Zähl Pixel
Fußball

St. Pauli-Aufstieg muss noch warten: HSV gewinnt Stadtderby

Hamburgs Robert Glatzel bejubelt sein Tor zum 1:0.

Hamburgs Robert Glatzel bejubelt sein Tor zum 1:0. Foto: Christian Charisius/dpa

Der Hamburger SV gewinnt verdient das 111. Stadtderby gegen den FC St. Pauli und darf sich weiter Stadtmeister nennen. Der Kiezclub kann sich damit trösten, dass der Aufstieg nur verschoben ist.

Von dpa Samstag, 04.05.2024, 09:46 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Hamburg. Die Fans des Hamburger SV reagierten nach dem Sieg ihrer Fußball-Helden im 111. Stadtderby gegen den FC St. Pauli schnell. Gleich nach dem Abpfiff zogen sie am Freitagabend in der Nordkurve ein Banner mit der Aufschrift „Die Stadt gehört uns“ hoch. Die HSV-Spieler versammelten sich nach dem 1:0 (0:0) davor, tanzten, sprangen und lachten.

Der HSV entscheidet das 111. Hamburger Stadtderby für sich.

Der HSV entscheidet das 111. Hamburger Stadtderby für sich. Foto: Christian Charisius/dpa

„Jetzt kriegt man auch ein Gefühl für norddeutsche Emotionen“, meinte Trainer Steffen Baumgart im TV-Sender Sky. „Heute freuen wir uns wirklich. Der Sieg war verdient, die Jungs sind drangeblieben.“

Freude beim Hamburger HSV

Die Szenen und Reaktionen machten deutlich, wie gut der Erfolg gegen den ungeliebten Stadtrivalen der HSV-Seele tat. „Eigentlich ist dieses Spiel ein Sinnbild für die letzten Jahre. Wir mussten viele Widerstände angehen. Aber wenn man sieht, wie die Jungs sich reingehauen haben und unterstützt wurden, ist das maximale Intensität“, sagte Sportvorstand Jonas Boldt bei Sky.

Hamburgs Ludovit Reis (l) und St. Paulis Connor Metcalfe kämpfen um den Ball.

Hamburgs Ludovit Reis (l) und St. Paulis Connor Metcalfe kämpfen um den Ball. Foto: Marcus Brandt/dpa

Der Kiezclub durfte sich damit trösten, dass der Aufstieg wohl nur um eine Woche verschoben ist. Dann geht es gegen den Tabellenletzten VfL Osnabrück. „Unabhängig vom Vorsprung spielst du ein Derby, das willst du immer gewinnen“, sagte Trainer Fabian Hürzeler. „So, wie einige Spieler gespielt haben, können wir kein Derby gewinnen. Wir waren auf einigen Positionen nicht bei 100 Prozent. Da muss man der Wahrheit ins Gesicht blicken.“

Glatzel bringt den HSV in Führung

Robert Glatzel hatte mit seinem 19. Saisontor in der 85. Minute den Volkspark zum Beben gebracht. „Das kann man gar nicht beschreiben, davor malt man es sich aus, das entscheidende Tor zu schießen. Das ist natürlich ein unglaublich geiles Gefühl, unbeschreiblich“, sagte Glatzel. „Die ganzen Emotionen kommen hoch, einfach nur unbeschreiblich so ein Moment.“

Hamburgs Robert Glatzel (l) erzielt das Tor zum 1:0.

Hamburgs Robert Glatzel (l) erzielt das Tor zum 1:0. Foto: Christian Charisius/dpa

Zugleich hat sein Team die rechnerische Chance auf den Aufstiegsrelegationsplatz mit dem Sieg gewahrt. Der Abstand auf den Tabellendritten Fortuna Düsseldorf beträgt weiter vier Punkte bei noch zwei ausstehenden Spielen. Allerdings haben die Rheinländer nach ihrem 3:1 (2:0) gegen den 1. FC Nürnberg die um 13 Treffer bessere Tordifferenz. „Einfach die nächsten Spiele so angehen wie die letzten und dann gucken wir, was möglich ist“, meinte Glatzel.

111. Hamburger Stadtderby

Vor 56 100 Zuschauern boten beide Hamburger Mannschaften ein phasenweise hochklassiges Derby. Der HSV war aber über die gesamte Spielzeit zwingender und hatte die besseren Möglichkeiten. Zwei Tore durch Glatzel (24.) und Lukasz Poreba (62.) wurden nicht gegeben. In der Nachspielzeit verschoss Ludovit Reis auch noch einen Foulelfmeter.

Versöhnlich waren dann die Abschlusssätze von Glatzel: Er würde sich für Hürzeler freuen, wenn dieser aufsteigen würde, „weil er ein super Trainer ist. Scheiße, dass er bei St. Pauli Trainer ist.“

Polizei nach Stadtderby: Alles ruhig - „bis auf reichlich Pyro“

Nach dem 1:0-Sieg des HSV im Hamburger Zweitliga-Stadtderby gegen den FC St. Pauli im Volksparkstadion hat die Polizei eine erste positive Zwischenbilanz gezogen. „Bisher lief alles ruhig, bis auf reichlich Pyro im Stadion“, sagte eine Sprecherin am Freitagabend nach Abpfiff der als Risikospiel bewerteten Begegnung. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz, um Zusammenstöße der verfeindeten Fan-Gruppen auch beim Verlassen des Stadionbereichs zu verhindern.

Schon am Nachmittag waren die Anhänger beider Clubs in getrennten Märschen aus unterschiedlichen Richtungen zum Volksparkstadion geleitet worden. Auch dabei habe es außer dem Zünden von Pyrotechnik keine größeren Zwischenfälle gegeben, sagte die Polizeisprecherin.

Aufgeheizte Stimmung: Rudelbildung schon vor dem Anpfiff

Schon eine halbe Stunde vor dem Anpfiff des 111. Hamburger Stadtderbys zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli ist es beim Aufwärmen auf dem Platz im Volksparkstadion zur Rudelbildung gekommen. Verbal und handgreiflich gingen am Freitagabend Vertreter und Offizielle beider Mannschaften aufeinander los.

Angeblich soll ein Spieler des FC St. Pauli beim Steigerungslauf in die Hälfte des HSV geraten sein und mit einem gegnerischen Spieler kollidiert sein. Spieler beider Seiten mühten sich, die Streithähne wieder auseinanderzubringen.

Rund 45 Minuten vor Spielbeginn waren in der Nordkurve der HSV-Ultras reichlich Pyros gezündet worden. Kurz nach Anpfiff musste das Spiel kurzzeitig unterbrochen werden, da der Rauch der Pyros aus dem St. Pauli-Block über den Platz zog.

Steffen Baumgart rechnet mit seinen Kritikern ab.

Steffen Baumgart rechnet mit seinen Kritikern ab. Foto: Marcus Brandt/dpa

Baumgart-Wutrede nach HSV-Sieg: „Alle anderen können mich mal“

HSV-Trainer Steffen Baumgart hat mit seinen Kritikern abgerechnet. „Ich habe den Job hier. Ich mache den gerne. Und alle anderen können mich mal da, wo ich noch schöner bin“, sagte der 52-Jährige am Freitagabend in einem Sky-Interview.

Der Hamburger SV droht trotz des Derbysieges erneut den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga zu verpassen. Zwei Spieltage vor dem Ende der Saison beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz weiterhin vier Punkte. Baumgart hatte seinen Lieblingsclub im Februar als Tabellendritter übernommen.

Der frühere Meistertrainer Christoph Daum nannte die Verpflichtung Baumgarts in einem „11Freunde“-Interview einen „Riesenfehler“. Auch die HSV-Ikone Felix Magath kritisierte in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vor dem Derby seinen langjährigen Verein („Es scheint, er hat gar keinen Anspruch mehr“).

Baumgart nannte keine Namen, sagte aber selbstbewusst: „Ich weiß, dass ich ein guter Trainer bin - egal ob man Erfolg hat oder nicht. Ich weiß, was ich kann. Da brauche ich keinen von außen.“ Seine Kritiker „können erzählen, was sie wollen - ist ihr gutes Recht. Wir sind ja alle froh, dass wir in einem freien Land leben. Jeder darf sich äußern. Es äußern sich ja sogar Leute, die die letzten 20 Jahre gar nicht in Hamburg waren.“

Auch die Schiedsrichter kritisierte der HSV-Trainer scharf. „Ganz ehrlich: Die gehen mir auf den Sack. Und das meine ich auch genau so“, sagte er. Zwei Tore seines Teams waren am Freitagabend nicht gegeben worden. Baumgart kritisierte vor allem, dass vergleichbare Szenen in verschiedenen Spielen häufig unterschiedlich bewertet würden. (dpa)

Hamburgs Robert Glatzel bejubelt sein Tor zum 1:0.

Hamburgs Robert Glatzel bejubelt sein Tor zum 1:0. Foto: Christian Charisius/dpa

St. Pauli Fans zünden im Volksparkstadion Pyrotechnik.

St. Pauli Fans zünden im Volksparkstadion Pyrotechnik. Foto: Marcus Brandt/dpa

Weitere Artikel