Nach dem „Schietwetter“ leuchten die Polarlichter im Landkreis

Dieses Farbspiel von um 20 Uhr schickte Finn Seemann aus Buxtehude in die Redaktion. Foto: Finn Seemann
Wind? Konnte dem Norddeutschen am Donnerstag wenig anhaben. Die Belohnung folgte am Abend: Polarlichter allerorten im Landkreis Stade.
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Landkreis. Ex-Hurrikan „Kirk“ hat dem Landkreis Stade ein paar Windböen, aber keinen großen Sturm gebracht. Der Deutsche Wetter-Dienst hatte um die Mittagszeit am Donnerstag Warnstufe 1 von 4 herausgegeben. Größere Feuerwehreinsätze bei teils Windböen mit Geschwindigkeiten um 55 km/h wurden nicht bekannt. An der Nordsee stürmten es etwas schwerer, sodass Fährfahrten ausfielen.
Für das Schietwetter am Tag gab es am frühen Abend dann die Belohnung: Polarlichter - ob am Deich im Alten Land, in Buxtehude oder Harsefeld. Der Blick Richtung Norden lohnte sich.
Ursache für das Phänomen sind Sonneneruptionen, bei denen es zu einem sogenannten koronalen Masseauswurf Richtung Erde kommt, der aus Elektronen, Protonen und Atomkernen besteht. Weil Bestandteile des Plasmas elektrisch geladen sind, wirken sie im Wechsel mit dem Erdmagnetfeld und stauchen es quasi zusammen. Derzeit sind zwei koronale Massenauswürfe, also riesige Wolken aus Sonnenplasma, auf dem Weg zur Erde.

TAGEBLATT-Redakteurin Grit Klempow machte diese Aufnahme am Sportplatz in Wellen. Foto: Klempow
Durch magnetische Kurzschlüsse im Schweif des Erdmagnetfeldes werden Teilchenströme in die Polarregionen erzeugt, die die Luftteilchen zum Leuchten anregen, was als grün oder rot leuchtendes Polarlicht sichtbar wird.
Polarlichter beobachtet man idealerweise fernab von künstlichen Lichtquellen: Man sollte sich nicht unter die nächste Straßenlaterne stellen, sondern möglichst weiter weg von der Stadt. Zudem brauche es einen klaren Blick Richtung Nordhorizont.

TAGEBLATT-Leserin Janna Krethe fing auch den Grünschimmer am Außendeich in Baje-Hörne ein. Foto: Janna Krethe
Komet bald mit bloßem Auge am Nachthimmel sichtbar
Und mit dem Naturschauspiel noch nicht genug: Dieser Tage soll auch ein vorbeiziehenden Komet samt Schweif am Himmel zu beobachten sein. Tsuchinshan-Atlas - auch C/2023 A3 genannt - wird nach Angaben der Vereinigung der Sternfreunde an diesem Donnerstag erstmals im Westen am abendlichen Horizont auftauchen. Frühestens zwei Tage später und in den darauffolgenden Nächten könne der Himmelskörper dann mit bloßem Auge oder einem Fernglas gesehen werden.

Tsuchinshan-Atlas soll am 10. Oktober im Westen am abendlichen Horizont auftauchen. Foto: Matthew Dominick/NASA/JSC/dpa
„Die Sichtbarkeit mit dem freien Auge endet um den 25. Oktober herum, für Geübte unter einem dunklen Himmel vielleicht noch ein paar Tage später“, teilte der Vorsitzende der Sternfreunde, Uwe Pilz, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Den Schweif des Kometen sehe man voraussichtlich in den ersten Tagen mit bloßem Auge. „Mit dem Fernglas in jedem Fall“, sagte Pilz. In den ersten Oktobertagen bis zum 11. komme der kosmische Besucher der Sonne immer näher und wandere dann am Himmel in den folgenden Nächten immer in Richtung Südwesten. Dabei werde er wieder lichtschwächer.
Wetter legt Fährverkehr lahm
Das stürmische Wetter hattte am Vormittag Auswirkungen auf den Fährverkehr an der Nordseeküste. Mehrere Reedereien mussten ihre Fahrten zu beliebten Zielen wie Helgoland und Neuwerk absagen.
Zwischen Cuxhaven und Neuwerk entfallen aufgrund der Wetterlage und der prognostizierten Wasserstände sowohl die Fahrten am Donnerstag als auch am Freitag.
Auch die Reederei FRS Helgoline hat den Betrieb des Katamarans HSC „Halunder Jet“, der zwischen Cuxhaven und Helgoland verkehrt, für Donnerstag eingestellt. Und die nach iherer Havarie in die Schlagzeilen geratene MS „Funny Girl“ fuhr ebenfalls nicht ab Büsum nach Helgoland. (vdb/dpa/tip)