Kutenholzer Drogenbunker: Duo wird der Prozess gemacht

In diesem Erdloch war das Drogenlabor versteckt. Foto: Polizei
Sie bauten unbemerkt von ihren Nachbarn ein unterirdisches Drogenlabor auf, sollen Teil einer Marihuana-Bande gewesen sein - und hatten eine überaus skurrile Erklärung. Jetzt müssen sich zwei Männer vor dem Landgericht Stade verantworten.
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Stade/Kutenholz. Vor der 2. Großen Strafkammer am Landgericht Stade beginnt an diesem Mittwoch die Hauptverhandlung gegen zwei Männer im Alter von 31 und 36 Jahren wegen des Vorwurfs des gemeinschaftlichen Diebstahls und gemeinschaftlichen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in zwei Fällen in nicht geringer Menge. Das Duo soll im Mai 2022 von einer Werft in Hamburg zwei Übersee-Frachtcontainer entwendet, diese auf dem Grundstück des 31 Jahre alten Angeklagten in Kutenholz vergraben und in der Folgezeit als unterirdische Plantage für den Anbau von Marihuana verwendet haben.
Im September vergangenen Jahres war ihr Drogenbunker aufgeflogen. Die Polizei sprach damals von einem großen Erfolg.

Die Marihuana-Plantagen waren in umgebauten Schiffscontainern angelegt. Foto: Polizei
Großrazzia gegen mutmaßliche Drogenbande in Kutenholz, Stade und Fredenbeck
Außerdem sollen auf dem Grundstück größere Mengen von bereits verkaufsfertigen Drogen aufbewahrt worden sein. Die Polizei hatte Marihuana ebenso wie Amphetamine sichergestellt. Zudem wurden in der Wohnung des 36 Jahre alten Angeklagten in Stade weitere Marihuana-Pflanzen und weitere abgepackte Drogen gefunden.
250 Einsatzkräfte waren an einer bundesweiten Razzia gegen die mutmaßlich in einer Bande agierenden Beschuldigten beteiligt. Neun Beschuldigte im Alter von 20 bis 74 Jahren wurden kreis- sowie bundesweit festgenommen. Weitere Durchsuchungen hatte es etwa auch in Fredenbeck gegeben.

Der Stader Rauschgift-Ermittler Jens Jandtke bei der Sicherstellung der gefundenen Marihuana-Pflanzen. Foto: Vasel
Bunker-Erklärung überzeugt die Nachbarschaft
Das unterirdische Drogenlabor dürfte seinerzeit selbst erfahrene Polizisten zum Staunen gebracht haben. „So etwas hatten wir im Landkreis Stade noch nicht“, hatte Polizeisprecher Rainer Bohmbach erklärt. Der Eingang zur Marihuana-Plantage mutete wie eine Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg an. Über eine Zwei-Meter-Leiter ging es in den kleinen Vorraum der parallel aufgestellten Seecontainer. An der Decke hing eine große Lüftungsanlage, vier Kanalrohre aus Plastik ragten für die Be- und Entlüftung am Zaun aus der Erde. Die Technik war keineswegs sicher verbaut, aber eben zweckdienlich. Der Strom wurde illegal angezapft.

Aufwendig wurde unter der Erde Strom zur Aufzucht der Marihuana-Pflanzen verlegt. Foto: Polizei
Die Arbeiten an der Anlage waren der Nachbarschaft in Kutenholz zwar nicht verborgen geblieben. Doch die Erklärung des Bautrupps der Drogen-Bande überzeugte die aufmerksamen Dorfbewohner. Ihre Legende: Allesamt würden sie zur „Prepper-Szene“ gehören - und sich aus Angst vor einem Atomkrieg und Wladimir Putin auf dem Grundstück ein Vorratslager anlegen. Prepper horten Lebensmittel und bauen etwa Schutzräume, um sich für Krisen, Kriege und Katastrophen zu wappnen.
Die Kammer hat zunächst vier Verhandlungstage anberaumt. Der Prozess könnte demnach Anfang März enden.