Illegale Ferienwohnungen: Jetzt werden Unterkünfte verboten
Anlieger in Burhave haben die Nase voll von der ihrer Meinung nach viel zu hohen Anzahl an Ferienhäusern in der Nachbarschaft. Foto: Glückselig
In Butjadingen brodelt es. Die Gemeinde geht gegen illegale Ferienwohnungen vor - bislang mit „sanften“ Maßnahmen. Jetzt wurde ein neue Gangart eingeschlagen.
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Von Hans Schnieder
Reichlich Unsicherheit und Unmut haben sich unter Vermietern in Butjadingen breit gemacht, seit die Gemeinde konkret etwas unternimmt, um das wachsende Problem der illegalen Ferienwohnungen in den Griff zu bekommen.
Kowitz: Es kann nicht alles Ponyhof sein
Zum Wirbel darum hat Bürgermeister Axel Linneweber am Sonntagnachmittag während des 12. Tourismustages im Rathaussaal in Burhave Stellung genommen. Im Vorfeld hatte Tourismus-Geschäftsführer Robert Kowitz vor rund 180 Gästen auf die Brisanz des Themas anspielend gesagt: „Es kann nicht alles ein Ponyhof sein.“
In vielen Bereichen der Gemeinde sei das Thema Ferienwohnungen zu „einem Spagat“ geworden, so Axel Linneweber. Die Bevölkerung benötige ausreichend Wohnraum. In „sehr sehr großer Größenordnung“ sei aber inzwischen Häusern in Wohngebieten der Wohnraum entzogen und in Ferienunterkünfte umgewandelt worden.
In manchen Straßen liegt der Anteil bei 50 bis 60 Prozent
In allgemeinen Wohngebieten sei das nur zu einem Anteil von maximal 30 Prozent erlaubt. Tatsächlich würden in manchen Straßen inzwischen mitunter jedoch 50 bis 60 Prozent erreicht sein, sagte der Bürgermeister. Das Problem sei, dass der Landkreis als Bauaufsichtsbehörde wegen vieler bisher fehlender Genehmigungen gar nicht wissen könne, wo wie viele Ferienwohnungen eingerichtet sind. Folglich habe der Landkreis bisher stets weitere Ferienunterkünfte genehmigen müssen. Allgemein fehle ein zentrales Register, so Axel Linneweber.
In Tossens gebe es eine besondere Situation, weil der gesamte alte Ortskern des Dorfes als ein Mischgebiet ausgewiesen ist. Hier dürfe der Ferienwohnungsanteil bis zu 50 Prozent betragen. Auch in Tossens habe der Landkreis mangels Daten bisher alles genehmigen müssen. Um Klarheit zu schaffen, hat die Gemeinde jetzt rund 700 Besitzer von Wohngebäuden, die außerhalb der ausgewiesenen Ferienhaussiedlungen liegen, angeschrieben. Diese Schreiben haben den Wirbel ausgelöst.
Auf Kontrolleure will die Gemeinde verzichten
Axel Linneweber unterstrich: Die Gemeinde wolle nicht Kontrolleure herumschicken, die dann Anzeigen beim Landkreis erstatten. Die Gemeinde weise in ihrem Schreiben nur darauf hin, dass die Einholung einer Genehmigung zu empfehlen sei. Der Landkreis werde nun zunächst alle eingehenden Anträge ein halbes Jahr lang sammeln, um dann zu sehen, wo ein Bereich mit einem Überhang besteht.
Geschehen ist unterdessen bereits etwas geschehen: Aufgrund von Beschwerden von Nachbarn seien in einer Straße in Burhave fünf Ferienwohnungen untersagt worden, berichtete Axel Linneweber. Der Bürgermeister betonte aber: „Wir als Gemeinde wollen niemanden ärgern. Wir wollen nur wissen, wo Ferienwohnungen sind und wo nicht.“
Genehmigung auch im Fall eines Brandes unbedingt notwendig
Die Angaben seien auch in Brandfällen sehr wichtig. Denn Versicherungen könnten im Fall des Falles einwenden, dass für die betroffene Ferienwohnung keine Genehmigung vorliege. Zudem gelten für Ferienwohnungen andere Brandschutzauflagen als für „normale“ Wohnungen.
Dem Unmut und Ärger im Vorfeld zum Trotz, gab es auf die Ausführungen des Bürgermeisters im Rathaussaal kaum Reaktionen - außer dem Beifall, den die Zuhörer spendeten.
Bürgermeister Axel Linneweber äußerste sich zum Vorgehen der Gemeinde gegen illegale Ferienwohnungen. Foto: Hans Schnieder
Ferienwohnungen gibt es in Butjadingen jede Menge, nicht alle sind genehmigt. Foto: dpa