Unternehmen plant Windpark in Bliedersdorf - Was die Gemeinde fordert

Auch in Bliedersdorf sollen Windkraftanlagen von Enercon errichtet werden. Foto: Woitas/dpa
Das Windenergieunternehmen Alterric Deutschland will in Bliedersdorf zwei knapp 250 Meter hohe Windkraftanlagen vom Typ Enercon E-160 errichten. Die Gemeinde will ein Wörtchen mitreden. Der Rat plant eine Veränderungssperre. Das sind die Gründe.
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Alterric hatte beim Landkreis Stade eine Genehmigung über das Bundes-Immissionsschutzgesetz beantragt, bestätigt Kreissprecher Daniel Beneke dem TAGEBLATT. Auf Wunsch der Bliedersdorfer legte der Landkreis Stade allerdings das Genehmigungsverfahren erst einmal auf Eis - über eine Zurückstellung. Die Kommune habe die Planungshoheit, sagte Beneke.
Hintergrund: Die Gemeinde Bliedersdorf hat bereits 2014/ 2018 einen Bebauungsplan für einen Windpark aufgestellt. Seinerzeit waren erst vier, später drei Windkraftanlagen im Gespräch - allerdings lediglich mit einer Gesamthöhe von maximal 200 Metern. Angedacht war eine Anbindung über ein Erdkabel an das 5,2 Kilometer entfernte Umspannwerk Harsefeld. Die Zurückstellung gilt für ein Jahr.
Alterric-Windpark könnte 8750 Haushalte versorgen
Deshalb will der Bliedersdorfer Rat eine Veränderungssperre für den 54 Hektar großen Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. 19 an der Kreisstraße K26 zwischen Hohebrügge und Grundoldendorf - nordwestlich des bereits bestehenden Windparks - aufstellen. Die Flächen liegen im vom Landkreis Stade im Regionalen Raumordnungsprogramm festgesetzten Vorranggebiet für die Windkraft.
Zwei Windkraftanlagen vom Typ Enercon E-160 sollen aufgestellt werden - mit einer Nabenhöhe von 166 Metern (Gesamthöhe: 246 Meter) und einer Leistung von jeweils 5,56 Megawatt. Die Stromproduktion würde den Jahresverbrauch von knapp 8750 Durchschnittshaushalten - bei einem Strom-Verbrauch von 4000 kWh/a - decken, sagt Heiko Lammers von Alterric. Der erwartete JahresEnergieertrag liegt bei rund 35 Millionen Kilowattstunden.
Mit der Veränderungssperre wolle die Kommune sich die Möglichkeit sichern, noch Einfluss auf die Planung nehmen zu können, sagt Bürgermeister Tobias Terne (CDU). Wichtig ist ihm, dass die Anlagen nachts nur rot blinken, wenn die Flugzeuge oder Hubschrauber in der Nähe fliegen. Auch die Höhe der Anlagen könnte ein Thema sein. Bliedersdorf liegt 1500 Meter entfernt von den Anlagen.
Alterric ist ein Gemeinschaftsunternehmen der EWE und der Aloys-Wobben-Stiftung. Die Stiftung ist Eigentümerin des Windkraftanlagenbauers Enercon. Alterric will bis 2030 vier Milliarden Euro (9,4 Gigawatt) in Windkraft investieren. Die Gemeinde könnte finanziell profitieren, mindestens 90 Prozent der Gewerbesteuer sind dem Ort sicher, hinzu kommen 0,2 Cent pro Kilowattstunde.
Finanzspritze für die Gemeinde Bliedersdorf
Von einer Investition von mehr als 15 Millionen Euro ist die Rede. Alterric hofft, dass der Windpark im Jahr 2026 ans Netz geht. Gemeinde und Investor halten sich noch zurück. Das Unternehmen will seine Pläne in der kommenden Woche erst einmal dem Rat vorstellen - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Über die Veränderungssperre wird am Montag, 5. Juni, 19.30 Uhr, bei der öffentlichen Ratssitzung im Dorfgemeinschaftshaus abgestimmt.
Der Nabu hofft, dass Ultraschalldetektoren zum Schutz von Fledermäusen installiert werden. Bei den Starkwinden fliegen die zum Glück nicht.

Mitsprache sichern beim Ausbau der Windkraft. In diesem Bereich gilt die Veränderungssperre (orange) nördlich und südlich der K26 zwischen Bliedersdorf-Hohebrügge und Grundoldendorf. Karte: Gemeinde Bliedersdorf