Mobilen Impfteams im Kreis sind Geschichte – Das sind die Impfrekorde

Niedersachsenweit haben die Impfteams laut Ministerium rund 2,3 Millionen Impfungen durchgeführt. Foto: dpa
An diesem Freitag ist Schluss an den Impfzentren. Zuletzt ist die Zahl der Impfwilligen deutlich gesunken - anders im Winter 2021/22, als die mobilen Impfteams einen wahren Ansturm erlebten.
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Nach 14 Monaten ist Schluss: Die Mobilen Impfteams stellen ihre Arbeit ein. Mehr als 30.000 Corona-Schutzimpfungen nahmen die Teams seit Mitte Oktober 2021 vor. „Ich bedanke mich ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit mit dem DRK-Kreisverband Stade“, sagt Dezernentin Susanne Brahmst, beim Landkreis Stade zuständig für Soziales, Gesundheit, Jugend und Familie. „Wir konnten dank unserer Impfkampagne tausenden Bürgerinnen und Bürger wohnortnah ein Impfangebot unterbreiten. Das war wichtig und richtig.“
Jetzt übernehmen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte die Impfungen, so sieht es ein Beschluss des Landes Niedersachsen vor. Doch zunächst ist eine Bilanz der Impfkampagne vom Landkreis Stade in Zusammenarbeit mit dem DRK-Kreisverband Stade angebracht – und die fällt positiv aus.
Corona: Impfrekorde im Kreis Stade
- Zu Spitzenzeiten waren vier Mobile Impfteams (MIT) im Einsatz. Bis zu 58 Mitarbeitende sowie 41 Ärztinnen und Ärzte gehörten den MIT an.
- Die 13 festen Standorte mit wöchentlichen Terminen verteilten sich auf das gesamte Kreisgebiet: Die Städte und Gemeinden in Kehdingen und dem Alten Land sowie auf der Geest wurden gleichermaßen berücksichtigt, so Beke Cordes, MIT-Leitung beim DRK-Kreisverband Stade: „Wir haben über den gesamten Zeitraum unsere Termine der Nachfrage angepasst. Ziel war es stets, möglichst vielen ein niedrigschwelliges Angebot zu machen – für Jugendliche und Erwachsene ebenso für Kinder ab fünf Jahren.“
- Außerdem gehörten zusätzliche Termine für Kurzentschlossene stets zur Kampagne – hier war eine vorherige Anmeldung nicht erforderlich. Dabei wurden Kreisverwaltung und Rotes Kreuz durchaus kreativ: Man konnte sich beispielsweise im Schwedenspeicher in historischen Gemäuern impfen lassen, beim Einkaufen etwa bei den Marktkauf-Centern der beiden Hansestädte oder auch in dem zum Impfbus umfunktionierten Vogelkieker, der mitunter direkt an der Elbe Station machte, impfen lassen. Ausdrücklich dankt Brahmst dem Verein für Naturerlebnisse, der dem Kreis den weithin sichtbaren Vogelkieker-Bus zur Verfügung gestellt hat: „Das war eine tolle Unterstützung.“
Als im Kreis Stade der Corona-Impfstoff noch knapp war
Anfangs bildeten sich teils lange Warteschlangen bei den Impfaktionen. „Der Impfstoff war im November und Dezember 2021 noch knapp, während die Inzidenz kontinuierlich anstieg“, so Brahmst. „Gleichzeitig wurde für die Corona-Schutzimpfung bundesweit geworben. Auch der Landkreis Stade rief mit einer breit angelegten Kampagne in den beiden Lokalzeitungen dafür auf.“ Später pendelte sich die Nachfrage ein.
Der Appell von Susanne Brahmst hat derweil Bestand: „Achten Sie weiterhin auf einen ausreichenden Impfschutz, um sich so vor einen schweren Krankheitsverlauf zu schützen.“

Die Leiterin der Impfteams, Beke Cordes, und Landkreis-Dezernentin Susanne Brahmst (von rechts) danken den Mitarbeitern am letzten Aktionstag beim Marktkauf in Stade. Foto: Landkreis Stade/Beneke
Corona: So viele Niedersachsen sind geimpft
Niedersachsensen Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) bezeichnete den Einsatz der mobilen Impfteams (MIT) als vollen Erfolg, "insbesondere mit Blick auf die Kampagne für die dritte Impfung im vergangenen Winter". Behrens bedankte sich bei allen, die sich in den vergangenen 14 Monaten beim Aufbau und Einsatz der Impfteams engagiert haben.
Insgesamt haben die Impfteams laut Ministerium landesweit rund 2,3 Millionen Impfungen durchgeführt.
In Niedersachsen sind rund 77,6 Prozent der Bevölkerung grundimmunisiert, 67 Prozent dreimal und 18 Prozent viermal geimpft. Bei den Impfquoten gehört Niedersachsen damit im Vergleich der Bundesländer zur Spitzengruppe.
In den vergangenen Monaten waren die Impfzahlen allerdings stark gesunken.
Den Landkreisen und kreisfreien Städten wurden insgesamt rund 158 Millionen Euro für den Einsatz der MIT erstattet. Die voraussichtlichen Gesamtkosten werden Stand heute auf bis zu 190 Millionen Euro geschätzt. Die Mittel kommen aus dem Sondervermögen des Landes zur Bekämpfung der Pandemie. Der Bund hat zugesagt, 50 Prozent der Kosten des Landes zu erstatten.
Impfrekorde der mobilen Impfteams:
- Im Dezember 2021 (KW 50) wurden durch die MIT insgesamt 218.436 Impfungen durchgeführt. Der Tagesrekord wurde am 23. Dezember 2021 mit 51.322 Impfungen erzielt. In der 48. KW dieses Jahres wurden hingegen nur noch rund 8000 Impfungen von den MIT durchgeführt, also etwas mehr als 1000 am Tag.
- Nach der Stiko-Empfehlung zur ersten Auffrischungsimpfung (Booster) im November 2021 wuchs die Zahl der MIT von 86 in der 41. KW 2021 auf zwischenzeitlich bis zu 242 an.
- Die Impfhotline des Landes startete am 15. Dezember 2020 mit 75 Mitarbeitern. In der Spitze waren knapp über 1100 Mitarbeiter in der Impfterminvergabe beschäftigt (ab April 2021). Insgesamt hat die Hotline bis Ende November mehr als 4 Millionen Anrufe entgegengenommen. Der Tageshöchstwert von angenommenen Anrufen war am 14. April 2021 mit insgesamt rund 50.000 angenommenen Anrufen. Der Tageshöchstwert von Anrufversuchen war am Starttag der Impfterminvergabe am 28. Januar 2021 mit fast 9 Millionen Anrufversuchen insgesamt, davon rund 2.4 Millionen Anrufe in der Zeit zwischen 8 und 10 Uhr vormittags.
- Online-Zugriffszahlen Impfportal: Insgesamt gab es bis dato rund 2 Milliarden Zugriffe auf das Impfportal. Der Höhepunkt lag am 7. Juni 2021 bei rund 40 Millionen Aufrufen. An diesem Tag wurde die Stiko-Priorisierung im Impfportal aufgehoben.
Impfportal und Impfhotline werden abgeschaltet
Zum 1. Januar werden nun auch das niedersächsische Impfportal sowie die Impfhotline des Landes abgeschaltet. Die Hotline unter 0800-9988665 ist noch bis einschließlich 30. Dezember, 18 Uhr, erreichbar. Im Anschluss beantwortet bis März 2023 eine Bandansage die wichtigste Frage: „An wen wende ich mich um einen Impftermin zu erhalten?" Die Inhalte des Impfportals sind ebenfalls bis Ende dieses Jahres online abrufbar.
„Zwischenzeitlich waren bei unserem Dienstleister mehr als 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Vergabe von Impfterminen und der Beantwortung von Fragen rund um die Impfungen im Einsatz. Auch bei Ihnen und allen anderen, die zum Gelingen dieser historischen Impfkampagne beigetragen haben, bedanke ich mich ganz herzlich", so die Gesundheitsministerin.
Wie es mit Corona-Schutzimpfungen weitergeht
Die Corona-Schutzimpfungen blieben aber auch über das Jahresende hinaus wichtig, so Behrens weiter: „Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnerinnen und -partnern werben wir auch im kommenden Jahr weiter für die Impfungen gegen Covid-19. Gerade auch mit Blick auf die bevorstehenden Feiertage, die wir mit unseren Familien und Freunden verbringen wollen, appelliere ich noch einmal an alle Niedersächsinnen und Niedersachsen: Prüfen Sie Ihren Impfstatus und nehmen Sie die Gelegenheit für eine erste oder zweite Auffrischungsimpfung unbedingt wahr."

Daniela Behrens, Gesundheitsministerin von Niedersachsen.
Das Land will den Landkreisen und kreisfreien Städten auch zukünftig ermöglichen, eigene Impfangebote zu koordinieren und damit insbesondere aufsuchende Impfaktionen durchzuführen. Entsprechende Möglichkeiten werden derzeit vom Gesundheitsministerium erarbeitet und zeitnah mit den kommunalen Spitzenverbänden erörtert. Dabei sind auch die Rahmenbedingungen, die die neue Corona-Impfverordnung des Bundes setzt, zu beachten.
Bund will überschüssigen Corona-Impfstoff abbestellen
Die Bundesregierung bemüht sich darum, absehbar überschüssige Corona-Impfstofflieferungen an Deutschland noch zu stornieren oder zu reduzieren. Es geht um bereits früher im Rahmen der europaweiten Beschaffung vorgenommene Bestellungen für insgesamt 160 Millionen Dosen für 2023 und 2024, wie es aus Kreisen des Gesundheitsministeriums hieß. Diese würden aber nicht mehr benötigt, da bis mindestens Herbst 2023 genug Impfstoff auch mit fortentwickelten Präparaten für neue Virusvarianten gesichert sei.
Man sei in Verhandlungen, die über die EU-Kommission vorgenommenen zusätzlichen Bestellungen für 2023 und 2024 abzubestellen oder zu verringern, hieß es aus dem Ministerium weiter. Dabei sei die von der vorherigen Bundesregierung verfolgte Strategie, ein Portfolio aus verschiedenen Impfstoffen anzulegen, richtig gewesen. Im Lauf des neuen Jahres soll die Impfstoffbeschaffung aber auch umgestellt werden - vom zentralen Krisen-Einkauf durch den Bund zu einer regulären Beschaffung wie für andere Impfstoffe auch. (tip)