Biomaris-Laden in Burhave auf. Norgin zieht Kreise, und das schnell.
Ritterschläge und neue Sorten
Nur zwei Jahre nach dem Start wird der Norgin, den die Vowinkels in Mecklenburg-Vorpommern brennen lassen, bei den World Gin Awards zum „Best German London Dry Gin“ gekürt. Weitere Ritterschläge dieser Art folgen. Und weitere Sorten:
- 2020 kommt als Limited Edition der Salty-Norgin auf den Markt: Er wird mit zertifiziertem Meerwasser von Biomaris gemacht, hat eine entsprechend salzige Not. Im August soll es eine neue Auflage geben.
- Ende 2020 erscheint die Variante „Orange & Almond“: Die Idee dazu haben Norgin-Fans, die heute gute Freunde der Vowinkels sind; der Gin hat eine deutliche Note von Marzipan.
- 2021 folgt „Cherry & Mint“: Das ist eine fruchtige Variante, bei der zugleich ein Hauch Minze mit auf der Zunge liegt.
- Seit 2022 gibt es einen Norgin-Eierlikör: Er ist beim Experimentieren in der Küche der Vowinkels entstanden; den Eierlikör kaufen die Nordenhamer und versetzen ihn dann mit Original-Norgin.
- Ein fassgelagerter Norgin rundet das Portfolio ab: Die Vowinkels haben für diese Sonderabfüllung ein Eichenfass genutzt, in dem vorher Champagner gereift war. Die Traube hat ihre rote Farbe an das Fass abgegeben, das Fass hat sie an den Gin weitergegeben. Diese Variante trinkt man pur, die anderen Norgins dagegen mit Tonic.

So sieht die Geschmacksrichtung „Cherry & Mint“ von Norgin aus. Foto: Glückselig
Wie geht es weiter mit Norgin? Als die Geschichte begann, sagte der heute 27-jährige Daryn Vowinkel zu seinen Eltern: „Ja, ja, macht ihr man. Schönes Hobby.“ Inzwischen hat er seinen Job als Sozialassistent aufgegeben und arbeitet für Norgin. Dirk Vowinkel ist in der passiven Phase der Altersteilzeit und kann sich nun wie seine Frau Birthe ebenfalls voll und ganz um Norgin kümmern.
Eine neue Variante ist in Planung - diesmal mit einem Botanical nicht vom, sondern aus dem Meer; mehr verraten die Vowinkels nicht. Und Norgin soll weiter wachsen, vor allem durch neue, optimierte Vertriebswege.

Norgin gibt es auch in kleinen Probierflaschen. Foto: Glückselig