Energiekrise: Sorge um auf H-Gas umgerüstete Geräte

Die Flamme eines Gasherdes brennt in einer Küche. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Heizen und kochen und arbeiten mit Erdgas - für rund 28.000 Haushalte und Betriebe tägliche Notwendigkeit. Viele Kunden in Bremerhaven sind verunsichert: Taugen auf H-Gas umgestellte Geräte notfalls für anderes Gas?
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Von Susanne Schwan
Die Frage, ob die Umstellung von L-Gas auf H-Gas durch den Ukraine-Krieg neu bewertet werden muss, stelle sich nicht, heißt es seitens SWB, deren Tochter Wesernetz als örtlicher Netzbetreiber in Bremerhaven zuständig für das Umrüsten aller Gas-Geräte ist. Seit 2014 liefen die Planungen für die Umstellung vom bisherigen L-Gas (Low Caloric) auf das energiereichere H-Gas (High Caloric). Grund: Die Förderung von L-Gas in einem der Hauptfördergebiete in den Niederlanden soll bis spätestens 2030 eingestellt werden. Weil sie nicht mehr genügend Ertrag brächten, hieß es.
Förderung überwiegend in Norwegen und Russland
Die Umstellung auf das H-Gas mit höherem Brennwert sichere die Erdgasversorgung für viele Jahre. Es wird überwiegend in Norwegen und Russland gefördert. Rund 37.000 Gasgeräte sind vor dem Ukraine-Krieg mit neuen Düsen ausgerüstet worden, die für das chemisch anders beschaffene H-Gas geeignet sind. Denn, so hieß es seitens der SWB, „Gasgeräte, die nicht angepasst werden, sind eine mögliche Gefahr für Leib und Leben“, so Geschäftsführer Patrick Wittenberg. „Sicherheit hat rund um die Gasumstellung höchste Priorität.“ Rund 80 Millionen Euro hat das Umrüsten im Land Bremen gekostet.
Jedes einzelne Gerät wurde auf H-Gas-Tauglichkeit geprüft, in Tausenden Thermen und Kesseln wurden die alten, größeren Brennerdüsen - nötig für den Durchlass von mehr Menge an L-Gas - ausgetauscht gegen kleinere Düsen, da H-Gas für gleichen Energieertrag weniger Volumen, also weniger Menge, benötigt. Seither strömt H-Gas.
Seitdem die russische Gas-Pipeline Nord Stream 1 abgestellt wurde, es Explosionen auch an Nord Steam 2 gegeben hat, herrscht Verunsicherung. Besorgte Menschen fragen, was geschähe, falls infolge des Krieges der H-Gas-Strom hierher blockiert ist: „Wenn womöglich doch wieder altes L-Gas benötigt würde - fliegen uns dann die umgerüsteten Gasthermen um die Ohren?“
Fehlende H-Gas-Quellenwerden kompensiert
„Nein“, versichert SWB-Sprecherin Angela Dittmer. Auch, wenn die neuen Düsen nicht unbedingt für anderes als H-Gas taugten, „die Bundesnetzagentur hat sich klar positioniert: L-Gas wird auch in unserem Netzgebiet in Zukunft nicht wieder genutzt. Es gibt künftig keine L-Gas-Quellen mehr. Die Liefermengen an H-Gas aus Russland können aber kompensiert werden.“ Potenzielle Lieferanten seien zum Beispiel Norwegen und USA. Sollte eines Tages vielleicht von H-Gas auf eine andere Energiequelle umgestellt werden, „zum Beispiel Wasserstoff“, müssten die Geräte neu überprüft und gegebenenfalls umgerüstet werden. Das sei aber, so Dittmer, „ein Blick in die Glaskugel“.