Lützerath-Protest in Buxtehuder Innenstadt
            Am Fleth in Buxtehude stellten sich die Klimaaktivisten während der Kundgebung „tot“. Foto: Friday for Future Buxtehude
Sie zogen die Blicke der Marktbesucher auf sich: In Buxtehude haben sich Teilnehmer mit den Klimaaktivisten im umstrittenen Braunkohlerevier in NRW solidarisiert. In Lützerath gab es Zusammenstöße mit der Polizei.
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Am Sonnabendvormittag hat sich die Buxtehuder Ortsgruppe von Fridays for Future mit den Klimaaktivisten in Lützerath solidarisiert. Das Dorf im Braunkohlerevier Rheinland soll für RWE abgebaggert werden. Dagegen richtet sich seit Tagen der Protest. Vor Ort hatten sich zahlreiche Besetzer verschanzt. Am Sonnabend gab es dort bei einer Großdemonstration Zusammenstöße zwischen Polizei und Aktivisten, Wasserwerfer kamen zum Einsatz. Fridays-for-Future-Ikone Greta Thunberg ist vor Ort.
In Lützerath hatte die Polizei am Mittwoch damit begonnen, die besetzte Ortschaft zu räumen. Die Räumung soll die Grundlage dafür schaffen, dass der Energiekonzern RWE die unter dem Ort liegende Braunkohle für die Stromerzeugung abbauen kann.
„Die-In“ auf dem Petri-Platz: Fridays for Future demonstriert in Buxtehude
Die Buxtehuder Ortsgruppe veranstaltete mit etwa 20 Teilnehmer vier sogenannte „Die-Ins“ in der Innenstadt. Dabei handelt es sich um eine Aktionsform, bei welcher eine Rede gehalten wird, während sich die Menschen drumherum dramatisch auf den Boden legen. Zum Wochenmarkt zogen die Demonstranten dabei die Blicke der Passanten in Buxtehude auf sich.
,,Der Energiekonzern RWE hat alle Genehmigungen für ein Vorhaben bekommen, welches fatale Folgen für unser Klima haben wird“, kritisierten die FFF-Rednerinnen Johanna und Mascha in ihrer Rede. ,,Wir als Klimabewegung wünschen uns eine Zukunft, in welcher der Profit großer Konzerne nicht mehr über unser aller Wohl und unsere Sicherheit gestellt wird.“
                „Klima retten. Kohle stoppen“, so die Forderung von Fridays for Future. Foto: FFF Buxtehude
Klimaaktivistin Charlotte sagte nach einem Die-In auf dem Petri-Platz: ,,Die Bundesregierung ist vor vor den Profitinteressen der Konzerne eingeknickt und hat sich damit gegen die Einhaltung der Klimaschutzziele und Deutschlands CO2-Budget positioniert.“
Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten bei Lützerath
Die Polizei hat am Sonnabend in Erkelenz bei Lützerath Klima-Demonstranten gewaltsam zurückgedrängt, die versuchten, bis zur Kante des Braunkohletagebaus vorzudringen. Das bestätigte ein Polizeisprecher. Bis zur Tagebaukante zu laufen, sei lebensgefährlich, weil der Boden durch Dauerregen aufgeweicht sei und Erdrutsche drohten.
Der Polizeisprecher sagte, dass gewaltbereite Demonstranten auch Streifenwagen der Polizei attackiert und Pyrotechnik in Richtung der Beamten geworfen hätten. Auch versuchten Demonstranten, in das abgeriegelte Lützerath vorzudringen, was ihnen bisher aber nicht gelungen sei.
Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 8000 bis 10.000, die Veranstalter sprachen von 35.000.
                Am Braunkohlerevier in Lützerath kamen laut Polizei bis zu 10.000 Demonstranten zusammen. Foto: dpa
"Ich bin absolut entsetzt, wie normale Versammlungsteilnehmerinnen und -teilnehmer sich dazu hinreißen lassen, hier den absoluten Gefahrenbereich zu betreten", sagte der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach.
Greta Thunberg: „Lützerath ist noch da“
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat dazu aufgerufen, das Dorf Lützerath nicht aufzugeben. "Lützerath ist noch da, und solange die Kohle noch in der Erde ist, ist dieser Kampf nicht zu Ende", sagte die 20-Jährige vor einer großen Menschenmenge. "Ihr zeigt heute deutlich, dass Veränderungen nicht von den Leuten kommen werden, die an der Macht sind, von Regierungen, von Konzernen, von den sogenannten Führungspersönlichkeiten", sagte sie. "Nein, die wahren Führungspersönlichkeiten sind hier. Es sind die Menschen, die in den Baumhäusern sitzen und die Lützerath nun schon seit Jahren verteidigen."
                Klimaaktivistin Greta Thunberg steht auf der Bühne bei Lützerath.
Thunberg sagte, es sei unbegreiflich, dass im Jahr 2023 noch immer Kohle abgebaggert und verfeuert werde, obwohl zur Genüge bekannt sei, dass der dadurch ausgelöste Klimawandel in vielen Teilen der Welt Menschenleben koste. "Deutschland als einer der weltweit größten Verschmutzer hat eine enorme Verantwortung", mahnte sie.
Thunberg kritisierte auch die Grünen wegen ihrer Unterstützung für den Abriss von Lützerath und das Abbaggern der unter dem Dorf liegenden Kohle kritisiert. Konzerne wie RWE müsse man eigentlich dafür zur Rechenschaft ziehen, wie sie mit Menschen umgingen. "Dass die Grünen mit solchen Unternehmen Kompromisse schließen, zeigt, wo ihre Prioritäten liegen", sagte sie.
Thunberg hatte bereits am Freitag Lützerath besucht und dabei "Polizeigewalt" angeprangert. Polizeipräsident Weinspach hatte die Kritik vehement zurückgewiesen. (tip/dpa)