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Bundestagswahl

Tempolimit auf Autobahnen: Parteien positionieren sich klar

Die SPD sagt: „Wir wollen ein Tempolimit von 130 km/h auf Bundesautobahnen einführen.“

Die SPD sagt: „Wir wollen ein Tempolimit von 130 km/h auf Bundesautobahnen einführen.“ Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Kommt die Geschwindigkeitsbeschränkung jetzt schneller als erwartet? Das steht in den Wahlprogrammen von CDU, SPD, Grünen & Co.

Von Hagen Strauss Donnerstag, 16.01.2025, 11:15 Uhr

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Berlin. Schon jetzt schlagen die Parteien Pflöcke ein. Aber nach der Bundestagswahl am 23. Februar dürfte die Debatte über ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen wieder so richtig an Fahrt gewinnen, weil dann sondiert und verhandelt wird. Kommt das Tempolimit nach der Wahl? In drei Programmen der im Bundestag vertretenen Parteien findet sich die Geschwindigkeitsbegrenzung.

Die SPD sagt: „Wir wollen ein Tempolimit von 130 km/h auf Bundesautobahnen einführen.“ Wenn es ein Menschenleben schütze, wenn es Stress, Staus und Unfälle massiv reduziere, „warum tun wir das nicht? Es ist Zeit“, heißt es im Wahlprogramm der Genossen.

Linke: Das Tempolimit ist überfällig

Da liegt die SPD auf einer Linie mit den Grünen. „Als einziges Land weltweit erlaubt Deutschland das unbegrenzte Rasen auf Autobahnen – zum Schaden von Menschenleben und Umwelt. Ein Sicherheitstempo von 130 km/h auf Autobahnen als generelles Tempolimit ist deshalb überfällig“, so die Partei. Die Linke indes schlägt sogar ein Tempolimit von 120 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen und innerorts Tempo 30 vor – „außer auf Hauptverkehrsachsen“, wie es in ihrem Programm heißt. Verkehrspolitisch ist das Tempolimit damit ein wichtiges Ziel für Rote und Grüne in möglichen Koalitionsverhandlungen. Es heißt, man wolle darauf pochen.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) macht ebenfalls Druck, die Maßnahme nach der Wahl umzusetzen. Tempolimits gehörten auf die Agenda einer jeden Bundesregierung, „120 auf der Autobahn, 80 auf der Landstraße und 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts“, so VCD-Experte Michael Müller-Görnert zu unserer Redaktion. Allein die Begrenzung auf Autobahnen trage erheblich zum Klimaschutz bei.

So habe das Umweltbundesamts kürzlich die CO2-Einsparungen durch Tempo 120 auf rund sieben Millionen Tonnen taxiert – „keine andere Einzelmaßnahme hat eine so hohe Wirkung. Daher braucht es das Tempolimit auch, um den Verkehr endlich auf Klimakurs zu bringen“, so der Experte.

Union lehnt ein generelles Tempolimit ab

Mit Blick auf mögliche Koalitionsverhandlungen beißen SPD und Grüne aber bislang auf Granit bei der Union. In ihrem Programm wird eine Einführung verneint. Fraktionsvize Ulrich Lange (CSU) sagte unserer Redaktion: „Ein generelles Tempolimit auf Autobahnen lehnen wir ab.“ Für die Union gehöre „zu freier Mobilität für jedermann nicht nur, dass jeder Einzelne ein Verkehrsmittel passend nach seinen Bedürfnissen wählen kann, sondern dass er auch darüber entscheiden darf, wie schnell er auf der Autobahn fahren möchte“. Lange ergänzte: „Wir setzen weiterhin auf Eigenverantwortung statt Verbote.“

Kein Freund eines Tempolimits ist die FDP. Der frühere Staatssekretär im Verkehrsministerium, Oliver Luksic, bekräftigte die Position der Liberalen. Man wolle ein intaktes, intelligentes Infrastrukturnetz und mehr digitale Steuerung des Verkehrs. „Bei viel Verkehr, schlechtem Wetter oder aus anderen Gründen kann und soll es situativ und digital auch mehr Geschwindigkeitsbegrenzungen geben, dies braucht man aber nicht überall.“ (yvo)

D
David Bange
16.01.202509:50 Uhr

alle Jahre wieder diese tolle Diskussion. Der grüne Rad und Bahnfahrer wünscht sich Tempo 130 auf der Autobahn, ohne je dort gewesen zu sein. Das letzte Stückchen deutscher Freiheit muss natürlich verboten werden, weil es so CO2 Schädlich ist, während wir uns zu Silvester weiter fröhlich die Hände wegböllern.
Es braucht kein allgemeines Tempolimit. Der Mobilitätswandel, sprich E-Autos führt das CO2 Argument eh ad adsurbum. Und Rasen kann man mit E-Auto eh nicht lange ;-)
Das eigentliche Hauptrisiko sind doch Mittelspurschleicher.

A
Alexander Schöcke antwortete am
16.01.202512:55 Uhr

> "die Mehrheit der Deutschen ist für ein Tempolimit" . Eben da liegt das Problem. Sollten nicht diejenigen darüber abstimmen, die es auch betrifft? Sprich die Autobahnfahrer?

1. Ich bin Auto(bahn)fahrer.
2. Auto(bahn)fahren betrifft alle Menschen, ob sie es aktiv tun oder nicht.
3. Selbst die Mehrheit der Autofahrer:innen ist für ein Verbot (Umfrage unter ADAC-Mitgliedern)
4. In der Gesetzgebung sollten die Abgeordneten abstimmen. Darüber hinaus ist es Ihnen natürlich gestattet, so viele Umfragen durchzuführen, wie Sie wollen.


> Das ist auch so typisch deutsch, dass wir uns ständig über so belanglose Themen wie Tempolimit auf der Autobahn, dem Gendern oder der Toilette für den transfemininen cis-diversen unterhalten, .... es gibt wichtigere Themen in diesem Land.

Sie sind dann ja auch typisch deutsch, Sie unterhalten sich ja mit :-) Ich finde das gut, so bleibt das Thema präsent.

D
David Bange antwortete am
16.01.202512:31 Uhr

"die Mehrheit der Deutschen ist für ein Tempolimit" . Eben da liegt das Problem. Sollten nicht diejenigen darüber abstimmen, die es auch betrifft? Sprich die Autobahnfahrer?

Das ist auch so typisch deutsch, dass wir uns ständig über so belanglose Themen wie Tempolimit auf der Autobahn, dem Gendern oder der Toilette für den transfemininen cis-diversen unterhalten, .... es gibt wichtigere Themen in diesem Land.

A
Alexander Schöcke antwortete am
16.01.202512:07 Uhr

Die Mehrheit der deutschen ist für das gut begründete Tempolimit. Selbst ernstzunehmende Autoverbände sehen das zunehmend ein.

Aber bei dem Thema ist Deutschland ähnlich irrational wie die USA beim Thema Waffen.

Die Autoindustrie wird nicht an unbegrenzter Geschwindigkeit genesen, sondern - wenn überhaupt - indem sie die Zeichen der Zeit erkennt und aufhört tote Pferde zu reiten. Sie liegt 10 Jahre im Rückstand.

A
Annedore Fricke
16.01.202507:01 Uhr

Torsten Fricke schreibt:

Die Automobilwirtschaft, die uns seit Jahrzehnten Wohlstand gesichert hat, geht in die Knie und ausgerechnet jetzt soll der richtige Zeitpunkt gekommen sein, Tempo 130 oder gar 120 auf Autobahnen umzusetzen???
Mit einem sozialistischen Einheitsauto mit reduzierter Endgeschwindigkeit und dem Lastenfahrrad wird es in Deutschland nicht wieder nach vorne gehen, befürchte ich.

J
Jochen Mextorf
16.01.202505:57 Uhr

Staus bringen Abgase, nicht der zügig mit 150 km/h Fahrende.

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