Schwarzer Humor und Anarchie im Stadeum

Das Landestheater Detmold ist mit einer turbulenten Komödie zu Gast im Stadeum. Foto: Landestheater Detmold
Nach der Premiere von „Arsen und Spitzenhäubchen“ Ende Oktober kommt das Landestheater Detmold mit dem Stück nach Stade. Dann zeigt sich, was Holunderwein mit einer speziellen Zutat anrichten kann und was schwarzer Humor mit Anarchie zu tun hat.
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Für den Autor Joseph Kesselring bedeutete die Krimikomödie, die am Dienstag, 20. Dezember, im Stadeum zu sehen ist, den beruflichen Durchbruch. 1941 in New York uraufgeführt, entwickelte sich die Story bald zum Kassenschlager. Ebenso wie der Hollywood-Film mit Cary Grant. Und auch das Ensemble des Landestheaters Detmold wurde bei der Premiere für die Inszenierung stürmisch gefeiert.
Für Regisseur Jan Langenheim kommt die Aktualität des Stückes nicht von ungefähr. Damals, Anfang der 1940er, erklärten die USA zum ersten Mal einer anderen Nation den Krieg. Die Geschichte, die die Ängste der Menschen mit einbeziehe, setze der aus den Fugen geratenen Realität eine scheinbare Stabilität entgegen. „Das tut es heute noch“, ist Langenheim überzeugt.
Landestheater Detmold kommt mit der Krimikomödie ins Stadeum
Das Grauen der Außenwelt, dargestellt durch eine düstere, neblige Atmosphäre, in der die Schauspieler sich wie Zombies bewegen, betont eine gewisse Trostlosigkeit der Zeit, in der das Ganze spielt.
Das Zuhause der mörderischen Schwestern sieht nicht nur aus wie eine Puppenstube, es ist für die männlichen Darsteller auch eine Herausforderung nicht mit dem Kopf irgendwo anzustoßen, was wiederum zu einigen Lachern führt.
Joseph Kesselrings Klassiker spielt nicht nur erfolgreich mit verschiedenen Genres, er zeigt auch das angeblich so moralische und ordentliche Bürgertum am morbiden Abgrund seines Wahnwitzes.
(Schwarze) Komödien sind per se lustig, aber aufgrund ihrer Anarchie nicht immer harmlos. Wie es die beiden schrulligen Schwestern nun wirklich nicht sind. Obwohl als die guten Seelen von Brooklyn bekannt, die für kranke Nachbarn Suppe kochen und allen helfen, haben sie noch eine andere, dunkle Seite. Ihr Holunderbeerwein hat es in sich. Auf zwei Kilo Holunderbeeren, vier Liter Wasser, zwei Kilo Zucker und 50 Gramm Hefe kommen auch ein Teelöffel Arsen, ein halber Teelöffel Strychnin und eine Prise Zyankali - mit umwerfender Wirkung. So spielen sie Gott und befördern alte Männer mit ihrem vergifteten Holunderwein sanft aber unwiderruflich ins Jenseits, um sie vor einem vermeintlich einsamen Tod zu bewahren.
Wo es Karten für „Arsen und Spitzenhäubchen“ im Stadeum gibt
Mit Hilfe ihres Neffen Teddy, der sich für Theodor Roosevelt hält, verschwinden die Leichen im Keller. Der kriminelle Neffe Jonathan bringt mit seinem Kumpan zusätzlich Chaos in die heimelige Stube, in der ständig irgendwelche Polizisten ein- und ausgehen.
Was die Sache für den guten Neffen Mortimer nicht leichter macht, der ein kleines bisschen Recht und Ordnung in die Welt seiner Tanten bringen will, die nach eigenen, skurrilen Regeln handeln. Also, ganz schön was los in den 150 Minuten Spieldauer und keine Minute Langeweile.
Karten für die um 19.45 Uhr beginnende Krimi-Komödie kosten zwischen 19 bis 38 Euro, erhältlich unter Telefon 04141/4091-40 oder online.

Foto: Quast