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Energiekrise

Kurzarbeit soll Zinkhütte in Nordenham retten

Ab 1. November ruht in der Nordenhamer Zinkhuette die Arbeit. Foto: Zinkhütte

Ab 1. November ruht in der Nordenhamer Zinkhuette die Arbeit. Foto: Zinkhütte

Die Zinkhütte in Nordenham stellt zum 1. November die Produktion vorübergehend ein. Grund dafür sind zusehends schwache Absatzmärkte und gestörte Lieferketten. Was das für die Mitarbeiter und zukünftige Produktion bedeutet.

Donnerstag, 06.10.2022, 14:30 Uhr

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Von Christoph Heilscher

Glencore, Betreiber der Zink- und der Bleihütte in Nordenham, teilt am Mittwoch mit, dass die Bleihütte vorerst weiterbetrieben wird. Die Arbeitsplätze in beiden Hütten sollen möglichst erhalten bleiben. „Wir werden in einen Dialog mit unseren Sozialpartnern eintreten, um so viele Arbeitsplätze wie möglich durch vereinbarte temporäre Kurzarbeit zu erhalten. Die Ausbildung wird ohne Abstriche fortgesetzt“, teilt Geschäftsführer Thomas Hüser mit. Die Zinkhütte beschäftigt aktuell rund 400 Mitarbeiter.

Zink ist weniger gefragt

„Große Stahlhersteller haben ihre Produktion stark zurückgefahren oder eingestellt. Hierdurch ist die Nachfrage nach Zink deutlich zurückgegangen“, erklärt Thomas Hüser. „Hinzu kommt, dass es immer schwerer wird, Abnehmer für die Schwefelsäure zu finden, die als Beiprodukt der Zinkproduktion entsteht. Der bisherige Hauptabnehmer der Schwefelsäure, Kronos Titan, hat zum 1. Oktober die eigene Produktion stark gedrosselt. Dies hat zu einem schlagartigen Nachfragerückgang um circa 80 Prozent nach der hier am Standort produzierten Schwefelsäure geführt“, so Hüser weiter. Weitere Abnehmer wie Hersteller von Düngemitteln haben ebenfalls ihre Produktion reduziert.

Wie ernst die Lage in der Branche ist, zeigt sich auch daran, dass die Zinkproduktion in Europa allein in den letzten Monaten stark zurückgegangen ist. Ein Hauptwettbewerber der Nordenham Zink, Nyrstar/Trafigura, hat seine Produktion in Budel, Niederlande, beispielsweise bereits zum 1. September 2022 eingestellt.

 „Wie lange der Stopp der Zinkproduktion in Nordenham genau dauern wird, kann derzeit noch nicht genau abgeschätzt werden“, so Hüser. „Dies hängt letztlich davon ab, wann sich Absatzmärkte und Lieferketten wieder erholen - was niemand sicher vorhersagen kann. Wir gehen heute jedoch von einer Wiederaufnahme der Produktion innerhalb von zwölf Monaten aus“.

Während der Zeit der vorübergehenden Produktionseinstellung wird die Nordenham Zink in einen Instandhaltungsbetrieb versetzt. Das bedeutet, dass die Produktionsanlagen so weit unterhalten und gewartet werden, dass eine möglichst kurzfristige Wiederaufnahme des Normalbetriebs möglich ist. Investitionen, insbesondere in den Bereichen Umweltschutz, Zukunftsfähigkeit der Anlagen und Ausbau regenerativer Energiegewinnung, sollen auch während der vorübergehenden Einstellung der Zinkproduktion durchgeführt werden.

Arbeitsplätze sollen erhalten werden

„Selbstverständlich werden wir auch alle Verpflichtungen aus den Vereinbarungen mit der Landesregierung, dem Landkreis Wesermarsch und der Stadt Nordenham einhalten“, betont Hüser. Für die Mitarbeitenden der Nordenham Zink, die von der vorübergehenden Einstellung der Zinkproduktion betroffen sind, entsteht aktuell ein Konzept für Kurzarbeit in Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat. „Unser Ziel ist es“, so Hüser weiter, „alle Arbeitsplätze am Standort Nordenham zu erhalten und uns bestmöglich auf die Wiederaufnahme der Zinkproduktion vorzubereiten. Es gilt jetzt, zusammenzustehen und die Krise gemeinsam zu meistern“.

Neben der Absatzsituation plagen die Zinkhütte auch die explodierenden Energiekosten. Die Hütte hat einen hohen Strombedarf wie die Stadt Hannover. (set)

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