Mit diesem Trick sollen Mauersegler einziehen

Naturfreund Wilhelm Holsten (links) und Pastor Andreas Hellmich erhielten jüngst von Biologin Janette Hagedoorn-Schüch (Landkreis Stade) eine Plakette der Aktion „Lebensraum Kirchturm“ für die Bargstedter Kirche. Foto: Landkreis Stade/Chris
Die „Wohnung“ für die Mauersegler ist eingerichtet. Am Glockenturm der Bargstedter Kirche hängen Nisthilfen für die rasanten Jäger der Lüfte. Die sind dringend nötig. Jetzt braucht es noch einen Trick, um die flinken Flieger in die neue Unterkunft zu locken.
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Kirchennachbar und Naturfreund Wilhelm Holsten hatte sie in luftiger Höhe installiert. „Gerade junge Mauersegler, die bisher nicht gebrütet haben, tun sich schwer, noch leerstehende Nistkästen zu besiedeln, aus deren Richtung kein Ruf von Artgenossen erschallt“, weiß Janette Hagedoorn-Schüch, Diplom-Biologin beim Landkreis Stade. 2022 wurden zwar an der Kirche vorbeifliegende Mauersegler beobachtet, aber es hatte noch keine Besiedlung der neuen Nistkästen stattgefunden.
„Damit die Mauersegler die neuen Nistkästen finden, können sie mit bestimmten Rufen, die vorher aufgezeichnet worden sind, angelockt werden - das hat auch bei uns am Kreishaus funktioniert“, erklärt Hagedoorn-Schüch.
Wilhelm Holsten, der in der unmittelbaren Nachbarschaft zur Bargstedter Kirche wohnt, will nun versuchen, mit dem Abspielen der Rufe die Mauersegler in diesem Frühsommer anzulocken. Denn auch dort, wo Nistkästen fachgerecht angebracht worden sind, finden Mauersegler sie meistens nicht. Stare und Sperlinge sind da weitaus findiger.
Ab Ende April zurück aus dem Winterquartier
In den Morgen- und Abendstunden führen die Nichtbrüter unter den Mauerseglern oft Flugspiele aus und umkreisen in Gruppen aus meistens 10 bis 50 Tieren laut rufend die Gebäude, in denen sich Nistplätze befinden. Die dort brütenden Artgenossen antworten. Aus ihren Winterquartieren kehren Mauersegler Ende April oder Anfang Mai in den Landkreis Stade zurück, um ihn in der Regel schon Ende Juli oder Anfang August wieder zu verlassen. Die beste Zeit zum Vorspielen der Antwortrufe ist somit Anfang Mai bis Anfang Juni, so Fachleute.
Nichtbrüter, die beispielsweise erst Mitte Juli auf die Nistkästen aufmerksam werden, können zwar nicht mehr im selben Jahr nisten, merken sich die Stelle jedoch für das folgende Frühjahr.
Projekt „Lebensraum Kirchturm“
Biologin Hagedoorn-Schüch sagt: „Die Lebensbedingungen für den Mauersegler haben sich in den letzten Jahrzehnten spürbar verschlechtert, da beim Abreißen oder Renovieren alter Gebäude viele Brutgelegenheiten verloren gingen.“ Die Schutz-Aktion für Mauersegler in Bargstedt ist Teil des Projekts „Lebensraum Kirchturm“, das im Landkreis Stade 2009 vom Naturschutzamt initiiert und als Gemeinschaftsaktion mit den Kirchen, Naturschutzverbänden, der Ornithologisch Naturkundlichen Arbeitsgemeinschaft (ONAG), der ökologisch fledermauskundlichen Arbeitsgemeinschaft (ÖFLAG), dem Lions-Club Stade und der Hansestadt Stade durchgeführt wird.
„Lebensraum Kirchturm“ informiert darüber, wie sich Kirchen mit einfachen Maßnahmen für die biologische Vielfalt engagieren können und über tiergerechte Kirchturmsanierungen. „Eine Kirche ist nämlich für viele Tierarten attraktiv“, sagt Biologin Hagedoorn-Schüch. Im Bereich der Fensternischen könnten zum Beispiel Turmfalken brüten, die Dachtraufe biete Nistplätze für Mauersegler. Und im Dachgebälk würden sich häufig Fledermäuse versteckt halten. Die Spalten, Vorsprünge oder Nischen bieten ursprünglich höhlenbewohnenden Tieren einen hervorragenden Lebensraum. (st)

Wilhelm Holsten hat die Mauersegler-Nistkästen im vergangenen Jahr am Bargstedter Kirchturm angebracht. Foto: Holsten