Nach Kritik: Stader Bäder unter neuer Aufsicht

Das Stader Hallenbad Solemio wird vom 15. Mai bis zum 17. September geschlossen (Archivfoto).
Die Stader Bädergesellschaft erhält ein neues Aufsichtsgremium. Das klingt sehr formal, dahinter steckt aber durchaus ein Politikum.
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Noch gibt es einen Aufsichtsrat unter Vorsitz von Bürgermeister Sönke Hartlef. Es ist besetzt mit Politikern aus dem Stader Rat. Sie begleiten das Handeln der Gesellschaft, stimmen über mögliche Maßnahmen ab. Das ging jahrelang relativ reibungslos. Doch die Energiepreiskrise ließ auch den Betrieb der Stader Bäder wie das Solemio in den Mittelpunkt des Interesses rücken.
Kritik zum Bäderbetrieb gilt auch der Politik
Die Politik, speziell die Fraktionen im Rat der Stadt, mussten sich in der vergangenen Zeit viel Kritik anhören. Die Eintrittspreise wurden erhöht, das Hallenbad wird im Sommer geschlossen. Das ließ die Volksseele kochen. Und die Ratspolitiker mussten das ausbaden, was die Kollegen im Aufsichtsrat beschlossen hatten.
Ganz offensichtlich waren die Sprecher und starken Kräfte der Parteien in dem Aufsichtsrat nicht vertreten. Die Freude über die Arbeit ihrer Gesandten im Aufsichtsrat hielt sich in Grenzen. Das soll sich nun ändern.
Neubesetzung des Aufsichtsrates
Demnächst soll der Verwaltungsausschuss (VA) des Rates automatisch die Personen stellen, die auch den Aufsichtsrat bilden. Das beschloss wiederum der nicht öffentliche tagende VA. Er gilt als das zweitwichtigste Gremium der Lokalpolitik. Nur der Rat ist noch wichtiger, und der muss über die Änderung des Gesellschaftervertrages noch beschließen. Daran gibt es kaum Zweifel.
Die Entscheidung, das Solemio-Hallenbad im Sommer vom 15. Mai bis zum 17. September zu schließen, spart Geld und Gas. Laut den Stadtwerken Stade werden rund 3 Millionen kWh Erdgas und damit 350.000 Euro eingespart. Negative Nebeneffekte nimmt das in Kauf: Erst gab es wegen Corona lange keine Schwimmkurse, nun droht eine Lücke wegen der Energiekrise. Das Solemio selbst hat für April 13 Schwimmkurse abgesagt.
Zahlen aus dem Jahr 2021 zeigen, dass Schwimmkurse im Solemio sehr gefragt sind: Trotz Corona wurde das Hallenbad für ein verstärktes Angebot an Schwimmkursen geöffnet. 1700 Kursplätze seien 2021 angeboten worden, so Born, die Hälfte (850) von der Bädergesellschaft selbst, die andere Hälfte von Vereinen. Zum Vergleich: Im Jahr vor Corona, im Jahr 2019, hat die Bädergesellschaft nur 434 Kursplätze angeboten.
Stader Stadtwerke bleiben dabei: Solemio schließt im Sommer
Harsche Kritik gab es an der Entscheidung der Stadtwerke, das Solemio über den Sommer zu schließen. In der Folge können Schwimmkurse im Hallenbad nicht angeboten werden. Das grenze an „Kindeswohlgefährdung“, so der Stader Kinderschutzbund-Vorsitzende Dr. Martin Gossler. Stadtwerke-Geschäftsführer Christoph Born steht zu der Entscheidung, das Solemio zu schließen. Sie sei im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat und den dort vertretenen Fraktionen getroffen worden, so Born. (ing)